Veranstaltung
Wizards of OS 1.0
Tage der Offenen Quellen und der Freien Software
Fr, 16.07. – Sa, 17.07.1999
„Mich kann man nicht beklauen, mich kann man nur benutzen.“
– Wolfgang Neuss nach Tucholsky
Am Anfang war das Wort, und es war frei. Dann erfanden die Verleger das Urheberrecht. Kurz darauf kam der Computer. Und wieder war das Wort Tat. Und wieder war es frei. Programmierer tauschten ihre Arbeitsergebnisse untereinander aus, wie es unter Wissenschaftlern üblich ist. Erst als Computer zu Massenartikeln wurden und eine Softwareindustrie entstand, wurde der Code – das Wort – zum Geschäftsgeheimnis. In der sogenannten Informationsgesellschaft dreht sich alles ums »geistige Eigentum«. Wir befinden uns im Jahre 1999 n.Chr. Die ganze Welt ist von den Römern aus Redmond besetzt. Die ganze Welt? Nein! Eine von unbeugsamen Software-Entwicklern bevölkerte Gemeinde hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Ihr Zaubertrank heißt Freiheit und Quelloffenheit.
Der Aufstieg der freien Software ist die erstaunlichste Entwicklung in der Computer-Welt der jüngsten Zeit. Das von Beginn an freie GNU/Linux verzeichnet den größten Zuwachs unter allen Betriebssystemen. Seine Karriere begann im Verborgenen: Systemadministratoren wußten von seiner hohen Zuverlässigkeit und installierten es in den Rechenzentren ihrer Arbeitgeber, oft ohne deren Wissen. Erst als bekannt wurde, daß die digitalen Spezialeffekte des Films Titanic unter Linux berechnet wurden und Firmen wie StarDivision und Oracle Linux-Versionen ihrer Softwareprodukte anboten, rückte das freie Betriebssystem ins Zentrum der Computer-Öffentlichkeit. Als vor gut einem Jahr Netscape den Programmtext seines Internet-Browsers offenlegte, war es das erste Mal, daß ein Fortune 500-Börsenstar sein Glück darin sah, sein Eigentum mit allen zu teilen. Eine nichtabreißende Zahl von Produzenten und Dienstleistern springt seither auf den Zug der quelloffenen Software. Heute verlangen gar Venture Capital-Investoren von ihren Software-Firmen, daß diese ihre Programme verschenken. Als schließlich selbst Forbes Magazine das Loblied von Open Source und Hackern sang, konnte man sich fragen, ob das Ende des Kapitalismus nah sei.
Der Trend stellt die konventionelle Logik der Softwareindustrie auf den Kopf. Gewöhnlich liefern Software-Hersteller ihren Kunden eine maschinenlesbare, binäre Version ihrer Software. Das Kochrezept ihrer Programme - den menschenlesbaren Quellcode - halten sie jedoch unter Verschluß, um ihr Know-How nicht der Konkurrenz auszuliefern. Ein Microsoft-Anwalt bezeichnete in einem Gerichtsverfahren wegen unlauteren Wettbewerbs den Quelltext von Windows als „eines der wertvollsten und geheimsten Stücke geistigen Eigentums auf der Welt.“
Bereits in den 70er Jahren entstand vor allem um das Betriebssystem Unix und um die Software-Technologie des Internets eine weltweite Gemeinde von kooperierenden Programmierern. Seit Beginn der 1980 geriet auch das ursprüngliche quelloffene Unix unter die Räder dieser Entwicklung. Der Programmierer Richard Stallman rief deshalb am Massachusetts Institute of Technology das Projekt eines vollständig freien Unix-kompatiblen Betriebssystem ins Leben, das er GNU (GNU's Not Unix) nannte.
Er wollte damit die Kultur von freien Entwicklern, Bastlern und Hackern bewahren, die sich an den Universitäten, aber auch außerhalb, gebildet hatte und die die Produkte ihrer Programmierkünste untereinander teilt – ganz so, wie Menschen ihre Lieder und ihre Kochrezepte austauschen und weiterentwickeln. Besonders das Internet ist Medium und zugleich Gegenstand dieser Kooperation. Die Formatierungssprache HTML, aus der Webseiten bestehen, ist ein anschauliches Beispiel: Im Browser kann sich jeder mit dem Menüpunkt »View Source« ansehen, wie eine Webseite gemacht ist, sie studieren, daraus lernen und das Gelernte auf den eigenen Seiten anwenden.
Dieses offene »Basar«-Modell, das Eric Raymond in seinem einflußreichen Aufsatz den »Kathedralen« der konventionellen Software-Entwicklung durch geschlossene Teams entgegenstellte, hat unschätzbare Vorteile auch für Computeranwender, die nicht selbst programmieren. Linux zeigt, daß der Basar zuverlässigere und flexiblere Software hervorbringen kann als abgeschottete Entwicklerteams, weil hunderte von Entwicklern seinen Programmcode täglich überprüfen und verbessern. Diese Vorteile möchten neuerdings auch große Computerkonzerne für sich nutzen: Sie legen den Quelltext ihrer Software offen und laden zur Mitarbeit bei Fehlersuche und Erweiterungen ein, in der Hoffnung auf Anerkennungspunkte (»mindshare«) und die unbezahlte Zuarbeit einer weltweiten Entwicklergemeinde.
Die Wizards of OS sind die erste Veranstaltung in Deutschland zur Kultur, Philosophie, Politik und Wirtschaft der freien Software. Ihr Leitmotiv heißt freie Software zwischen sozialer Bewegung und Marktwirtschaft. Wenn sich kooperative und korporative Kulturen treffen, geht es um mehr als nur die Frage, wer die bessere Software schreibt.
Prominente freie Software-Projekte werden von ihren Entwicklern vorgestellt. Das Paradebeispiel ist natürlich GNU/Linux. Mit XFree86 und der graphischen Benutzeroberflächen KDE zeigt es sich freundlich auch gegenüber nicht-programmierenden Nutzern. Apache ist die Software auf mehr als der Hälfte der Web-Server im Internet. Perl schließlich ist die am weitesten verbreitete Skriptsprache des Web – ein »Universalkleber« zwischen Programmiersprachen, Hard- und Software-Welten, der Web-Formulare und Suchmaschinen antreibt. Daran anschließend stellen sich Firmen vor, die ihr Geschäft mit freier Software machen. Firmen wie SuSE stellen System- und Anwendungsprogramme in Linux-Distributionen zusammen. Mittelständische Unternehmen wie Lunetix und Innominate installieren und betreuen Linux-Systeme. Verlage wie O'Reilly verkaufen Handbücher für freie Software. Industriegrößen wie Oracle oder Star Division bieten ihre Programme für Linux an. EDV-Abteilungen wie die der »tageszeitung« setzen Linux ein, um sich ihre Systeme maßschneidern zu können. Selbst Apple und Sun lassen sich in ihren Quelltext schauen.
Läutet der Linux-Boom den Ausverkauf freier Software ein? Oder steht jetzt ein Informationskapitalismus auf dem Prüfstand, dessen Geschäftsgrundlage »geistiges Eigentum« ist? Entsteht hier eine wirklich neue Ökonomie oder ist Open Source nur das Software-Business-Modell der flexibilisierten Dienstleistungsgesellschaft? Wenn Urheber-, Patent- und Markenrecht die Instrumente sind, mit denen die Rechteindustrien das kostbare geistige Gut schützen und vermarkten, so dienen im Gegenzug Freie Software-Lizenzen dazu, quelloffene Werke vor Mißbrauch abzusichern und offen zu halten. Welche Lizenzmodelle gibt es und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Sind Daten und Programme geschützter, wenn Systeminterna geheim bleiben – oder bietet erst offener Code eine Gewähr gegen Sicherheitslöcher? Nützt freie Software einem partnerschaftlichen Wissensaustausch zwischen reicheren und ärmeren Ländern? Welche Rolle kann sie in der Bildung spielen? Welche Magie haben die Witches of OS den nachgerade männerbündischen Wizards voraus? Schließlich werden die Wizards of OS der Frage nachgehen, wie sich die Mechanismen der freien Software auf andere Formen von Wissen anwenden lassen, auf Texte, Bilder, Musik und multimediale Kunst. Welche Parallelen zur Privatisierung von offenem Wissen finden sich in der anderen digitalen Revolution, der Gentechnik? Auch Saatgut ist von Bauern getauscht und gekreuzt worden, seit es Landwirtschaft gibt, doch heute erwerben Chemie- und Pharmakonzerne wie Monsanto – das sich gern als »Microsoft der Biotechnologie« bezeichnet – »geistiges Eigentum« an den Quellen des Lebens.
Open Source ist eine Befreiungsbewegung genannt worden. Ihr Zaubertrank setzt sich aus verschiedenen Ingredienzien zusammen: dem freien Zugang zum Quelltext, der Freiheit, ihn zu verändern und der Freiheit, das ursprüngliche Programm und die Modifikationen weiterzugeben – ob gratis oder gegen eine Gebühr. In der sich abzeichnenden neuen Wissensordnung könnte Software und anderen Wissenformen als kollektivem, öffentlichem Gut der höchste Wert zukommen, und ihrer Fortschreibung stünden keine Schließungen im Weg. Um es mit Richard Stallman zu sagen: Entscheidend ist die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
May the Source be With You!
Staatssekretär für Wirtschaft und Betriebe
Peter Weibel: Grußwort
Vorstand des ZKM, Karlsruhe
Alexander von Humboldt: Grusswort
assistiert durch Frank Holl und vorgetragen durch Sabine Vogel
Thorsten Schilling: Eröffnung
mikro e.V., Berlin
Volker Grassmuck: Eröffnung
mikro e.V., Berlin
Beginnen wir mit einem Gedankenspiel. Stellen wir uns in Gedanken eine große Bibliothek vor, genannt »The Library of Modern Sources«. Wie müßte der Bauplan eines solchen Sourcen-Museums aussehen? Wir dürften Abteilungen errichten und sie nach den großen Gruppen der Programmiersprachen trennen: die prozeduralen (FORTRAN, ALGOL, PASCAL und C) von den funktionalen Sprachen (LISP, ML oder MIRANDA), diese von den deklarativen (LOGO oder PROLOG), und hätten eine neue Abteilung mit den objektorientierten (SMALLTALK, EIFFEL, C++), den parallelen und den neuronalen Sprachen gerade im Aufbau.
Claus Kalle: »Das frühe Internet als Katalysator für Open Source-Software: Das Internet in Deutschland – Ein alter Hut?«
Heute ist es in aller Munde – das Internet mit seiner amorphen, weltweit präsenten Infrastruktur als Basis für viele intelligente Netzdienste wie Mosaic/WWW, auch und nicht zuletzt in Deutschland. Doch das war nicht immer so – wie es doch dazu kam, schildert dieser Artikel.
Kalle Dalheimer: »Management eines freien Software-Projekts am Beispiel KDE«
In diesem Papier beschreibe ich die Organisationsstrukturen eines OpenSource-Softwareprojektes, das international über das Internet verteilt zusammenarbeitet, am Beispiel des K Desktop Environments (KDE). Dazu gehe ich zunächst kurz auf die Ziele von KDE ein, bevor ich beschreibe, welche Techniken, Verfahren und Strategien verwendet werden, um ein solches Projekt zu organisieren und fokussiert zu halten.
Ich werde heute hier das zweite Freie Software Projekt vorstellen. Ich werde über Debian GNU/Linux sprechen. Debian GNU/Linux ist eine Linux-Distribution. Viele Leute kennen ja sicherlich Red Hat oder SuSE oder was es da sonst noch so auf dem Markt gibt. Ein Unterschied an dem Debian-Projekt ist, daß es nicht nur für normale Intel-Rechner verfügbar ist, sondern auch für Rechner mit Alpha, Sparc und 68000er Prozessoren.
Dirk Hohndel: »XFree86«
Was ist XFree86? Die meisten haben es wahrscheinlich schon mal gesehen. Wenn man einen Linuxrechner gesehen hat, hat man ihn wahrscheinlich nicht an einer Textkonsole gesehen. Das ist eher langweilig. Meistens sieht man ja so etwas. [zeigt auf die Projektion aus seinem Laptop.] Was da läuft ist schon X. XFree86 ist eine Implementation des X-Window-Systems, das ja schon vor vielen, vielen Jahren am MIT entwickelt wurde und das, zumindest in der Unix-Welt, der Standard für die Basis einer graphischen Benutzeroberfläche ist.
Lars Eilebrecht: »Apache«
Ich bin Mitglied der Apache Software Foundation und seit nunmehr zwei Jahren im Core-Team der Entwicklungsgruppe des Apache-Webservers. In den folgenden fünfzehn Minuten möchte ich einige wichtige Aspekte auch zur Historie des Apache erzählen. Werfen wir einen Blick ins Jahr 1995. Damals gab es den Apache noch nicht. Der meistverbreitete Webserver damals war der NCSA-Webserver. NCSA steht für das National Center for Supercomputing Applications an der Universität Illinois, USA.
Marc Lehmann: »The GIMP«
In der nächsten Viertelstunde möchte ich Ihnen etwas über ein Programm namens GIMP erzählen. Und das Wichtigste vorab ist dieses kleine Tierchen hier. Das nennt sich Wilbur. Wilbur ist ein GIMP, und was viel wichtiger ist: er wurde auch mit dem GIMP gezeichnet. Das GIMP ist ein Malprogramm oder auch ein Bildverarbeitungsprogramm. Man kann auch Fotos damit manipulieren. Und als Beispiel habe ich gleich mal einen Screen-Shot mitgebracht.
Patrick M. Hausen: «Berkeley Software Distribution: FreeBSD, NetBSD, OpenBSD«
Ich möchte Ihnen die »Alternative zu Linux«, so wird es manchmal genannt, die freien BSD-Varianten vorstellen. Hintergrund ist, daß wir im letzten Jahr und dieses Jahr eine regelrechte Linux-Hysterie im Markt haben. Auf der CEBIT dieses Jahr konnte man sich vor lauter Pinguinen nicht mehr retten. Und jedes Software-Unternehmen, das irgendwie eine Warenwirtschaft oder eine Zahnärztelösung oder sonstwas hat, kündigte groß an: „Jawohl, ja, wir machen das jetzt auch für Linux. Das ist ganz, ganz toll. Und dann werden wir ganz, ganz reich, genauso wie wir mit dem Internet alle ganz schnell ganz, ganz reich werden.“
Der folgende Vortrag beschäftigt sich weniger mit einem kommerziellen Open Source-Projekt. Es ist bekannt, daß die Firma SuSE sich am Rande unter anderem auch mit Linux beschäftigt. Ich versuche in dem Vortrag etwas anderes aufzuzeigen, nämlich wie wir uns in Zukunft vorstellen, potentielle Kunden zu unterstützen. Es wird darum gehen, zu zeigen, wo wollen wir als Firma SuSE hingehen – wir müssen die Strategie aufzeigen – und was große Kunden von uns erwarten können.
Rudolf Strobl: »New Technologies Management GmbH«
New Technologies Management GmbH -- noch nie gehört. Was hat die mit Linux zu tun? Ich will hier nicht allzuweit ausholen, weil ich zehn Minuten nicht überziehen sollte, und ein paar Worte zu meinem Background sagen. Ich hab, als ich noch die Firma ARTICON hatte (das war zirka 1994) das Linux-Magazin gegründet, d.h., das gibt es jetzt fünf Jahre. Ich hab dann 1996 ARTICON verlassen, Cybernet gegründet und dort die Firma LinuxLand ins Leben gerufen. Seit Ende 1998 bin bei der Cybernet raus und will jetzt in Zukunft sehr stark fokussieren auf neue Bereiche, eben mit der Firma New Technologies Management GmbH, um Linux-Firmen mit diversen Dingen, die ich später noch erläutern werde, zu unterstützen, daß sie ihren Markt finden.
Sebastian Hetze: »LunetIX«
Ich bin Geschäftsführer von LunetIX. Wir haben die Firma 1992 mit einem absolut reinen Linux-Schwerpunkt gegründet. Wir sind da nicht dogmatisch. Wir finden durchaus: Windows ist ein hervorragender Client in Linux-Netzwerken. Es ist aber so, daß wir unseren Geschäftsschwerpunkt vollständig auf Linux setzen. Harald Milz will ich vielleicht doch an dieser Stelle noch die Geschichte mit dem ersten Linux-Haus abjagen. Wir sind zwar auch, wie SuSE, 1992 gegründet worden, aber unsere Linux-Distribution, die LunetIX Softwaredistribution LSD, haben wir schon Ende 1992 mit den Lehmanns-Buchhandlungen vertrieben. Und wenn ich mich recht entsinne, haben wir die auch Anfang 1993 oder sogar schon 1992 mit dem Heise Verlag bei eMedia angeboten. Wir haben dieses Geschäft tatsächlich sehr schnell wieder aufgegeben und den Distributoren, die es heute gibt, nämlich SuSE oder DELIX, überlassen.
Frank Gessner: »INTERSHOP Communications«
Ich wurde gebeten, hier auf dieser Veranstaltung, die ja hauptsächlich von Interessierten an freier Software und Linux besucht wird, darüber zu sprechen, was denn eine Firma wie Intershop, die ja nicht gerade dafür bekannt ist, die freie Software erfunden zu haben oder Linux-Vorreiter zu sein, davon hält. Ich werde Ihnen ein bisschen etwas über die Firma sagen, für die, die über Intershop noch nicht soviel wissen -- nur ein, zwei Slides. Ich möchte hier auch keine Produktwerbung machen. Ich werde dann zu Intershops Linux-Politik sprechen. Was macht Intershop mit Open Source? Und wie sieht sich Intershop in der Developer-Community?
Ralf Klever: »die tageszeitung, Redaktionssystem«
Ich will erstmal auf die historische Entwicklung des Einsatzes von freier Software bei der taz eingehen. Wir setzten schon seit etwa Ende der achtziger Jahre freie Software ein. Als erstes im Bereich Mail-, News- und Domain Name-Server, wie es wahrscheinlich viele gemacht haben. Dann fingen die größeren Projekte an, also, daß wir unser gesamtes, internes Volltextarchiv auf WAIS umgestellt haben und damit einen sehr guten Erfolg hatten. Selbstverständlich haben wir die gesamten GNU-Tools eingesetzt, vor allen Dingen den GCC und die weiteren Tools, um unserer Entwicklung voranzutreiben. Und dann wurden natürlich relativ schnell Web-Server bei uns eingesetzt, innerhalb unseres Intranets und als unsere externen Web-Server, wobei wir zuerst den CERN HTTPD eingesetzt haben und anschließend den Apache.
Kerstin Tober: »Innominate«
Als erstes werde ich ein kurzes Porträt unserer Firma geben. Als zweites werde ich sagen, warum wir eigentlich bei Innominate Linux und Open Source benutzen, ganz kurz auch darauf eingehen, wie wir selbst den Stellenwert von Linux beurteilen, und im folgenden einige Vor- und Nachteile, die uns selbst auch schon aufgefallen sind, anführen und etwas über Innominate und die Community und vielleicht etwas über die Zukunft von Open Source sagen.
Bernd Driesen: »Babcock-BSH«
Ich arbeite als Leiter der Datenverarbeitung bei der Firma Babcock-BSH in Krefeld. Kurz zu unserer Firma: Das Unternehmen Babcock-BSH befaßt sich mit der Planung, Konstruktion und Lieferung von Anlagen, Systemen, Apparaten und Komponenten der Verfahrenstechnik. Schwerpunkt ist dabei die thermische Behandlung von Schüttgütern aller Art in den verschiedensten Industriezweigen: In der chemischen Industrie, Nahrungsmittelindustrie und der Pharmaindustrie. So steht es auf jeden Fall in unserem Prospekt.
Zur Einleitung der Diskussion bin ich gebeten worden, über die Lizenzmodelle der quelloffenen Software zu sprechen. Jetzt könnte ich natürlich ernst machen und sämtliche Lizenzmodelle vorstellen, die es im Bereich der Open Source-Bewegung gibt. Dazu brauchen wir zwei Stunden, und entweder verlassen Sie den Saal oder Sie sind eingeschlafen. Daher habe ich das ganze gekürzt. Ich werde eine knappe Einführung in die Open Source-Bewegung geben, wie sie historisch entstanden ist und wo sie heute steht.
Jürgen Siepmann: »Lizenz- und haftungsrechtliche Fragen bei der kommerziellen Nutzung Freier Software«
Wer mit Freier Software handelt oder Freie Software auf andere Weise kommerziell nutzt, bewegt sich nicht im rechtsfreien Raum. Zahlreiche Lizenzvorschriften und Sorgfaltspflichten müssen beachtet werden, um böse Überraschungen zu vermeiden, die sehr kostspielig sein können. Zur Zeit beschäftigt sich die Rechtsprechung nur in geringem Umfang mit Freier Software. Hauptsächlich geht es hierbei um lizenzrechtliche Fragen. Die Konflikte entstanden daraus, daß Autoren von Freier Software oder Shareware die kommerzielle Vermarktung ihrer Software verhindern wollten.
Diskussion: Lizenzen und das Verhältnis von freien Entwicklern und Open Source-Firmen
I hope you don't mind if I wander around out here, rather than standing behind the podium. I'm gonna talk about something perhaps a little different than you are accustomed to hear at a meeting about open source. Very often when people talk and think about open source, they first go and think about Linux, the GNU tools and the whole operating system layer. I like to bring peoples' attention to the role of open source in the web.
Andreas Haas »Apple Public Source License«
I'm the product manager for the central European region which includes Germany, Austria and Switzerland. This means I'm very tightly connected to our technology and especially the MacOS X server and its basic technologies and the foundation which we made widely available in terms of the open source. Therefore, I'm here to speak to you tonight about the Apple Public Source License and what it implies. I'll talk about where we are coming from and the background, what you need to know to understand about what is the importance of open source and what it means to Apple, and where we are planning to go. You will see a nice little road map, nothing very undisclosed, so stay cool. We will talk about what the Apple Public Source License implies actually, and what we want with that and finally, I will highlight some questions like why do we do it and why do we expect you to do it.
Diskussion: Moderiert von Timothy Druckrey: »Zwischen freien Entwicklern und Firmen«
Timothy Druckrey: So, two quite interesting and very distinct models. There are obviously a lot of questions from the audience, so I think the best thing to do is... let's save some of the attack on Andreas. Tim O'Reilly: Actually, I think I'm first in line... Timothy Druckrey: Okay let's not save the attack, so we'll take questions, there are microphones, please step up to the mike.
Das Thema IT-Sicherheit und Open-Source-Software hat insofern eine besondere Spezifik, als ein Aspekt von Open Source-Software schon seit längerem in der Krypto- und Sicherheits-Community relativ breit diskutiert wird. Man rufe sich die Formulierung von Eric Raymond ins Gedächtnis: „Given enough eyeballs, all bugs are shallow.“ Also: wenn genügend Leute sich ein Problem angucken, dann findet man Fehler und kann sie lösen. Das ist in etwas anderer Form bei der Kryptographie seit vielleicht 25 Jahren, seitdem es eine offene akademische Diskussion um kryptographische Algorithmen und Software gibt, ein ganz grundlegendes Prinzip geworden.
Frank Rieger: »Sicherheit und Open Source«
Während mein Nicht-Open-Source-System hier gerade versucht hochzufahren, kann ich vielleicht noch einige Worte zum Chaos Computer Club sagen. Der CCC besteht seit 1984. Wir verstehen uns als eine Vereinigung, die versucht, zwischen allen Stühlen, zwischen der Industrie, den Hackern und dem Staat zu vermitteln und bestimmte Prozesse in der Gesellschaft anzuschieben, die eine kritische Begleitung auf dem Weg in die Informationsgesellschaft darstellen. Wir sind da relativ erfolgreich, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt.
Ingo Ruhmann: »Sicherheitsfragen von freier Software«
Warum hat es Open Source-Software in vielen Bereichen so schwer? Der Widerspruch besteht darin, daß wir als Experten wissen, wie gut Open-Source-Software ist, und natürlich auch, wie schlecht proprietäre Betriebssysteme oftmals sind, und trotzdem gibt es eine ganze Reihe von Punkten, an denen ein erhebliches Mißtrauen gegenüber Open Source-Software besteht.
Andreas Bogk: »GNU Privacy Guard: die freie Alternative zu PGP«
Ich bin Mitglied des Chaos-Computer-Clubs und betreibe das Thema 'Sicherheit', ich würde sagen, hobbymäßig. Ich werde heute das GNU-PG-Projekt und die Motivation für dieses Projekt vorstellen. Angefangen hat das alles mit der Frage: Was für eine Software benutze ich, um meine Mails zu verschlüsseln?
Hubertus Soquat: »Open Source und IT-Sicherheit«
Sie sehen, die Bundesregierung ist wirklich schon in Berlin. Zwei Vertreter sind heute Morgen hier. Ich hoffe, das überfordert Berlin nicht zu sehr. Ich will, bevor ich dann auf den Punkt GNU-PG komme, noch einen kleinen Umweg machen zur Frage der Kryptographie. Ich möchte Ihnen kurz einige Elemente darstellen zu den Entwicklungen, die es in letzter Zeit gegeben hat. Sie wissen alle, die Bundesregierung hat am 2. Juni einen Beschluß gefaßt, der die Verwendung von starken Kryptographieprodukten ohne jede Beschränkung vorsieht. Das war für uns, für die Bundesregierung insgesamt, aber auch für die beteiligten Ministerien, und ich spreche hier für den Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, durchaus ein herausragendes Ergebnis.
Diskussion moderiert von Boris Gröndahl: »Freie Software und Sicherheit«
Ich selbst finde den Punkt besonders interessant, der auch in allen Referaten angesprochen wurde, nämlich die Frage der vertrauenswürdigen Instanzen. Ich fand das auch sehr wichtig, daß Ingo Ruhmann darauf hingewiesen hat, wie notwendig diese vertrauenswürdigen Instanzen einerseits sind, weil die Offenheit von offener Software tatsächlich nur eine Offenheit für eine kleine Gruppe von Experten und für die anderen wiederum nur eine abgeleitete Offenheit ist.
Freie Software? Warum sollen wir als Lehrer das Abenteuer eingehen, Freie Software zu verwenden und Gefahr laufen, da und dort vor Problemen zu stehen, weil man dieses und jenes, was man gerne machen möchte oder muss, eben nicht machen kann, weil es unter Freier Software (noch) nicht möglich ist?
Nazir Peroz: »Freie Software in Nicht-G8-Ländern«
Der größte Teil der Welt gehört zu den Nicht-G8-Ländern. Die einzelnen Länder weisen ganz unterschiedliche Entwicklungen auf. Ich möchte mich in meinem Beitrag auf Entwicklungsländer insbesondere in Afrika konzentrieren.
Diskussion moderiert von Tilman Baumgärtel: »Freie Software für alle?«
Ich fand das sehr gut, daß ihr Vortrag auch einen praxisbezogenen Teil gehabt hat. Vielleicht fangen wir mal mit dem an, was Sie zum Schluß gesagt haben, daß es bei Ihnen an der TU eine entsprechende Initiative gibt. Ich denke, daß hier relativ viele Leute sitzen, die sehr gut mit Computern, mit Open Source-Software, mit Linux umgehen können und vielleicht Interesse haben, sich an so etwas zu beteiligen. Gibt es da eine Möglichkeit?
Der Untertitel dieses Panels lautet: Stellt die Bewegung der freien Software ein neues Wirtschaftsmodell dar oder haben die Mechanismen der freien Marktwirtschaft auch diese schon erfaßt? Wir haben uns im internen Gespräch zwischen den Panel-Teilnehmern eigentlich bereits darauf geeinigt, daß man so die Frage gar nicht stellen kann.
Norbert Szyperski: »Eine neue Ökonomie oder weiterhin Marktwirtschaft?«
Meine Damen und Herren, es ist sicher nicht einfach, von außen voll nachzuvollziehen, was in Ihren Gruppen passiert. Lassen Sie mich aber dennoch versuchen, einige Fragen anzusprechen. Ich möchte fünf Punkte herausheben: Einmal möchte ich gucken, ob das wirklich die alte Ökonomie ist oder ob die neue Ökonomie um Sie herum sich schon so verändert, daß Sie möglicherweise phantastisch da reinpassen. Ich möchte ganz kurz neue Fragen des Gesellschaftsmodells ansprechen, um dann der Frage nachzugehen, ob OSS -- und ich sage jetzt immer einfach freie Software dafür -- in der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung festzumachen ist.
Rishab Aiyer Ghosh: »Cooking Pot Markets: The Non-Monetary Economy of the Internet«
Good afternoon, today we are going to talk a lot about the economics of open source, which is essentially a software model. It's interesting to see how people who are programmers or technical people have suddenly become economists and that's interesting for me personally, because I used to write in C++ and Perl, and now I discover that it's easier to discuss many of my ideas in English. So I do a lot of that of course, but I think it's the issue of what makes an open source economy, or what is economics or what is of economic value, that is very important right now from two points of view.
Bernd Lutterbeck & Keii Ishii: »Open Code and Open Societies«
Lawrence Lessig von Harvard ist wahrscheinlich derjenige amerikanische Rechtswissenschaftler, der der Open Source-Bewegung am nächsten steht. Kürzlich hat er einen Vortrag gehalten mit dem schönen Titel : Open Code and Open Societies: Values of Internet Governance[1]. Er erzählt darin von einem Dialog mit seinem jungen Assistenten Joe Reagle. Joe arbeitet an Internet-Protokollen des W3-Konsortiums, wechselt so ziemlich täglich seine Haarfarbe, er sei aber der beste »techno policy geek«, den er überhaupt kenne, meint Lessig.
Diskussion moderiert von Armin Medosch: »Neue Ökonomie?«
I think that the speakers posed some pretty strong questions, and also requirements and demands to the open source community, and I would be really glad if people who are strongly part of that community would also speak up.
»Open Content« heißt unser Thema. Es ist kein schönes Wort, deutet als Abwandlung von »Open Source« aber auf zwei Fragen hin, die sich bereits in vorherigen Diskussionen gestellt haben, besonders eindringlich in der Debatte über Urheberrecht und Ökonomie. Die erste Frage hat Sebastian Hetze gestern formuliert: Ob Freie Software auf eine Tradition der freien Wissensvermittlung zurückgeht, die es schon immer gegeben hat, nämlich in den Wissenschaften, – also dort, wo die Erfindung des Eins-plus-Eins-gleich-Zwei selbstverständlich nicht patentiert wird, sondern als freies Wissen zirkuliert -, und in der traditionellen Buchkultur, die seit Jahrhunderten Bibliotheken als nichtkommerziellen Distributionskanal besitzt. Inwieweit also übernimmt Freie Software Paradigmen der Wissenschaft und der bisherigen Buchkultur?
Alexei Shulgin: »Open Sources in Net Art«
I was introduced as a net artist. I wonder how many of you here really have an idea what net art is. Just as a brief introduction, I want to say that when the Internet has become available to ordinary people, and especially after the emergence of the World Wide Web and of browsers, some people realised that they can use this new medium for certain kinds of artistic expression. And they started to use it in this way or another.
Jeanette Hofmann: »Der Erfolg offener Standards und seine Nebenwirkungen am Beispiel der IETF«
Das Open Source-Projekt stellt die Machtfrage, und siehe da: Sie lehrt die Großkopferten der Softwareindustrie das Fürchten. Etwas ähnliches hat sich unlängst schon einmal ereignet. Auch das Internet verdankt seinen Erfolg einer frei verfügbaren, offenen Netzarchitektur, die sich wider alle Erwartungen gegen ein wirtschaftlich wie politisch umworbenes Konkurrenzmodell durchgesetzt hat. Dieses Modell hieß OSI und gilt heute als Reinfall.
Friedrich Kittler: »Wissenschaft als Open-Source-Prozeß«
Meine Damen und Herren, wenn ich diese Intervention von zirka fünfzehn Minuten nicht ganz europäisch eben mit „meine Damen und Herren“ begonnen hätte, sondern im C-Stil mit „hello world“ zu Ihnen gesprochen hätte, dann könnte ich meiner Freiheit vermutlich nicht mehr lange sicher sein. Ich hätte dann zwar das Vergnügen gehabt, meine Zeit statt mit der Eingabe alberner ASCII-Zeichen unter einem Compiler und einem Assembler zuzubringen, aber wer weiß, ob eben diese wunderbare ASCI-Zeichenfolge print f („Hello world“); nicht schon bald unter ein Quellcode-Copyright fallen wird, auch in Europa.
Gunter Hille: »Gutenberg oder tausend und eine Nacht«
Ich möchte einen kurzen Überblick geben, wie es zu dem Projekt gekommen ist, und dann ein paar Fakten zu dem Projekt und zum Schluß möchte ich über Probleme von Copyright reden: Was ist erlaubt? Was darf man heute offen ins Internet stellen? Wo sollte man vorsichtig sein? Und was darf man gar nicht anfassen? Über diese Sachen möchte ich reden.
Diskussion: moderiert von Florian Cramer: »Open Content«
Frank Rieger: Sie sagen, daß ihre Zukunft in diesen eBooks liegen wird. Das sehe ich genauso. Nur wenn ich mir die Sachen nicht im eBook-Format per FTP downloaden kann, dann brauche ich damit auch nichts anzufangen. Der größte Vorteil des amerikanischen Projekts Gutenberg ist für mich, ich kann mir den Text downloaden, ihn mir so formatieren, wie ich will, auf meinem Laserdrucker doppelseitig ausdrucken, heften und in der U-Bahn lesen oder auf dem Laptop. Wenn ich das jedesmal am Bildschirm machen muß, ist das extrem lästig.
What I want to talk about today is the question of should genes, should life be patentable. Should it be private property or not? Obviously, my idea is that it should stay free, and become even more free, by a better understanding of what life is.
Diskussion moderiert von Timothy Druckrey: »The Source Code of Life«
Timothy Druckrey: I guess we have the answer for who will be the Microsoftof the future... Looks like Monsanto. Now we have time for a few questions. Audience: Could it be possible in the future to patent the gene that controls the development of the human brain, and then a manager could sue employees so that they are never able to do business again?
Richard Stallman: »Free Software and Beyond«
phones! WOW, which one shall I speak into? If I do this, does it come out in stereo? These lights here are incredibly bright, it makes me feel as if I'm being interrogated. You have ways to make me speak! I'm going to talk briefly about what the free software movement is all about, and then go on to how to extend some of those ideas to other things besides software.
Diskussion moderiert von Timothy Druckrey: »Free Software and Beyond«
Audience: Lets call in GNUX? Richard Stallman: I tried contracting GNU and Linux to LIGNUX and a few people got insanely angry. They don't get that angry at GNU/Linux. I don't know why, but I'm happy either way. I'll do the one they get less angry at. Audience: Can you tell us about the current status of the GNU operating system, namely the Hurd?
– Wolfgang Neuss nach Tucholsky
Am Anfang war das Wort, und es war frei. Dann erfanden die Verleger das Urheberrecht. Kurz darauf kam der Computer. Und wieder war das Wort Tat. Und wieder war es frei. Programmierer tauschten ihre Arbeitsergebnisse untereinander aus, wie es unter Wissenschaftlern üblich ist. Erst als Computer zu Massenartikeln wurden und eine Softwareindustrie entstand, wurde der Code – das Wort – zum Geschäftsgeheimnis. In der sogenannten Informationsgesellschaft dreht sich alles ums »geistige Eigentum«. Wir befinden uns im Jahre 1999 n.Chr. Die ganze Welt ist von den Römern aus Redmond besetzt. Die ganze Welt? Nein! Eine von unbeugsamen Software-Entwicklern bevölkerte Gemeinde hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Ihr Zaubertrank heißt Freiheit und Quelloffenheit.
Der Aufstieg der freien Software ist die erstaunlichste Entwicklung in der Computer-Welt der jüngsten Zeit. Das von Beginn an freie GNU/Linux verzeichnet den größten Zuwachs unter allen Betriebssystemen. Seine Karriere begann im Verborgenen: Systemadministratoren wußten von seiner hohen Zuverlässigkeit und installierten es in den Rechenzentren ihrer Arbeitgeber, oft ohne deren Wissen. Erst als bekannt wurde, daß die digitalen Spezialeffekte des Films Titanic unter Linux berechnet wurden und Firmen wie StarDivision und Oracle Linux-Versionen ihrer Softwareprodukte anboten, rückte das freie Betriebssystem ins Zentrum der Computer-Öffentlichkeit. Als vor gut einem Jahr Netscape den Programmtext seines Internet-Browsers offenlegte, war es das erste Mal, daß ein Fortune 500-Börsenstar sein Glück darin sah, sein Eigentum mit allen zu teilen. Eine nichtabreißende Zahl von Produzenten und Dienstleistern springt seither auf den Zug der quelloffenen Software. Heute verlangen gar Venture Capital-Investoren von ihren Software-Firmen, daß diese ihre Programme verschenken. Als schließlich selbst Forbes Magazine das Loblied von Open Source und Hackern sang, konnte man sich fragen, ob das Ende des Kapitalismus nah sei.
Der Trend stellt die konventionelle Logik der Softwareindustrie auf den Kopf. Gewöhnlich liefern Software-Hersteller ihren Kunden eine maschinenlesbare, binäre Version ihrer Software. Das Kochrezept ihrer Programme - den menschenlesbaren Quellcode - halten sie jedoch unter Verschluß, um ihr Know-How nicht der Konkurrenz auszuliefern. Ein Microsoft-Anwalt bezeichnete in einem Gerichtsverfahren wegen unlauteren Wettbewerbs den Quelltext von Windows als „eines der wertvollsten und geheimsten Stücke geistigen Eigentums auf der Welt.“
Bereits in den 70er Jahren entstand vor allem um das Betriebssystem Unix und um die Software-Technologie des Internets eine weltweite Gemeinde von kooperierenden Programmierern. Seit Beginn der 1980 geriet auch das ursprüngliche quelloffene Unix unter die Räder dieser Entwicklung. Der Programmierer Richard Stallman rief deshalb am Massachusetts Institute of Technology das Projekt eines vollständig freien Unix-kompatiblen Betriebssystem ins Leben, das er GNU (GNU's Not Unix) nannte.
Er wollte damit die Kultur von freien Entwicklern, Bastlern und Hackern bewahren, die sich an den Universitäten, aber auch außerhalb, gebildet hatte und die die Produkte ihrer Programmierkünste untereinander teilt – ganz so, wie Menschen ihre Lieder und ihre Kochrezepte austauschen und weiterentwickeln. Besonders das Internet ist Medium und zugleich Gegenstand dieser Kooperation. Die Formatierungssprache HTML, aus der Webseiten bestehen, ist ein anschauliches Beispiel: Im Browser kann sich jeder mit dem Menüpunkt »View Source« ansehen, wie eine Webseite gemacht ist, sie studieren, daraus lernen und das Gelernte auf den eigenen Seiten anwenden.
Dieses offene »Basar«-Modell, das Eric Raymond in seinem einflußreichen Aufsatz den »Kathedralen« der konventionellen Software-Entwicklung durch geschlossene Teams entgegenstellte, hat unschätzbare Vorteile auch für Computeranwender, die nicht selbst programmieren. Linux zeigt, daß der Basar zuverlässigere und flexiblere Software hervorbringen kann als abgeschottete Entwicklerteams, weil hunderte von Entwicklern seinen Programmcode täglich überprüfen und verbessern. Diese Vorteile möchten neuerdings auch große Computerkonzerne für sich nutzen: Sie legen den Quelltext ihrer Software offen und laden zur Mitarbeit bei Fehlersuche und Erweiterungen ein, in der Hoffnung auf Anerkennungspunkte (»mindshare«) und die unbezahlte Zuarbeit einer weltweiten Entwicklergemeinde.
Die Wizards of OS sind die erste Veranstaltung in Deutschland zur Kultur, Philosophie, Politik und Wirtschaft der freien Software. Ihr Leitmotiv heißt freie Software zwischen sozialer Bewegung und Marktwirtschaft. Wenn sich kooperative und korporative Kulturen treffen, geht es um mehr als nur die Frage, wer die bessere Software schreibt.
Prominente freie Software-Projekte werden von ihren Entwicklern vorgestellt. Das Paradebeispiel ist natürlich GNU/Linux. Mit XFree86 und der graphischen Benutzeroberflächen KDE zeigt es sich freundlich auch gegenüber nicht-programmierenden Nutzern. Apache ist die Software auf mehr als der Hälfte der Web-Server im Internet. Perl schließlich ist die am weitesten verbreitete Skriptsprache des Web – ein »Universalkleber« zwischen Programmiersprachen, Hard- und Software-Welten, der Web-Formulare und Suchmaschinen antreibt. Daran anschließend stellen sich Firmen vor, die ihr Geschäft mit freier Software machen. Firmen wie SuSE stellen System- und Anwendungsprogramme in Linux-Distributionen zusammen. Mittelständische Unternehmen wie Lunetix und Innominate installieren und betreuen Linux-Systeme. Verlage wie O'Reilly verkaufen Handbücher für freie Software. Industriegrößen wie Oracle oder Star Division bieten ihre Programme für Linux an. EDV-Abteilungen wie die der »tageszeitung« setzen Linux ein, um sich ihre Systeme maßschneidern zu können. Selbst Apple und Sun lassen sich in ihren Quelltext schauen.
Läutet der Linux-Boom den Ausverkauf freier Software ein? Oder steht jetzt ein Informationskapitalismus auf dem Prüfstand, dessen Geschäftsgrundlage »geistiges Eigentum« ist? Entsteht hier eine wirklich neue Ökonomie oder ist Open Source nur das Software-Business-Modell der flexibilisierten Dienstleistungsgesellschaft? Wenn Urheber-, Patent- und Markenrecht die Instrumente sind, mit denen die Rechteindustrien das kostbare geistige Gut schützen und vermarkten, so dienen im Gegenzug Freie Software-Lizenzen dazu, quelloffene Werke vor Mißbrauch abzusichern und offen zu halten. Welche Lizenzmodelle gibt es und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Sind Daten und Programme geschützter, wenn Systeminterna geheim bleiben – oder bietet erst offener Code eine Gewähr gegen Sicherheitslöcher? Nützt freie Software einem partnerschaftlichen Wissensaustausch zwischen reicheren und ärmeren Ländern? Welche Rolle kann sie in der Bildung spielen? Welche Magie haben die Witches of OS den nachgerade männerbündischen Wizards voraus? Schließlich werden die Wizards of OS der Frage nachgehen, wie sich die Mechanismen der freien Software auf andere Formen von Wissen anwenden lassen, auf Texte, Bilder, Musik und multimediale Kunst. Welche Parallelen zur Privatisierung von offenem Wissen finden sich in der anderen digitalen Revolution, der Gentechnik? Auch Saatgut ist von Bauern getauscht und gekreuzt worden, seit es Landwirtschaft gibt, doch heute erwerben Chemie- und Pharmakonzerne wie Monsanto – das sich gern als »Microsoft der Biotechnologie« bezeichnet – »geistiges Eigentum« an den Quellen des Lebens.
Open Source ist eine Befreiungsbewegung genannt worden. Ihr Zaubertrank setzt sich aus verschiedenen Ingredienzien zusammen: dem freien Zugang zum Quelltext, der Freiheit, ihn zu verändern und der Freiheit, das ursprüngliche Programm und die Modifikationen weiterzugeben – ob gratis oder gegen eine Gebühr. In der sich abzeichnenden neuen Wissensordnung könnte Software und anderen Wissenformen als kollektivem, öffentlichem Gut der höchste Wert zukommen, und ihrer Fortschreibung stünden keine Schließungen im Weg. Um es mit Richard Stallman zu sagen: Entscheidend ist die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
May the Source be With You!
Programm
Grußworte und Eröffnung
Dieter Ernst: GrußwortStaatssekretär für Wirtschaft und Betriebe
Peter Weibel: Grußwort
Vorstand des ZKM, Karlsruhe
Alexander von Humboldt: Grusswort
assistiert durch Frank Holl und vorgetragen durch Sabine Vogel
Thorsten Schilling: Eröffnung
mikro e.V., Berlin
Volker Grassmuck: Eröffnung
mikro e.V., Berlin
1. Von den Quellen des Sourcecodes
Wolfgang Hagen: »Der Stil der Sourcen – Anmerkungen zur Theorie und Geschichte der Programmiersprachen«Beginnen wir mit einem Gedankenspiel. Stellen wir uns in Gedanken eine große Bibliothek vor, genannt »The Library of Modern Sources«. Wie müßte der Bauplan eines solchen Sourcen-Museums aussehen? Wir dürften Abteilungen errichten und sie nach den großen Gruppen der Programmiersprachen trennen: die prozeduralen (FORTRAN, ALGOL, PASCAL und C) von den funktionalen Sprachen (LISP, ML oder MIRANDA), diese von den deklarativen (LOGO oder PROLOG), und hätten eine neue Abteilung mit den objektorientierten (SMALLTALK, EIFFEL, C++), den parallelen und den neuronalen Sprachen gerade im Aufbau.
Claus Kalle: »Das frühe Internet als Katalysator für Open Source-Software: Das Internet in Deutschland – Ein alter Hut?«
Heute ist es in aller Munde – das Internet mit seiner amorphen, weltweit präsenten Infrastruktur als Basis für viele intelligente Netzdienste wie Mosaic/WWW, auch und nicht zuletzt in Deutschland. Doch das war nicht immer so – wie es doch dazu kam, schildert dieser Artikel.
Kalle Dalheimer: »Management eines freien Software-Projekts am Beispiel KDE«
In diesem Papier beschreibe ich die Organisationsstrukturen eines OpenSource-Softwareprojektes, das international über das Internet verteilt zusammenarbeitet, am Beispiel des K Desktop Environments (KDE). Dazu gehe ich zunächst kurz auf die Ziele von KDE ein, bevor ich beschreibe, welche Techniken, Verfahren und Strategien verwendet werden, um ein solches Projekt zu organisieren und fokussiert zu halten.
2. Freie Software-Projekte
Frank Ronneburg: »Debian GNU/Linux«Ich werde heute hier das zweite Freie Software Projekt vorstellen. Ich werde über Debian GNU/Linux sprechen. Debian GNU/Linux ist eine Linux-Distribution. Viele Leute kennen ja sicherlich Red Hat oder SuSE oder was es da sonst noch so auf dem Markt gibt. Ein Unterschied an dem Debian-Projekt ist, daß es nicht nur für normale Intel-Rechner verfügbar ist, sondern auch für Rechner mit Alpha, Sparc und 68000er Prozessoren.
Dirk Hohndel: »XFree86«
Was ist XFree86? Die meisten haben es wahrscheinlich schon mal gesehen. Wenn man einen Linuxrechner gesehen hat, hat man ihn wahrscheinlich nicht an einer Textkonsole gesehen. Das ist eher langweilig. Meistens sieht man ja so etwas. [zeigt auf die Projektion aus seinem Laptop.] Was da läuft ist schon X. XFree86 ist eine Implementation des X-Window-Systems, das ja schon vor vielen, vielen Jahren am MIT entwickelt wurde und das, zumindest in der Unix-Welt, der Standard für die Basis einer graphischen Benutzeroberfläche ist.
Lars Eilebrecht: »Apache«
Ich bin Mitglied der Apache Software Foundation und seit nunmehr zwei Jahren im Core-Team der Entwicklungsgruppe des Apache-Webservers. In den folgenden fünfzehn Minuten möchte ich einige wichtige Aspekte auch zur Historie des Apache erzählen. Werfen wir einen Blick ins Jahr 1995. Damals gab es den Apache noch nicht. Der meistverbreitete Webserver damals war der NCSA-Webserver. NCSA steht für das National Center for Supercomputing Applications an der Universität Illinois, USA.
Marc Lehmann: »The GIMP«
In der nächsten Viertelstunde möchte ich Ihnen etwas über ein Programm namens GIMP erzählen. Und das Wichtigste vorab ist dieses kleine Tierchen hier. Das nennt sich Wilbur. Wilbur ist ein GIMP, und was viel wichtiger ist: er wurde auch mit dem GIMP gezeichnet. Das GIMP ist ein Malprogramm oder auch ein Bildverarbeitungsprogramm. Man kann auch Fotos damit manipulieren. Und als Beispiel habe ich gleich mal einen Screen-Shot mitgebracht.
Patrick M. Hausen: «Berkeley Software Distribution: FreeBSD, NetBSD, OpenBSD«
Ich möchte Ihnen die »Alternative zu Linux«, so wird es manchmal genannt, die freien BSD-Varianten vorstellen. Hintergrund ist, daß wir im letzten Jahr und dieses Jahr eine regelrechte Linux-Hysterie im Markt haben. Auf der CEBIT dieses Jahr konnte man sich vor lauter Pinguinen nicht mehr retten. Und jedes Software-Unternehmen, das irgendwie eine Warenwirtschaft oder eine Zahnärztelösung oder sonstwas hat, kündigte groß an: „Jawohl, ja, wir machen das jetzt auch für Linux. Das ist ganz, ganz toll. Und dann werden wir ganz, ganz reich, genauso wie wir mit dem Internet alle ganz schnell ganz, ganz reich werden.“
3. Freie Software in der Wirtschaft
Harald Milz: »SuSE«Der folgende Vortrag beschäftigt sich weniger mit einem kommerziellen Open Source-Projekt. Es ist bekannt, daß die Firma SuSE sich am Rande unter anderem auch mit Linux beschäftigt. Ich versuche in dem Vortrag etwas anderes aufzuzeigen, nämlich wie wir uns in Zukunft vorstellen, potentielle Kunden zu unterstützen. Es wird darum gehen, zu zeigen, wo wollen wir als Firma SuSE hingehen – wir müssen die Strategie aufzeigen – und was große Kunden von uns erwarten können.
Rudolf Strobl: »New Technologies Management GmbH«
New Technologies Management GmbH -- noch nie gehört. Was hat die mit Linux zu tun? Ich will hier nicht allzuweit ausholen, weil ich zehn Minuten nicht überziehen sollte, und ein paar Worte zu meinem Background sagen. Ich hab, als ich noch die Firma ARTICON hatte (das war zirka 1994) das Linux-Magazin gegründet, d.h., das gibt es jetzt fünf Jahre. Ich hab dann 1996 ARTICON verlassen, Cybernet gegründet und dort die Firma LinuxLand ins Leben gerufen. Seit Ende 1998 bin bei der Cybernet raus und will jetzt in Zukunft sehr stark fokussieren auf neue Bereiche, eben mit der Firma New Technologies Management GmbH, um Linux-Firmen mit diversen Dingen, die ich später noch erläutern werde, zu unterstützen, daß sie ihren Markt finden.
Sebastian Hetze: »LunetIX«
Ich bin Geschäftsführer von LunetIX. Wir haben die Firma 1992 mit einem absolut reinen Linux-Schwerpunkt gegründet. Wir sind da nicht dogmatisch. Wir finden durchaus: Windows ist ein hervorragender Client in Linux-Netzwerken. Es ist aber so, daß wir unseren Geschäftsschwerpunkt vollständig auf Linux setzen. Harald Milz will ich vielleicht doch an dieser Stelle noch die Geschichte mit dem ersten Linux-Haus abjagen. Wir sind zwar auch, wie SuSE, 1992 gegründet worden, aber unsere Linux-Distribution, die LunetIX Softwaredistribution LSD, haben wir schon Ende 1992 mit den Lehmanns-Buchhandlungen vertrieben. Und wenn ich mich recht entsinne, haben wir die auch Anfang 1993 oder sogar schon 1992 mit dem Heise Verlag bei eMedia angeboten. Wir haben dieses Geschäft tatsächlich sehr schnell wieder aufgegeben und den Distributoren, die es heute gibt, nämlich SuSE oder DELIX, überlassen.
Frank Gessner: »INTERSHOP Communications«
Ich wurde gebeten, hier auf dieser Veranstaltung, die ja hauptsächlich von Interessierten an freier Software und Linux besucht wird, darüber zu sprechen, was denn eine Firma wie Intershop, die ja nicht gerade dafür bekannt ist, die freie Software erfunden zu haben oder Linux-Vorreiter zu sein, davon hält. Ich werde Ihnen ein bisschen etwas über die Firma sagen, für die, die über Intershop noch nicht soviel wissen -- nur ein, zwei Slides. Ich möchte hier auch keine Produktwerbung machen. Ich werde dann zu Intershops Linux-Politik sprechen. Was macht Intershop mit Open Source? Und wie sieht sich Intershop in der Developer-Community?
Ralf Klever: »die tageszeitung, Redaktionssystem«
Ich will erstmal auf die historische Entwicklung des Einsatzes von freier Software bei der taz eingehen. Wir setzten schon seit etwa Ende der achtziger Jahre freie Software ein. Als erstes im Bereich Mail-, News- und Domain Name-Server, wie es wahrscheinlich viele gemacht haben. Dann fingen die größeren Projekte an, also, daß wir unser gesamtes, internes Volltextarchiv auf WAIS umgestellt haben und damit einen sehr guten Erfolg hatten. Selbstverständlich haben wir die gesamten GNU-Tools eingesetzt, vor allen Dingen den GCC und die weiteren Tools, um unserer Entwicklung voranzutreiben. Und dann wurden natürlich relativ schnell Web-Server bei uns eingesetzt, innerhalb unseres Intranets und als unsere externen Web-Server, wobei wir zuerst den CERN HTTPD eingesetzt haben und anschließend den Apache.
Kerstin Tober: »Innominate«
Als erstes werde ich ein kurzes Porträt unserer Firma geben. Als zweites werde ich sagen, warum wir eigentlich bei Innominate Linux und Open Source benutzen, ganz kurz auch darauf eingehen, wie wir selbst den Stellenwert von Linux beurteilen, und im folgenden einige Vor- und Nachteile, die uns selbst auch schon aufgefallen sind, anführen und etwas über Innominate und die Community und vielleicht etwas über die Zukunft von Open Source sagen.
Bernd Driesen: »Babcock-BSH«
Ich arbeite als Leiter der Datenverarbeitung bei der Firma Babcock-BSH in Krefeld. Kurz zu unserer Firma: Das Unternehmen Babcock-BSH befaßt sich mit der Planung, Konstruktion und Lieferung von Anlagen, Systemen, Apparaten und Komponenten der Verfahrenstechnik. Schwerpunkt ist dabei die thermische Behandlung von Schüttgütern aller Art in den verschiedensten Industriezweigen: In der chemischen Industrie, Nahrungsmittelindustrie und der Pharmaindustrie. So steht es auf jeden Fall in unserem Prospekt.
4. Freie Software zwischen sozialer Bewegung und Business
Detlef Borchers: »Lizenzmodelle freier Software«Zur Einleitung der Diskussion bin ich gebeten worden, über die Lizenzmodelle der quelloffenen Software zu sprechen. Jetzt könnte ich natürlich ernst machen und sämtliche Lizenzmodelle vorstellen, die es im Bereich der Open Source-Bewegung gibt. Dazu brauchen wir zwei Stunden, und entweder verlassen Sie den Saal oder Sie sind eingeschlafen. Daher habe ich das ganze gekürzt. Ich werde eine knappe Einführung in die Open Source-Bewegung geben, wie sie historisch entstanden ist und wo sie heute steht.
Jürgen Siepmann: »Lizenz- und haftungsrechtliche Fragen bei der kommerziellen Nutzung Freier Software«
Wer mit Freier Software handelt oder Freie Software auf andere Weise kommerziell nutzt, bewegt sich nicht im rechtsfreien Raum. Zahlreiche Lizenzvorschriften und Sorgfaltspflichten müssen beachtet werden, um böse Überraschungen zu vermeiden, die sehr kostspielig sein können. Zur Zeit beschäftigt sich die Rechtsprechung nur in geringem Umfang mit Freier Software. Hauptsächlich geht es hierbei um lizenzrechtliche Fragen. Die Konflikte entstanden daraus, daß Autoren von Freier Software oder Shareware die kommerzielle Vermarktung ihrer Software verhindern wollten.
Diskussion: Lizenzen und das Verhältnis von freien Entwicklern und Open Source-Firmen
5. Open Source Policies
Tim O'Reilly: »The New Age of Infoware: Open Source and the Web«I hope you don't mind if I wander around out here, rather than standing behind the podium. I'm gonna talk about something perhaps a little different than you are accustomed to hear at a meeting about open source. Very often when people talk and think about open source, they first go and think about Linux, the GNU tools and the whole operating system layer. I like to bring peoples' attention to the role of open source in the web.
Andreas Haas »Apple Public Source License«
I'm the product manager for the central European region which includes Germany, Austria and Switzerland. This means I'm very tightly connected to our technology and especially the MacOS X server and its basic technologies and the foundation which we made widely available in terms of the open source. Therefore, I'm here to speak to you tonight about the Apple Public Source License and what it implies. I'll talk about where we are coming from and the background, what you need to know to understand about what is the importance of open source and what it means to Apple, and where we are planning to go. You will see a nice little road map, nothing very undisclosed, so stay cool. We will talk about what the Apple Public Source License implies actually, and what we want with that and finally, I will highlight some questions like why do we do it and why do we expect you to do it.
Diskussion: Moderiert von Timothy Druckrey: »Zwischen freien Entwicklern und Firmen«
Timothy Druckrey: So, two quite interesting and very distinct models. There are obviously a lot of questions from the audience, so I think the best thing to do is... let's save some of the attack on Andreas. Tim O'Reilly: Actually, I think I'm first in line... Timothy Druckrey: Okay let's not save the attack, so we'll take questions, there are microphones, please step up to the mike.
6. Freie Software und Sicherheit
Boris Gröndahl: »Einleitung zum Sicherheits-Panel«Das Thema IT-Sicherheit und Open-Source-Software hat insofern eine besondere Spezifik, als ein Aspekt von Open Source-Software schon seit längerem in der Krypto- und Sicherheits-Community relativ breit diskutiert wird. Man rufe sich die Formulierung von Eric Raymond ins Gedächtnis: „Given enough eyeballs, all bugs are shallow.“ Also: wenn genügend Leute sich ein Problem angucken, dann findet man Fehler und kann sie lösen. Das ist in etwas anderer Form bei der Kryptographie seit vielleicht 25 Jahren, seitdem es eine offene akademische Diskussion um kryptographische Algorithmen und Software gibt, ein ganz grundlegendes Prinzip geworden.
Frank Rieger: »Sicherheit und Open Source«
Während mein Nicht-Open-Source-System hier gerade versucht hochzufahren, kann ich vielleicht noch einige Worte zum Chaos Computer Club sagen. Der CCC besteht seit 1984. Wir verstehen uns als eine Vereinigung, die versucht, zwischen allen Stühlen, zwischen der Industrie, den Hackern und dem Staat zu vermitteln und bestimmte Prozesse in der Gesellschaft anzuschieben, die eine kritische Begleitung auf dem Weg in die Informationsgesellschaft darstellen. Wir sind da relativ erfolgreich, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt.
Ingo Ruhmann: »Sicherheitsfragen von freier Software«
Warum hat es Open Source-Software in vielen Bereichen so schwer? Der Widerspruch besteht darin, daß wir als Experten wissen, wie gut Open-Source-Software ist, und natürlich auch, wie schlecht proprietäre Betriebssysteme oftmals sind, und trotzdem gibt es eine ganze Reihe von Punkten, an denen ein erhebliches Mißtrauen gegenüber Open Source-Software besteht.
Andreas Bogk: »GNU Privacy Guard: die freie Alternative zu PGP«
Ich bin Mitglied des Chaos-Computer-Clubs und betreibe das Thema 'Sicherheit', ich würde sagen, hobbymäßig. Ich werde heute das GNU-PG-Projekt und die Motivation für dieses Projekt vorstellen. Angefangen hat das alles mit der Frage: Was für eine Software benutze ich, um meine Mails zu verschlüsseln?
Hubertus Soquat: »Open Source und IT-Sicherheit«
Sie sehen, die Bundesregierung ist wirklich schon in Berlin. Zwei Vertreter sind heute Morgen hier. Ich hoffe, das überfordert Berlin nicht zu sehr. Ich will, bevor ich dann auf den Punkt GNU-PG komme, noch einen kleinen Umweg machen zur Frage der Kryptographie. Ich möchte Ihnen kurz einige Elemente darstellen zu den Entwicklungen, die es in letzter Zeit gegeben hat. Sie wissen alle, die Bundesregierung hat am 2. Juni einen Beschluß gefaßt, der die Verwendung von starken Kryptographieprodukten ohne jede Beschränkung vorsieht. Das war für uns, für die Bundesregierung insgesamt, aber auch für die beteiligten Ministerien, und ich spreche hier für den Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, durchaus ein herausragendes Ergebnis.
Diskussion moderiert von Boris Gröndahl: »Freie Software und Sicherheit«
Ich selbst finde den Punkt besonders interessant, der auch in allen Referaten angesprochen wurde, nämlich die Frage der vertrauenswürdigen Instanzen. Ich fand das auch sehr wichtig, daß Ingo Ruhmann darauf hingewiesen hat, wie notwendig diese vertrauenswürdigen Instanzen einerseits sind, weil die Offenheit von offener Software tatsächlich nur eine Offenheit für eine kleine Gruppe von Experten und für die anderen wiederum nur eine abgeleitete Offenheit ist.
7. Freie Software für alle!
Peter Bingel: »Freie Software an Schulen«Freie Software? Warum sollen wir als Lehrer das Abenteuer eingehen, Freie Software zu verwenden und Gefahr laufen, da und dort vor Problemen zu stehen, weil man dieses und jenes, was man gerne machen möchte oder muss, eben nicht machen kann, weil es unter Freier Software (noch) nicht möglich ist?
Nazir Peroz: »Freie Software in Nicht-G8-Ländern«
Der größte Teil der Welt gehört zu den Nicht-G8-Ländern. Die einzelnen Länder weisen ganz unterschiedliche Entwicklungen auf. Ich möchte mich in meinem Beitrag auf Entwicklungsländer insbesondere in Afrika konzentrieren.
Diskussion moderiert von Tilman Baumgärtel: »Freie Software für alle?«
Ich fand das sehr gut, daß ihr Vortrag auch einen praxisbezogenen Teil gehabt hat. Vielleicht fangen wir mal mit dem an, was Sie zum Schluß gesagt haben, daß es bei Ihnen an der TU eine entsprechende Initiative gibt. Ich denke, daß hier relativ viele Leute sitzen, die sehr gut mit Computern, mit Open Source-Software, mit Linux umgehen können und vielleicht Interesse haben, sich an so etwas zu beteiligen. Gibt es da eine Möglichkeit?
8. Neue Ökonomie?
Armin Medosch: »Einleitung zum Panel Neue Ökonomie?«Der Untertitel dieses Panels lautet: Stellt die Bewegung der freien Software ein neues Wirtschaftsmodell dar oder haben die Mechanismen der freien Marktwirtschaft auch diese schon erfaßt? Wir haben uns im internen Gespräch zwischen den Panel-Teilnehmern eigentlich bereits darauf geeinigt, daß man so die Frage gar nicht stellen kann.
Norbert Szyperski: »Eine neue Ökonomie oder weiterhin Marktwirtschaft?«
Meine Damen und Herren, es ist sicher nicht einfach, von außen voll nachzuvollziehen, was in Ihren Gruppen passiert. Lassen Sie mich aber dennoch versuchen, einige Fragen anzusprechen. Ich möchte fünf Punkte herausheben: Einmal möchte ich gucken, ob das wirklich die alte Ökonomie ist oder ob die neue Ökonomie um Sie herum sich schon so verändert, daß Sie möglicherweise phantastisch da reinpassen. Ich möchte ganz kurz neue Fragen des Gesellschaftsmodells ansprechen, um dann der Frage nachzugehen, ob OSS -- und ich sage jetzt immer einfach freie Software dafür -- in der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung festzumachen ist.
Rishab Aiyer Ghosh: »Cooking Pot Markets: The Non-Monetary Economy of the Internet«
Good afternoon, today we are going to talk a lot about the economics of open source, which is essentially a software model. It's interesting to see how people who are programmers or technical people have suddenly become economists and that's interesting for me personally, because I used to write in C++ and Perl, and now I discover that it's easier to discuss many of my ideas in English. So I do a lot of that of course, but I think it's the issue of what makes an open source economy, or what is economics or what is of economic value, that is very important right now from two points of view.
Bernd Lutterbeck & Keii Ishii: »Open Code and Open Societies«
Lawrence Lessig von Harvard ist wahrscheinlich derjenige amerikanische Rechtswissenschaftler, der der Open Source-Bewegung am nächsten steht. Kürzlich hat er einen Vortrag gehalten mit dem schönen Titel : Open Code and Open Societies: Values of Internet Governance[1]. Er erzählt darin von einem Dialog mit seinem jungen Assistenten Joe Reagle. Joe arbeitet an Internet-Protokollen des W3-Konsortiums, wechselt so ziemlich täglich seine Haarfarbe, er sei aber der beste »techno policy geek«, den er überhaupt kenne, meint Lessig.
Diskussion moderiert von Armin Medosch: »Neue Ökonomie?«
I think that the speakers posed some pretty strong questions, and also requirements and demands to the open source community, and I would be really glad if people who are strongly part of that community would also speak up.
9. Open Content
Florian Cramer: »Einführung in das Open Content Panel«»Open Content« heißt unser Thema. Es ist kein schönes Wort, deutet als Abwandlung von »Open Source« aber auf zwei Fragen hin, die sich bereits in vorherigen Diskussionen gestellt haben, besonders eindringlich in der Debatte über Urheberrecht und Ökonomie. Die erste Frage hat Sebastian Hetze gestern formuliert: Ob Freie Software auf eine Tradition der freien Wissensvermittlung zurückgeht, die es schon immer gegeben hat, nämlich in den Wissenschaften, – also dort, wo die Erfindung des Eins-plus-Eins-gleich-Zwei selbstverständlich nicht patentiert wird, sondern als freies Wissen zirkuliert -, und in der traditionellen Buchkultur, die seit Jahrhunderten Bibliotheken als nichtkommerziellen Distributionskanal besitzt. Inwieweit also übernimmt Freie Software Paradigmen der Wissenschaft und der bisherigen Buchkultur?
Alexei Shulgin: »Open Sources in Net Art«
I was introduced as a net artist. I wonder how many of you here really have an idea what net art is. Just as a brief introduction, I want to say that when the Internet has become available to ordinary people, and especially after the emergence of the World Wide Web and of browsers, some people realised that they can use this new medium for certain kinds of artistic expression. And they started to use it in this way or another.
Jeanette Hofmann: »Der Erfolg offener Standards und seine Nebenwirkungen am Beispiel der IETF«
Das Open Source-Projekt stellt die Machtfrage, und siehe da: Sie lehrt die Großkopferten der Softwareindustrie das Fürchten. Etwas ähnliches hat sich unlängst schon einmal ereignet. Auch das Internet verdankt seinen Erfolg einer frei verfügbaren, offenen Netzarchitektur, die sich wider alle Erwartungen gegen ein wirtschaftlich wie politisch umworbenes Konkurrenzmodell durchgesetzt hat. Dieses Modell hieß OSI und gilt heute als Reinfall.
Friedrich Kittler: »Wissenschaft als Open-Source-Prozeß«
Meine Damen und Herren, wenn ich diese Intervention von zirka fünfzehn Minuten nicht ganz europäisch eben mit „meine Damen und Herren“ begonnen hätte, sondern im C-Stil mit „hello world“ zu Ihnen gesprochen hätte, dann könnte ich meiner Freiheit vermutlich nicht mehr lange sicher sein. Ich hätte dann zwar das Vergnügen gehabt, meine Zeit statt mit der Eingabe alberner ASCII-Zeichen unter einem Compiler und einem Assembler zuzubringen, aber wer weiß, ob eben diese wunderbare ASCI-Zeichenfolge print f („Hello world“); nicht schon bald unter ein Quellcode-Copyright fallen wird, auch in Europa.
Gunter Hille: »Gutenberg oder tausend und eine Nacht«
Ich möchte einen kurzen Überblick geben, wie es zu dem Projekt gekommen ist, und dann ein paar Fakten zu dem Projekt und zum Schluß möchte ich über Probleme von Copyright reden: Was ist erlaubt? Was darf man heute offen ins Internet stellen? Wo sollte man vorsichtig sein? Und was darf man gar nicht anfassen? Über diese Sachen möchte ich reden.
Diskussion: moderiert von Florian Cramer: »Open Content«
Frank Rieger: Sie sagen, daß ihre Zukunft in diesen eBooks liegen wird. Das sehe ich genauso. Nur wenn ich mir die Sachen nicht im eBook-Format per FTP downloaden kann, dann brauche ich damit auch nichts anzufangen. Der größte Vorteil des amerikanischen Projekts Gutenberg ist für mich, ich kann mir den Text downloaden, ihn mir so formatieren, wie ich will, auf meinem Laserdrucker doppelseitig ausdrucken, heften und in der U-Bahn lesen oder auf dem Laptop. Wenn ich das jedesmal am Bildschirm machen muß, ist das extrem lästig.
10. »Intellectual Property« and Public Domain
Benny Härlin: »The Source Code of Life: Monsanto Domain or Public Domain«What I want to talk about today is the question of should genes, should life be patentable. Should it be private property or not? Obviously, my idea is that it should stay free, and become even more free, by a better understanding of what life is.
Diskussion moderiert von Timothy Druckrey: »The Source Code of Life«
Timothy Druckrey: I guess we have the answer for who will be the Microsoftof the future... Looks like Monsanto. Now we have time for a few questions. Audience: Could it be possible in the future to patent the gene that controls the development of the human brain, and then a manager could sue employees so that they are never able to do business again?
Richard Stallman: »Free Software and Beyond«
phones! WOW, which one shall I speak into? If I do this, does it come out in stereo? These lights here are incredibly bright, it makes me feel as if I'm being interrogated. You have ways to make me speak! I'm going to talk briefly about what the free software movement is all about, and then go on to how to extend some of those ideas to other things besides software.
Diskussion moderiert von Timothy Druckrey: »Free Software and Beyond«
Audience: Lets call in GNUX? Richard Stallman: I tried contracting GNU and Linux to LIGNUX and a few people got insanely angry. They don't get that angry at GNU/Linux. I don't know why, but I'm happy either way. I'll do the one they get less angry at. Audience: Can you tell us about the current status of the GNU operating system, namely the Hurd?
Impressum
- wissenschaftliche Leitung
- Projektleitung
Team
Pressebetreuung: Tilman Baumgärtel
Logo und Print-Design: Ellen Nonnenmacher
Technischer Leiter: Thomax Kaulmann
Organisationsassistenz: Philip Bacher
Übersetzungen: David Hudson
Web-Design1999: Holger Fries
Logo und Print-Design: Ellen Nonnenmacher
Technischer Leiter: Thomax Kaulmann
Organisationsassistenz: Philip Bacher
Übersetzungen: David Hudson
Web-Design1999: Holger Fries
Organisation / Institution
mikro, Verein zur Pflege von Medienkulturen e.V., Berlin ; ZKM ; Karlsruhe Institut für Informatik ; Arbeitsgruppe Informatik in Bildung & Gesellschaft der Humboldt Universität zu Berlin
Kooperationspartner
Institut für Ästhetik der Humboldt Universität zu Berlin,
Haus der Kulturen der Welt Berlin
Individual Network Berlin
Berliner Linux User Group
Berliner NeXT User Group
und context m. mind.media.development, Berlin
Haus der Kulturen der Welt Berlin
Individual Network Berlin
Berliner Linux User Group
Berliner NeXT User Group
und context m. mind.media.development, Berlin
Begleitprogramm