Lutz Mommartz. Der durchsichtige Mensch
Sa, 11.02. – Mo, 10.04.2023
Das ZKM präsentiert drei Installationen des Avantgarde-Filmemachers Lutz Mommartz.
Auf die Frage, welche Beziehung er zum Kino habe, antwortete der 1934 geborene deutsche Experimentalfilmer und Filmregisseur Lutz Mommartz: „Ich gehe selten hin, ich mag keine Western, keine Problemfilme und auch keine Lustspiele. Zum Beispiel habe ich eine Tischdecke im Wind gefilmt. Lange und formatfüllend. Für Augenblicke war dahinter eine wunderbare Landschaft zu sehen. In Farbe. [...]“ „Die Einstellung brach ab, als das Laufwerk der Kamera abgelaufen war, scheinbar ohne brauchbares Ergebnis. Nach vielen Versuchen, es richtig zu machen, stellte ich fest, dass das Bild für meine Einstellung nicht besser wurde. Einige Jahre später leuchtete mir ein, dass ich meinem ersten direkten Impuls folgen soll, das bewegte Bild dem Zufall zu widmen.“
Als Autodidakt in der Filmszene und als Verwaltungsbeamter tätig, reichte Mommartz seine Filme 1967 beim renommierten Experimentalfilmfestival im belgischen Knokke-le-Zoute ein und wurde mit einem überraschenden Erfolg gekrönt, der ihn über Nacht in der deutschen experimentellen Filmszene und auch in der Künstler:innen-Szene an seinem Wohnort Düsseldorf berühmt machte. Seit Beginn seiner Beschäftigung mit dem experimentellen Film strebte Mommartz dessen Erneuerung an. Dabei standen für ihn ästhetische und gesellschaftliche Relevanz und das Authentische als Kunst im Fokus der Auseinandersetzung.
Seine Ansichten über das Wesen des Kinos haben mit den herkömmlichen Vorstellungen von Mainstream-Kino wenig gemein. Er lehnt die Fiktion im Kinofilm und auch das Didaktische des Dokumentarfilms ab. Seit den 1960er-Jahren ist für sein Filmschaffen das Interesse an der medialen Rahmung des Sehens, an den Bedingungen der Filmvorführung und Analyse der kinematografischen Praktiken ausschlaggebend. Ausgehend von diesen künstlerischen Interessen schloss er sich dem Kreis der Filmemacher:innen an, die sich für „das andere Kino“ und alternative Distributionssysteme engagierten.
In Düsseldorf beteiligte sich Mommartz u.a. an der Konzeption und Gestaltung des berühmten Künstler:innenlokals Creamcheese, nahm an der documenta 4 sowie an zahlreichen Filmfestivals und Ausstellungen teil und initiierte die Filmgruppe Düsseldorf, die sich für die Anerkennung des Mediums Film in der bildenden Kunst einsetzte. 1975–1999 war er Professor für Film an der von ihm gegründeten Filmklasse an der Kunstakademie Münster.
Das ZKM präsentiert drei Filminstallationen von Lutz Mommartz, die für unterschiedliche Phasen seines ungewöhnlichen und vielseitigen Schaffens stehen: »Der Zeitschneider«, »Das wehende Tuch« sowie das Video »Der durchsichtige Mensch«.
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Kuratorisches Team
Till Nachtmann, Stefan Silies