Sicherheit oder Datenschutz: Ein falscher Gegensatz?
Filmvorführung »A Good American« und Diskussion
Fr, 16.12.2016 15:00 Uhr CET
Die Enthüllungen von Edward Snowden haben einer breiten Öffentlichkeit das unfassbare Ausmaß der bestehenden Massenüberwachung bekannt gemacht. Seitdem sind die Bestrebungen von Sicherheitsbehörden und Nachrichtendienste ungebremst, diese anlasslose Massenüberwachung weiter auszubauen und sich hierzu jegliche Innovation, wie beispielsweise das »Internet of Things«, dienstbar zu machen.
In Diskussionen um die öffentliche Sicherheit – insbesondere unmittelbar nach einem Terroranschlag – wird der Datenschutz oftmals als unnötiger Ballast oder gar als Behinderung der Nachrichtendienste dargestellt, die deren effektive Tätigkeit unmöglich macht. Dabei geht es doch im Datenschutz um die Wahrung von Bürger- und Menschenrechten, deren Verteidigung doch eigentlich die zentrale Aufgabe der Nachrichtendienste ist. Wie gehen Nachrichtendienste mit diesem Zielkonflikt um? Müssen wir uns zwischen Sicherheit auf der einen und Datenschutz auf der anderen Seite entscheiden?
Der Film »A Good American« des österreichischen Regisseurs Friedrich Moser stellt einen wichtigen Beitrag zur Diskussion dieser Fragen dar. In dem Film geht es um William Binney, der über drei Jahrzehnte hinweg Analyst der National Security Agency (NSA) und zuletzt als Technischer Direktor und Chefentwickler eines Datenanalyse-Programm namens »ThinThread« tätig war. Im Gegensatz zur heutigen Massenüberwachung basiert das Konzept der Datenanalyse von Binney auf einer Reduktion auf wenige Datenkategorien, die wirklich wesentlich sind (»Weniger ist mehr«). Damit kann zum einen sichergestellt werden, dass die Analysten nicht in einer Datenflut ertrinken und voll lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Zum anderen kann durch diesen Ansatz das Prinzip der Datensparsamkeit realisiert werden. Obwohl das Programm in der Lage war, mit minimalen Daten in Echtzeit Hinweise auf potentielle terroristische Aktivitäten zu geben, wurde die Umsetzung des Konzepts von der NSA-Führung verhindert.
Der Film »A Good American« dient als Ausgangspunkt für eine Diskussion über die Rolle der Nachrichtendienste bei der Verteidigung unserer Werte sowie über das Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Datenschutz. Neben dem Regisseur des Films sind anerkannte Experten zu rechtlichen und technischen Fragen der Sicherheit und des Datenschutzes eingeladen. Aufgrund des gegebenen Zeitrahmens wird die Veranstaltung eher als Startpunkt denn als Endpunkt dieser Diskussion fungieren – ein besonderes Konzept ermöglicht es jedoch, diese Diskussion auch nach Ende der Veranstaltung fortzuführen.
Um die dringend benötigte Auseinandersetzung in der breiten Öffentlichkeit zu fördern, ist der Zutritt zu dieser Veranstaltung nicht nur für Experten, sondern für Interessierte aller Beruf- und Altersgruppen offen und kostenlos. Dies gilt für alle BürgerInnen, die die Digitalisierung mitgestalten wollen und auch für alle junge Menschen, die jetzt Verantwortung für die Zukunft übernehmen wollen, in der sie und ihre Kinder einmal leben werden. Wem unsere digitale Zukunft wichtig ist, der sollte diese besondere Veranstaltung nicht versäumen!
Programm
15:00 Uhr | Begrüßung und Einführung ins Thema durch Ernst O. Wilhelm (Veranstaltungsleiter) und Friedrich Moser (Regisseur »A Good American«) |
15:10 Uhr | Filmbeginn »A Good American« |
16:50 Uhr | Impulsvortrag: »Datenschutzkonforme Überwachung?« (Prof. Dr. Heckmann, DGRI) |
17:05 Uhr | Paneldiskussion mit Prof. Bernhard Esslinger (CrypTool Project), Prof. Dr. Heckmann (DGRI), Prof. Peter Weibel (ZKM), Regisseur Friedrich Moser und Moderator Ernst O. Wilhelm |
17:35 Uhr | World Coffee Break – interaktive Kaffeepause, Dr. Düpmeier (GI) |
18:05 Uhr | Vertiefungsvortrag: »Was kann ICH selbst tun?« von Prof. Bernhard Esslinger (CrypTool Project) |
18:35 Uhr | Datenschutz Short Story Wettbewerb, Tobias Wengert (Dragon Days) |
18:45 Uhr | Schlusswort von Ernst O. Wilhelm (Veranstaltungsleiter) |
19:00 Uhr | Ende der Veranstaltung |
Initiator der Veranstaltung/ Veranstaltungsleitung
Ernst O. Wilhelm ist als Chief Privacy Officer für die GFT Technologies SE tätig und national sowie international in der Data Protection und Computer Science Community aktiv. Unter anderem ist er Mitglied des German Chapter of the ACM (GChACM) sowie der Gesellschaft für Informatik (GI) und hier beispielsweise im Präsidiumsarbeitskreis »Datenschutz und IT-Sicherheit« tätig. Ferner ist er Mitglied in der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit (GDD) und engagiert in der International Association of Privacy Professionals (IAPP).
Partner der Veranstaltung
blue+green communication, Drop-Out Cinema eG, DGRI (Deutsche Gesellschaft für Recht und Informatik e.V.), German Chapter of the ACM, GDD (Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e.V.), IAPP (International Association of Privacy Professionals), CrypTool Project, Karlsruher Sicherheitsinitiative, Dragon Days
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Veranstalter