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Fuzzy relations: depicting holobiont

Ein Beitrag von Olga Lukyanova

© Olga Lukyanova
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Lynn Margulis and Ricardo Guerrero

»In der Arithmetik des Lebens ist Eins immer Viele. Viele ergeben oft Eins, und eins ist bei näherer Betrachtung aus Vielen zusammengesetzt«

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Millionen von Lebensformen, unsichtbar für das bloße Auge, sind in alles und jeden um uns herum eingewoben. Einer, sei es eine Pflanze, ein Tier oder ein Pilz, jeder komplexe Organismus als solcher, ist nie genau einer. Seine scheinbare Autonomie ist eine Abstraktion. Man ist in Myriaden von symbiotischen Netzwerken verstrickt, die sich aus den Interaktionen zwischen einem selbst – dem Wirt – und den ansässigen Mikroorganismen zusammensetzen, die außerordentlich elaborierte Gemeinschaften bilden, die in und auf ihm leben. Solche Assemblagen, bei denen nicht immer klar ist, wo das eine endet und das andere beginnt, werden Holobionten genannt. 

Die Beziehungen zwischen einem Wirt und seinen assoziierten Mikroben sind komplex. Einige von ihnen sind von großem Nutzen und bilden sogar lebenserhaltende Abhängigkeiten: man denke an Korallen, die ohne ihre bakteriellen Partner nicht überleben können. Andere können parasitisch oder lebensbedrohlich sein. Und wieder andere können von einer Kategorie in die andere wechseln, wenn sich die Umstände ändern: Was früher hilfreich war, kann plötzlich gefährlich werden, oder umgekehrt. Die Beziehungen zwischen den Entitäten, die das Ganze ausmachen, entwickeln sich im Laufe ihres Lebens dynamisch in Abhängigkeit von Umwelt-, Ernährungs- und anderen Faktoren. Da Holobionten im Wesentlichen selbst Ökosysteme sind, sind sie alles andere als statisch. 

In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler:innen viel Mühe in die Untersuchung der komplizierten Interaktionen innerhalb der verschiedenen Wirt-Mikroben-Gemeinschaften investiert. Heute verfügen wir über ein umfangreiches Wissen darüber, wie wechselseitige symbiotische Einflüsse so grundlegende Prozesse wie Verdauung, Stoffwechsel, Reifung, die Funktionsweise des Immunsystems und sogar die Gehirnfunktion beeinflussen können. 

 

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© Olga Lukyanova
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Trotz eines wachsenden Verständnisses ist es nicht einfach, das Wesen der holobiontischen »Figur« darzustellen, weder durch Sprache noch visuell. Ihre symbiotischen Kopplungen und immer wieder neu entstehenden Interaktionen zwischen den Arten missachten Grenzen und entziehen sich einer Fixierung. Das gilt besonders, wenn es sich um Arten wie unsere eigene, die menschliche Art, handelt. Hier lässt der Größenunterschied die mikroskopische Welt neben einem viel größeren Wirtskörper verschwinden, der für das bloße Auge als perfekt begrenzt, fest und einzigartig erscheint. Das hindert uns daran zu erkennen, dass auch wir Assemblagen sind, eine Idee, die unsere Selbstwahrnehmung in Frage stellt. 

Auf der Suche nach einer evokativen, resonanten visuellen Annäherung an den Reichtum dieser artenreichen Versammlung experimentierte ich mit der Technik der Nass–in–Nass–Aquarellzeichnung. Es stellte sich heraus, dass die Natur dieser Technik in gewisser Weise den unsicheren Bewegungen und Prozessen entlang der Mikroben–Wirt–Achse ähnelt. Wie Farben treiben und mischen sich verschiedene Organismen in einem flüssigen Milieu, überlagern und verschmelzen. Es sind diese Interaktionen – und nicht individuelle Farbidentitäten – die Muster und Bilder formen.

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© Olga Lukyanova
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Der Ansatz ist ziemlich opportunistisch. Der Maler initiiert, aber lenkt sie nicht vollständig, er folgt dem Fluss der Farbe und ergreift Chancen, sie in eine gewünschte Form zu lenken. Die Grenzen erscheinen und verschwinden, die Farben verdünnen oder verstärken sich gegenseitig. Die Figur entsteht langsam unter äußeren und inneren Kräften und lässt sich nur bedingt steuern, bevor sie erstarrt. 

In der Realität gibt es jedoch kein biologisches Gegenstück zu dem Moment, in dem das Bild beim Trocknen fixiert wird. Das fertige Aquarellbild ist eher mit einer Momentaufnahme zu vergleichen, die eine Szene künstlich in der Schwebe hält. Dahinter fließen die Farben weiter.

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Anmerkung des Autors: Teile dieses Aufsatzes wurden zuerst veröffentlicht in Bruno Latour und Peter Weibel, Hg. »Critical Zones: Observatories for Earthly Politics.« MIT Press, 2020.

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