Gianfranco Baruchello. Certain Ideas
Sa, 01.11.2014 11:00 – Mo, 06.04.2015 18:00 Uhr CEST
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»Gianfranco Baruchello. Certain Ideas« wird im Zuge einer lockeren Folge von Ausstellungen des ZKM präsentiert, die vom Mainstream ignorierte oder in Vergessenheit geratene Künstler in den Fokus rückt. Oftmals haben gerade diese Künstler der Gegenwart wichtige Impulse geliefert. In diesem Zusammenhang wird der italienische Multimediakünstler Gianfranco Baruchello mit einer umfangreichen Werkschau vorgestellt. Die in Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg und der Sammlung Falckenberg durchgeführte Ausstellung bietet einen Überblick über das mehr als ein halbes Jahrhundert währende Schaffen und stellt die Vielschichtigkeit von Baruchellos Werk anhand seiner über Jahrzehnte hinweg geschaffenen Bilder, Skulpturen, Objektkästen, Collagen, Texten sowie Filmen dar.
Gianfranco Baruchello (geb. 1924 in Livorno, lebt und arbeitet in Rom), war Teil der europäischen Avantgarde-Bewegung der 1960er-Jahre. Getrieben von sozialen Utopien suchte er nach verbindenden Momenten von Kunst und Wissenschaft, Leben und Kunst. Diese Fusion vollzog sich bei Baruchello in einer breiten Anzahl von Medien – bis hin zur Gründung einer Landkommune.
Ähnlich wie Marcel Duchamp, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, fand Baruchello schon früh Gefallen an der Verwendung von vorhandenen Formen und Objekten. Er kreierte aus den Fundstücken abstrakte Werke, in denen die autonomen Bestandteile miteinander verschmolzen und neue außergewöhnliche Formen entstanden. Die Strategien des Abstrakten Expressionismus und der Pop Art, die ihn seit einer Reise durch die USA im Jahr 1964 faszinierten, verband er mit seinen eigenen Vorstellungen zu einer individuellen Bildsprache: Auf weiß grundierten Leinwänden erschuf er aus meist winzigen lebensweltlichen oder surrealen Figuren und Symbolen außergewöhnliche Welten, deren Struktur an neuronale Netzwerke erinnern. Aus diesen Formationen entwickelte er unterschiedliche Objektkästen, mit denen er das rätselhafte Figurenrepertoire der Bilder ins Dreidimensionale überführte.
Neben der Arbeit mit Sprache in Form von Wortspielen und Reim-Experimenten sowie der Gestaltung individueller Publikationen fand Baruchello auch zum Medium Film. 1964 produzierte er den aus gefundenen Szenen montierten 16mm-Film »Verifica incerta«. Im Laufe der 1970er- und 1980er-Jahre gewann auch die Arbeit mit der Videokamera und die damit verbundenen experimentellen Möglichkeiten des Mediums für ihn an Bedeutung.
Nachdem Baruchello an verschiedenen internationalen Künstlerbewegungen partizipiert hatte (z.B. Experiments in Art and Technology, Artiflex), war die Gründung einer Landkommune, der Agricola Cornelia S.p.A. im Jahr 1973 nur ein konsequenter Schritt. Sie war Ausdruck seines ökologischen Bewusstseins und sollte Landwirtschaft und Kunst synergetisch verbinden. Er ging damit weiter als viele andere Künstler seiner Zeit mit ähnlichen Intentionen, da er nicht im Theoretischen verblieb. Zahlreiche Kunstwerke in der Ausstellung zeugen von der Bedeutung aktueller Themenkomplexe wie Ökologie und Nachhaltigkeit, die Gianfranco Baruchello so früh in die Kunst eingeführt hatte.
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