Peter Weibel

Foto: Andrea Fabry

Geburtsjahr, Ort

1944
Odessa
Ukraine

Todesjahr, Ort

2023, Karlsruhe

Rolle am ZKM

  • Künstler:in der Sammlung

Institut / Abteilung

  • Direktion

Biografie

Peter Weibel
 
1944 in Odessa geboren, studierte er Literatur, Medizin, Logik, Philosophie und Film in Paris und Wien. Durch seine vielfältigen Aktivitäten als Künstler, Kurator, Theoretiker und als Nomade zwischen Kunst und Wissenschaft galt er als eine zentrale Figur der europäischen Medienkunst.
 
Seit 1984 war er Professor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, von 1984 bis 1989 Professor für Video und Digitale Kunst am Center for Media Study an der State University of New York in Buffalo. 1989 gründete er das Institut für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt, das er bis 1995 leitete. Von 2009 bis 2012 war er Gastprofessor an der University of New South Wales, Sydney, Australien.
 
Von 1986 bis 1995 war Peter Weibel künstlerischer Leiter der Ars Electronica in Linz, von 1993 bis 1999 Österreichs Kommissär der Biennale von Venedig. Von 1993 bis 2011 war er Chefkurator der Neuen Galerie in Graz. 2008 war er künstlerischer Leiter der Biennale von Sevilla (Biacs3). 2011 war er künstlerischer Direktor der 4. Moskau Biennale für zeitgenössische Kunst. 2015 kuratierte er »lichtsicht 5«, die Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde.
 
Von 1999 bis 2023 war Peter Weibel Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Am 1. März 2023 verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren in Karlsruhe.

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2007 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der University of Art and Design Helsinki, 2013 die der Universität Pécs, Ungarn, verliehen. 2008 erhielt er das französische Ehrenzeichen Officier dans l'Ordre des Arts et des Lettres, 2009 den „Europäischen Kultur-Projektpreis“ der Europäischen Kulturstiftung. Im gleichen Jahr wurde Peter Weibel zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München gewählt. 2010 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse überreicht. Seit 2013 ist er ordentliches Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg. 2014 erhielt er den Oskar-Kokoschka-Preis, 2017 den Österreichischen Kunstpreis – Medienkunst und 2020 den Lovis-Corinth-Preis. Seit 2015 war er Ehrenmitglied der Russischen Kunstakademie in Moskau.

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Peter Weibel war in den 1960er Jahren wesentlich an drei Avantgarde-Bewegungen beteiligt: an der Entwicklung der visuellen Poesie, des Wiener Formalfilms und des Wiener Aktionismus, wofür er den Begriff prägte. Ab Mitte der 1960er Jahre entwickelte er eine selbstständige Erweiterung der Filmform durch Filmaktionen und Filminstallationen. Gleichzeitig produzierte er eine Reihe von konzeptuellen Foto- und Spracharbeiten.

1969 entstanden seine ersten Videos. Mit seinen körper- und medienzentrierten Performances erregte er in den späten 1960er Jahren eine Publizität. In seinen Medienwerken verband er Sprachkritik mit Gesellschaftskritik und versuchte, mit Hilfe der Medien sich von den Grenzen des Körpers zu befreien und die Wirklichkeit zu erweitern. In den 1970er Jahren realisierte er parallel zu einem umfangreichen Werk von Videobändern, Videoinstallationen, Videoperformances und weiteren Avantgarde- Filmen die Spielfilme »Unsichtbare Gegner« [1976-77] und »Menschenfrauen« [1980], zusammen mit Valie Export.

In den 1980er Jahren begann er mit digitalen Medien zu arbeiten. 1974 publizierte er Studien zur Automatentheorie und wurde damit zu einem der wenigen Medienkünstler, die für das digitale Zeitalter gerüstet waren, was dazu führte, dass er nach zahlreichen Lehrtätigkeiten als Gastprofessor und Professor in Kanada, Deutschland und Österreich und nach der Teilnahme an zahlreichen Medienfestivals, 1984 als Nachfolger von Hollis Frampton an das Digital Arts Laboratory am Department of Media Study der State University of New York at Buffalo [SUNY, Buffalo] berufen wurde, wo er bis 1989 unterrichtete.

In dieser Zeit produzierte er mehrere Medienopern, von »Der künstliche Wille« [1984] bis zu »Stimmen aus dem Innenraum« [1988] und sein videografisches Hauptwerk »Gesänge des Pluriversums« [1986-88] – eine Narration der Technotransformation der Welt seit 1800 mit den Mitteln audiovisueller Spezialeffekte.