• Sammelband

Flusseriana

An Intellectual Toolbox

Siegfried Zielinkski, Peter Weibel and Daniel Irrgang (eds.)
2015
»Flusseriana. An Intellectual Toolbox«, Univocal , 2015
© Univocal, ZKM | Karlsruhe
Publikationstyp
Sammelband
Verfasser / Herausgeber
Siegfried Zielinski, Peter Weibel und Daniel Irrgang (Hg.)
Verlag, Ort
Univocal Publishing, Minneapolis
Beschreibung
560 S.
Sprache
Deutsch, Englisch, Portugiesisch
Jahr
2015
ISBN
978-1-937561-52-9
Inhalt

Denken im Freistil – das ist Vilém Flussers intellektueller Operationsmodus: herausfordernd und anstößig, paradox und verwegen. Es kennt weder Disziplinen oder Fächer, noch huldigt es anderen akademischen Gerüsten und Ritualen. Es will vor allem in laufende kulturelle und künstlerische Prozesse eingreifen und sie beeinflussen. Das benötigt keine geschlossenen theoretischen Systeme, sondern offene operative Gebilde. Die »Flusseriana« ist ein entwicklungsfähiger Werkzeugkasten, der rund 200 Denkdinge verschiedenster Art enthält. Partikularitäten wie „Altweibersommer“, „Atlas“, „Hörigkeit“, das „Tier“ oder das „Mittelmeer“ genauso wie Verdichtungen von Flussers Denken wie die großen wiederkehrenden Themen „Geschichte“, „Sprache“, „Mythos“ und „Religion“, seine zentralen medienanalytischen Begriffe wie „Apparat“, „Abstraktion“, „Kybernetik“ oder „Telematik“, aber auch Flussers ureigene Wortschöpfungen wie „Kommunikologie“ oder „Punkteuniversum“, die alten und die neuen „Einbildungskräfte“. Geschrieben sind die Lemmata von mehr als 100 verschiedenen Autorinnen und Autoren. Das ist praktizierte Dialogik – ganz im Sinne des philosophischen Schriftstellers aus Prag.

»Flusseriana« wurd 2016 von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten Bücher in der Kategorie »Fachbücher, Wissenschaftliche Bücher, Sach-und Schulbücher« ausgezeichnet.

Begründung der Jury

"Als Wörterbuch entfaltet sich die Gedankenwelt des Kulturphilosophen Vilém Flusser in einem schmalen hochformatigen, aber stattlichen Pappband. Es ist – der polyglotten Bewandheit des Denkers Rechnung tragend – dreisprachig. Die Tätigkeit des Schreibens war für Flusser eine Daseinsform. Das drückt sich im formalen Konzept aus, indem die Sprachen parallel wie endlose Satzfahnen durch das Buch flattern.

Bei aller Dichte der Textmenge erscheinen die Seiten in ihrem überbetont rationalen Aufbau äußerst reizvoll. Die Doppelseite ist vierspaltig, die Spalte ganz links bleibt textfrei und ist den monumentalen Solitären des Alphabets vorbehalten. Dann folgen in der derselben klassischen Grotesktype die Sprachen. Der Beginn aller Einträge auf derselben Höhe ergibt variierende Weißräume innerhalb der Spalten. Dazu kommen die Kontraste des mächtigen Kolumnentitels mit gigantischer Seitenzahl, die deutlichen Abstufungen der Schriftschnitte und Schriftgrade und im Anschnitt die Linienblöckchen des Daumenregisters: viel Papierweiß, fettes Schwarz der Stichworte und Initialen, ziselierter Grauwert der Texte zelebrieren die alphabetische Ordnung, die die Gleichrangigkeit der Beiträge klarstellt.

Allein das Vorsatzpapier zeigt Farbe, Mintfarbe, und man denkt vielleicht an die frisch gelüftete Kehle des passionierten Schreibers wie Redners Vilém Flusser. Um die Metapher des Untertitels als »Werkzeugkasten« begreifbar zu machen, sind alle Lemmata auf die Einbanddeckel blindgeprägt – als Reha-Maßnahme für unsere smart wischelnden, aber stumpf gewischelten Fingerspitzen."
[Stiftung Buchkunst, »Die schönsten deutschen Bücher 2016«]

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