Critical Zones
Horizonte einer neuen Erdpolitik
Sa, 23.05.2020 – So, 09.01.2022
- Kosten
- Museumseintritt
Lange blieben die Reaktionen der Erde auf unser menschliches Handeln unbeachtet, doch spätestens mit der Protestbewegung Fridays for Future ist die Klimakrise in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Gedankenausstellung »CRITICAL ZONES« lädt dazu ein, sich mit der KRITISCHEN Lage der Erde auf vielfältige Art und Weise zu befassen und neue Modi des Zusammenlebens zwischen allen Lebensformen zu erkunden.
Mittlerweile ist sich jede/r der existentiellen Bedrohung unserer (gemeinsamen) Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde bewusst, doch nur sehr wenige besitzen eine Vorstellung davon, wie sie mit dieser neuen KRITISCHEN Situation umgehen sollen. Die BürgerInnen vieler entwickelter Länder wirken desorientiert; fast so, als würde man von ihnen verlangen, auf einem neuen Terroir – einer neuen Erde – zu landen, deren Reaktionen auf ihr Wirken sie lange ignoriert haben.
Die Erde als Netz aus KRITISCHEN ZONEN
Wir möchten folgende Hypothese aufstellen: Der beste Weg zur Kartierung dieser neuen Erde besteht darin, sie als ein Netz von KRITISCHEN ZONEN zu betrachten. Von verschiedensten Lebensformen im Laufe der Zeit erschaffen, bilden diese KRITISCHEN ZONEN eine nur wenige Kilometer dünne Oberfläche. Jene Lebensformen hatten die ursprüngliche Geologie der Erde völlig verändert, bevor die Menschheit sie in den letzten Jahrhunderten noch einmal verwandelte.
Im Laufe der Jahre haben WissenschaftlerInnen zahlreiche OBSERVATORIEN zur Untersuchung dieser KRITISCHEN ZONEN eingerichtet. Sie haben uns die komplexe Zusammensetzung und die extreme Zerbrechlichkeit dieser dünnen Haut der Erde vor Augen geführt, in der alle Lebensformen – auch die Menschen – zusammenleben müssen. Sie haben die Geowissenschaften auf vielfältige Weise erneuert, auf Wegen, die auch die Zustimmung Alexander von Humboldts gefunden hätten.
Eine neue Hinwendung zum IRDISCHEN
Zunehmend erkennen WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen, AktivistInnen, PolitikerInnen und BürgerInnen, dass sich die Gesellschaft nicht allein an den Bedürfnissen der Menschheit orientieren darf, sondern wieder IRDISCH werden muss, wenn sie keine Bruchlandung hinlegen möchte. Das Projekt »Moderne« befindet sich seit Langem in vollem Gange, ohne Rücksicht auf die Grenzen des Planeten. Plötzlich jedoch gibt es eine allgemeine Hinwendung zur Erde und eine neue Aufmerksamkeit dafür, wie Lebewesen sie bewohnen könnten. In der POLITIK geht es nicht mehr nur darum, dass Menschen allein und ausschließlich für sich selbst Entscheidungen treffen, vielmehr ist POLITIK zu einem wesentlich komplexeren Unterfangen geworden. Neue Formen der Bürgerschaft und neue Arten der Aufmerksamkeit und Fürsorge für Lebensformen sind notwendig, um einen gemeinsamen Grund zu schaffen.
Die Ausstellung als OBSERVATORIUM DER KRITISCHEN ZONEN
Über einen Zeitraum von mehreren Monaten veranstaltet das ZKM eine Ausstellung, die im kleinen Maßstab das Modell einer neuen Räumlichkeit sowie die Vielfalt der Beziehungen zwischen den dort lebenden Lebensformen simuliert. Sie dient als OBSERVATORIUM DER KRITISCHEN ZONEN, in dem sich die BesucherInnen mit der neuen Situation vertraut machen können. Diese besondere Kombination aus Gedankenexperiment und Ausstellung wurde von Bruno Latour und Peter Weibel im Rahmen ihrer bisherigen Zusammenarbeit am ZKM entwickelt. »Iconoclash« im Jahr 2002, »Making Things Public« im Jahr 2005 und »Reset Modernity!« im Jahr 2016 bilden die drei vorherigen »Gedankenausstellungen«, die sich aus ihrer intensiven, inzwischen zwanzig Jahre währenden Arbeitsbeziehung ergaben.
Critical Zones Forschungsseminar an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG)
Unter Anleitung Bruno Latours und in Zusammenarbeit mit Martin Guinard-Terrin (Kurator), Bettina Korintenberg (Kuratorin, ZKM Karlsruhe) und Daniel Irrgang (Medienwissenschaftler, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) arbeiteten die Teilnehmer:innen des Forschungsseminars »Critical Zones« sowohl konzeptionell als auch mit konkreten Beiträgen an der Vorbereitung der gleichnamigen Ausstellung am ZKM.
Der Begriff »Critical Zone« ist aus den Geowissenschaften übernommen und bezeichnet dort die biochemische, fragile Schicht der Erde, ihre Oberfläche, auf der das Leben entsteht. Von Bruno Latour wird der Begriff erweitert zu einem kritischen, teilnehmenden Verhältnis zu unserer Lebenswelt, deren bedrohter Zustand in der nun vom Menschen geprägten Erdgeschichte ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht hat. Als »Neues Klimaregime« hat Latour diese weltweite, alle Lebewesen auf dem Planeten berührende Situation beschrieben, die sich nicht nur auf ökologische Krisen beschränkt, sondern Fragen der Politik und Kulturgeschichte genauso berührt wie ethische und erkenntnistheoretische Perspektivenwechsel.
Kuratorisches Team
- Kurator/in
- Kurator/in
- Kurator/in
- Kurator/in
Kuratorischer Beirat
Alexandra Arènes (Architektin)
Bruce Clarke (Literaturwissenschaftler)
Jérôme Gaillardet (Geochemiker)
Joseph Koerner (Kunsthistoriker)
Daria Mille (Kuratorin)
Critical Zones Forschungsseminar an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG)
Ausstellungsteam
Bettina Korintenberg (kuratorische Projektleitung)
Daria Mille (kuratorische Projektleitung)
Barbara Kiolbassa (Vermittlung)
Jessica Menger (kuratorische Assistenz)
Daniel Irrgang (Web-Redakteur und Koordinator des Critical Zones Forschungsseminars)
Matthias Gommel (Szenografie)
Anne Däuper (technische Projektleitung)
Grafikdesign
operative.space (Robert Preusse, Stefanie Rau)
Organisation / Institution
Kooperationspartner
Hydrogeochemisches Umweltobservatorium: Wassereinzugsgebiet Strengbach, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG), Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, TBA21 – Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Academy
Im Austausch mit lokalen Initiativen aus Karlsruhe, u.a.:
Bürgeraktion Umweltschutz, Büro SchwarzErde, Coaching Community, Energietransformation im Dialog, Extinction Rebellion Karlsruhe, Greenpeace Karlsruhe, ITAS / Quartier Zukunft, Klimakollektiv Karlsruhe, KonsumGlobal, KonsumGlobalKarlsruhe, NABU Gruppe Karlsruhe, Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwörth, Netzwerk für Natur- und Umweltbildung Karlsruhe, Open Knowledge Lab Karlsruhe, Parents for Future Karlsruhe, Scientists for Future Karlsruhe, Artists for Future Karlsruhe, Streuobstwieseninitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V., Gartenfreunde Karlsruhe e.V., Umwelt- und Arbeitsschutz
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Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Baden Württemberg-Stiftung und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg im Rahmen des Impulsprogramms »Kunst trotz Abstand«
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Partner ZKM und Projektpartner
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Mit der freundlichen Unterstützung von
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Kooperationspartner