Bankett
Metabolismus und Kommunikation
Do, 15.05.2003 – Di, 24.08.2004
Die Ausstellung »Bankett. Metabolismus und Kommunikation« nimmt den menschlichen Stoffwechsel zum Ausgangspunkt einer Untersuchung des Metabolismus unseres sozialen und ökologischen Systems. Das Potential der Globalisierung und die Politik der Informationsproduktion und -konsumption werden als globale Prozesse beschrieben, die den Stoffwechselprozessen des Körpers ähnlich sind. Die Analogie zwischen Metabolismus und Kommunikation soll hier zu einem tieferen Verständnis und zu einer kritischen Analyse des Informationsflusses in der heutigen Gesellschaft führen. Aus wissenschaftlicher Sicht bildet der Metabolismus ein dynamisches Netzwerk, in dem sich Material-, Informations- und Energieströme verwandeln und verbinden. Diese Ströme sind ihrerseits, so formuliert es der Soziologe Manuel Castells, „Ausdruck jener Prozesse, die unser wirtschaftliches, politisches und symbolisches Leben dominieren. (...) unsere Gesellschaft beruht auf Strömen: Kapitalströmen, Informationsströmen, Technologieströmen, Strömen der organisatorischen Interaktion, der Bilder, Töne und Symbole ... Der Raum der Orte wird zu einem Raum der Ströme.“
»Bankett«, ein Begriff, den man von Alters her mit einem Forum des Austauschs und der Reflexion assoziiert, verweist in der Ausstellung auf die Frage nach dem Ort von Nahrungsaufnahme und Kommunikation. Mit der Etablierung einer Fast-Food Kultur und des Einzugs des Fernsehens in das private Leben rückte der Tisch, als ein Ort der gemeinsamen Mahlzeiten und des täglichen Gesprächs aus dem Mittelpunkt des sozialen Lebens. Die in der Ausstellung vertretenen Künstler reflektieren kritisch eben jenen Prozess der Abkehr von jahrhundertealten Kommunikationssituationen der Nähe, von der Nahrungsaufnahme als einem sozialen Akt der Kommunikation, zu Kommunikationsformen der Ferne, z.B. via Internet.
»Bankett« formuliert die Analogie zwischen Metabolismus und Kommunikation im Sinne eines produktiven Mechanismus, der eine kritische Analyse jener mathematischen und kybernetischen Modelle und Instrumente erlaubt, die bisher unsere Vorstellungen bestimmen. Dabei zeigt die Ausstellung nicht nur einige der Symptome, wie Spannungen und Funktionsstörungen, die für den globalen Metabolismus bezeichnend sind, sondern auch Möglichkeiten, diesen Prozess zu charakterisieren.
»Bankett« ist konzipiert als eine offene Konversation zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. In einer Gesellschaft, die von einer Ökonomie der Aufmerksamkeit bestimmt wird, versucht die Ausstellung das Bewusstsein auf die globalen Prozesse der Nahrungs- und Informationsdistribution und den Umgang mit natürlichen Ressourcen zu lenken. In einem Vergleich mit dem lokalen Prozess des menschlichen Metabolismus soll kritisch gegen einen homogenisierten Konsumenten mit gleichgeschalteten Bedürfnissen argumentiert werden.
»Bankett« ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Palau de la Virreina in Barcelona, dem Centro Cultural Conde Duque in Madrid und dem ZKM Karlsruhe. Im Sinne einer »exhibition in flow« realisiert jede Institution jeweils eine eigenständige Ausstellung, jedoch mit einigen gemeinsamen Projekten.
In Barcelona wurde die Ausstellung von Januar bis März 2003 gezeigt, auf die größte Ausstellungsstation Karlsruhe folgt Madrid (September bis November 2003). Anschließend erscheint ein gemeinsamer Katalog in Englisch und Spanisch, der auch die Beiträge der geplanten Vortragsreihen und der jeweils vor Ort entstandenen künstlerischen Arbeiten enthalten soll.
Impressum
- Kurator/in
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Organisation / Institution
Kooperationspartner
Palau de la Virreina, Barcelona ; Centro Cultural Conde Duque, Madrid