Veranstaltung
Lichtkunst aus Kunstlicht (Eröffnung)
Fr, 18.11.2005 19:30 Uhr CET
- Ort
- Foyer
Die Welt des Sichtbaren und des Sehens ist bekanntlich die Welt des Lichts. Die Kunst als Feld des Sichtbaren ist – wie die Malerei zeigt – schon immer an das Universum des Lichts gebunden. Das Rätsel um das Wesen des Lichts wurde 1905 von Albert Einstein mit der Welle-Teilchen-Dualität gelöst. Licht ist sowohl eine elektromagnetische Welle als auch ein Strom von Teilchen. Es ist eine Form von Energie, die sich im luftleeren Raum mit einer Geschwindigkeit von 299.792.458 m/s ausbreitet. Trifft Licht auf prismatische Strukturen, so teilt es sich in verschiedene Wellenlängen auf, die als Farben sichtbar werden. Seine Beleuchtungsstärke wird in Lux gemessen und Lumen bezeichnet den Lichtstrom bzw. die Lichtmenge, die von einer Lichtquelle ausgeht.
Die Malerei hat sich vorwiegend auf die Abbildung des natürlichen Lichts und die aus der Optik und anderen Bereichen bekannten Wellenphänomene konzentriert. Erst seit der Entdeckung von Heinrich Hertz 1889 in Karlsruhe, „daß die elektrischen Wellen sich ganz nach Art der optischen Wellen fortpflanzen“ (Max Planck, 1894) und die gleiche Geschwindigkeit besitzen, es also eine reale wie symbolische Beziehung zwischen Licht und Elektrizität gibt, prägt uns alle das Universum des künstlichen Lichts.
Wie kaum ein anderes Medium hat das elektrische Licht in den letzten einhundert Jahren unseren Lebensraum revolutioniert und demokratisiert. Vielfältigste Bereiche des Alltags, des Berufslebens, des Konsums, der Medienwelt usw. haben sich durch das künstliche Licht verändert – so auch die Kunst. In einer vorher nie da gewesenen Fülle und Form erleuchtet künstliches Licht seit Beginn des letzten Jahrhunderts mehr und mehr Straßen, Schaufenster, Reklameschilder und Häuser. Wir wohnen in Städten und Gärten des Lichts. Vom Flugzeug oder Satelliten aus betrachtet wirkt die nächtliche, illuminierte Erde selbst wie ein Sternenhaufen. Lichtwerke wurden zu künstlichen Sternen, wodurch sich die Welt des Sichtbaren und das Leben der Menschen insgesamt verändert hat. Nach dem Sieg über die Nacht und die Sonne leben wir in künstlichen Lichtparadiesen.
Seit beinahe einhundert Jahren setzen sich KünstlerInnen mit dem immateriellen Medium in Form von Glühbirnen, Leuchtstoff- oder Neonröhren, glimmenden LEDs oder leistungsstarken Scheinwerfern auseinander. Die Kunst hat sich von der illusionären Repräsentation des natürlichen Lichts immer mehr dem realen Einsatz des künstlichen Lichts zugewandt. Das Kunstwerk verwandelte sich von einem Schirm der Darstellung der Wellenphänomene des natürlichen Lichts – prismatische Zerlegung in Regenbogenfarben – zu einem realen Sender von Elektronen und Photonen des künstlichen Lichts. KünstlerInnen schaffen autonome, leuchtende Objekte und Räume oder illuminieren gar Landschaften.
Die Elektrifizierung der Welt hat KünstlerInnen unterschiedlichster Richtungen wie Futurismus, Konstruktivismus, Kinetismus-Farbmusik und Bauhaus begeistert. Das immaterielle künstliche Licht schuf über Kunstrichtungen wie Materialmalerei, Film, Kinetik und Op Art ein eigenständiges Medium: die Lichtkunst.
Pioniere der Lichtkunst wie László Moholy-Nagy, Thomas Wilfred oder Zdenĕk Pešánek verdeutlichen, welche elementare Anziehungskraft von diesem Medium auf die KünstlerInnen ausgegangen ist. Ebenso zeigen dies zeitgleich die Avantgardefilme der 1920er Jahre von Hans Richter, Walter Ruttmann, Viking Eggeling und Oskar Fischinger.
Anhand raumgreifender Installationen, Neupräsentationen und Rekonstruktionen historisch bedeutender Lichtobjekte, -installationen und -environments demonstriert die Ausstellung, wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere den 1960er Jahren, das Medium Licht verstärkt auf das Interesse zahlreicher europäischer Künstlergruppen stieß und wie diese mit Licht, Farbe und Bewegung umgegangen sind. Herausragende Werkgruppen von ZERO (Deutschland), GRAV (Frankreich), Gruppo T und Gruppo N (Italien) dokumentieren den Beginn immersiver und interaktiver, sogar virtueller Environments. Dabei setzten viele KünstlerInnen das elektrische Licht nicht nur statisch ein, sondern verbanden es auch mit kinetischen Elementen. Zu erfahren sind in diesem Kontext faszinierende Arbeiten von Nicolas Schöffer, Jean Tinguely oder Gerhard von Graevenitz.
Erstmalig präsentiert die spektakuläre Ausstellung im ZKM | Museum für Neue Kunst die klassischen Highlights der Lichtkunst, wobei gerade die jüngste Gegenwart überraschende Rückbezüge offenbart. Frühe Positionen bedeutender Künstler wie Dan Flavin, Bruce Nauman, Keith Sonnier, James Turrell, Mario Merz, François Morellet, Ferdinand Kriwet und Maurizio Nannucci verdeutlichen den Einsatz und die Wichtigkeit von künstlichem Licht in Konzeptkunst, Op Art, Arte Povera, u.a.
Aktuelle Produktionen belegen das schillernde Spektrum der vielfältigen Auseinandersetzungen mit dem künstlichen Licht. Die Ästhetisierung konzeptioneller, designbezogener oder physikalischer Problem- und Wahrnehmungsfelder des immateriellen Lichts verdeutlichen Werke von Heimo Zobernig, Sylvie Fleury, Jenny Holzer oder Cerith Wyn Evans, neben Jorge Pardo, Tobias Rehberger oder Olafur Eliasson. Ob ästhetisch, provokant, anspielungsreich oder reduziert, privat oder öffentlich: Tracey Emin, Martin Boyce, Hermann Pitz, Mischa Kuball, Tatsuo Miyajima oder Mike Kelley – in den komplexen Feldern der Lichtbezüge zwischen Avantgarde und Pop wird die Faszination des Mediums üppig und bunt beleuchtet. Die aktuellsten Beiträge und neuesten Technologien, das postmoderne Spiel der Formen und Inhalte, für das exemplarisch Berta Fischer, Benita Liebel, Anselm Reyle, Simon Dybbroe Møller, Björn Dahlem aber auch Jason Rhoades oder Zaha Hadid stehen, faszinieren in tiefgründigen Lichtsphären, ironischen Querverweisen und filigranen Lichtspielen. Ein wahres Feuerwerk der beeindruckend großen und wunderschönen Bandbreite der Lichtkunst aus Kunstlicht entfaltet sich im ZKM | Museum für Neue Kunst.
Die Ausstellung verlässt den musealen Kontext, um auch nachts ihre Aura entfalten zu können und dem Thema weitere Bezugsfelder zu ermöglichen. Auf dem Außengelände des ZKM sind ortsspezifische Lichtobjekte, -skulpturen und -installationen zu sehen, die in den Stadtraum strahlen und wirken.
Die Malerei hat sich vorwiegend auf die Abbildung des natürlichen Lichts und die aus der Optik und anderen Bereichen bekannten Wellenphänomene konzentriert. Erst seit der Entdeckung von Heinrich Hertz 1889 in Karlsruhe, „daß die elektrischen Wellen sich ganz nach Art der optischen Wellen fortpflanzen“ (Max Planck, 1894) und die gleiche Geschwindigkeit besitzen, es also eine reale wie symbolische Beziehung zwischen Licht und Elektrizität gibt, prägt uns alle das Universum des künstlichen Lichts.
Wie kaum ein anderes Medium hat das elektrische Licht in den letzten einhundert Jahren unseren Lebensraum revolutioniert und demokratisiert. Vielfältigste Bereiche des Alltags, des Berufslebens, des Konsums, der Medienwelt usw. haben sich durch das künstliche Licht verändert – so auch die Kunst. In einer vorher nie da gewesenen Fülle und Form erleuchtet künstliches Licht seit Beginn des letzten Jahrhunderts mehr und mehr Straßen, Schaufenster, Reklameschilder und Häuser. Wir wohnen in Städten und Gärten des Lichts. Vom Flugzeug oder Satelliten aus betrachtet wirkt die nächtliche, illuminierte Erde selbst wie ein Sternenhaufen. Lichtwerke wurden zu künstlichen Sternen, wodurch sich die Welt des Sichtbaren und das Leben der Menschen insgesamt verändert hat. Nach dem Sieg über die Nacht und die Sonne leben wir in künstlichen Lichtparadiesen.
Seit beinahe einhundert Jahren setzen sich KünstlerInnen mit dem immateriellen Medium in Form von Glühbirnen, Leuchtstoff- oder Neonröhren, glimmenden LEDs oder leistungsstarken Scheinwerfern auseinander. Die Kunst hat sich von der illusionären Repräsentation des natürlichen Lichts immer mehr dem realen Einsatz des künstlichen Lichts zugewandt. Das Kunstwerk verwandelte sich von einem Schirm der Darstellung der Wellenphänomene des natürlichen Lichts – prismatische Zerlegung in Regenbogenfarben – zu einem realen Sender von Elektronen und Photonen des künstlichen Lichts. KünstlerInnen schaffen autonome, leuchtende Objekte und Räume oder illuminieren gar Landschaften.
Die Elektrifizierung der Welt hat KünstlerInnen unterschiedlichster Richtungen wie Futurismus, Konstruktivismus, Kinetismus-Farbmusik und Bauhaus begeistert. Das immaterielle künstliche Licht schuf über Kunstrichtungen wie Materialmalerei, Film, Kinetik und Op Art ein eigenständiges Medium: die Lichtkunst.
Pioniere der Lichtkunst wie László Moholy-Nagy, Thomas Wilfred oder Zdenĕk Pešánek verdeutlichen, welche elementare Anziehungskraft von diesem Medium auf die KünstlerInnen ausgegangen ist. Ebenso zeigen dies zeitgleich die Avantgardefilme der 1920er Jahre von Hans Richter, Walter Ruttmann, Viking Eggeling und Oskar Fischinger.
Anhand raumgreifender Installationen, Neupräsentationen und Rekonstruktionen historisch bedeutender Lichtobjekte, -installationen und -environments demonstriert die Ausstellung, wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere den 1960er Jahren, das Medium Licht verstärkt auf das Interesse zahlreicher europäischer Künstlergruppen stieß und wie diese mit Licht, Farbe und Bewegung umgegangen sind. Herausragende Werkgruppen von ZERO (Deutschland), GRAV (Frankreich), Gruppo T und Gruppo N (Italien) dokumentieren den Beginn immersiver und interaktiver, sogar virtueller Environments. Dabei setzten viele KünstlerInnen das elektrische Licht nicht nur statisch ein, sondern verbanden es auch mit kinetischen Elementen. Zu erfahren sind in diesem Kontext faszinierende Arbeiten von Nicolas Schöffer, Jean Tinguely oder Gerhard von Graevenitz.
Erstmalig präsentiert die spektakuläre Ausstellung im ZKM | Museum für Neue Kunst die klassischen Highlights der Lichtkunst, wobei gerade die jüngste Gegenwart überraschende Rückbezüge offenbart. Frühe Positionen bedeutender Künstler wie Dan Flavin, Bruce Nauman, Keith Sonnier, James Turrell, Mario Merz, François Morellet, Ferdinand Kriwet und Maurizio Nannucci verdeutlichen den Einsatz und die Wichtigkeit von künstlichem Licht in Konzeptkunst, Op Art, Arte Povera, u.a.
Aktuelle Produktionen belegen das schillernde Spektrum der vielfältigen Auseinandersetzungen mit dem künstlichen Licht. Die Ästhetisierung konzeptioneller, designbezogener oder physikalischer Problem- und Wahrnehmungsfelder des immateriellen Lichts verdeutlichen Werke von Heimo Zobernig, Sylvie Fleury, Jenny Holzer oder Cerith Wyn Evans, neben Jorge Pardo, Tobias Rehberger oder Olafur Eliasson. Ob ästhetisch, provokant, anspielungsreich oder reduziert, privat oder öffentlich: Tracey Emin, Martin Boyce, Hermann Pitz, Mischa Kuball, Tatsuo Miyajima oder Mike Kelley – in den komplexen Feldern der Lichtbezüge zwischen Avantgarde und Pop wird die Faszination des Mediums üppig und bunt beleuchtet. Die aktuellsten Beiträge und neuesten Technologien, das postmoderne Spiel der Formen und Inhalte, für das exemplarisch Berta Fischer, Benita Liebel, Anselm Reyle, Simon Dybbroe Møller, Björn Dahlem aber auch Jason Rhoades oder Zaha Hadid stehen, faszinieren in tiefgründigen Lichtsphären, ironischen Querverweisen und filigranen Lichtspielen. Ein wahres Feuerwerk der beeindruckend großen und wunderschönen Bandbreite der Lichtkunst aus Kunstlicht entfaltet sich im ZKM | Museum für Neue Kunst.
Die Ausstellung verlässt den musealen Kontext, um auch nachts ihre Aura entfalten zu können und dem Thema weitere Bezugsfelder zu ermöglichen. Auf dem Außengelände des ZKM sind ortsspezifische Lichtobjekte, -skulpturen und -installationen zu sehen, die in den Stadtraum strahlen und wirken.
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