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Ausstellung

Herbert W. Franke: Wanderer zwischen den Welten

Sa, 16.10.2010 – So, 09.01.2011

© ZKM | Karlsruhe

Zu Ehren des Physikers, Philosophen und Pioniers der Computerkunst und elektronischen Ästhetik Herbert W. Franke (geb. 1927 in Wien, lebt und arbeitet bei München) präsentiert das ZKM | Medienmuseum eine umfassende Ausstellung über das Leben und Werk dieses »Wanderers zwischen den Welten«. Die Ausstellung beleuchtet sein facettenreiches und vielfältiges Wirken zwischen Wissenschaft und Kunst. Herbert W. Franke wird als Philosoph und Science-Fiction-Autor, als Höhlenforscher, Symmetrie- und Bionik-Forscher, als Physiker und Mathematiker sowie als Kunstwissenschaftler und Vorreiter computer- und maschinengenerierter Kunst vorgestellt.
 
Herbert W. Franke, der 2007 seinen 80. Geburtstag feierte, begann sich schon früh für »bildgebende Systeme« zu interessieren. Er gehört zu den wichtigsten Vertretern der elektronische Ästhetik und der Computerkunst und beeinflusst bis heute Generationen von Künstlern. Der Mitbegründer der »ars electronica« in Linz, begann bereits in den späten 1940er Jahren sich mit der Frage auseinander zu setzen, wie wissenschaftliche, bildgebende Systeme und technische Apparate mit Kunst und Ästhetik zusammenhängen. Er war fasziniert von den kreativen Möglichkeiten, die der Einsatz solcher Maschinen für die Produktion ästhetischer Bildwerke bot. So experimentierte er beispielsweise ab den 1950er Jahren mit Oszillographen, mit welchen er seine künstlerischen »Oszillogramme« (1956) und »elektronischen Grafiken« (1961/62) sowie später den experimentellen Film »Rotationen/Projektionen« (1970/71) schuf, der 1974 in der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt und nun für die erste Inszenierung seit fast 40 Jahren im ZKM | Medienmuseum digitalisiert wurde.
 
Bis heute schafft Herbert W. Franke bildgebende Programme, künstlerische Computergrafiken und -bildwelten. Im Mai 2010 ging das jüngst von ihm, in Zusammenarbeit mit dem Zuse-Institut in Berlin (ZIB) entwickelte, virtuelle Ausstellungsprojekt »Z-Galaxy« online. Das Projekt bietet Künstlern und Wissenschaftlern die Möglichkeit, virtuelle Ausstellungen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst zu präsentieren.
 
Neben einer Auswahl seiner experimentellen Computerkunst aus den letzten sechzig Jahren, bildet der Einblick in Herbert W. Frankes mehrfach preisgekrönte Tätigkeit als Science-Fiction-Autor einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. In seinen SciFi-Romanen und Kurzgeschichten geht es ihm zumeist um die intellektuelle Auseinandersetzung mit möglichen Modellen unserer Zukunft und ihrer philosophischen und ethischen Interpretation. Im Sinne einer »Machbarkeitsanalyse«, die wissenschaftlich und technologisch begründet ist, behandelt er in seinen Geschichten als sensibler Visionär grundlegende gesellschaftliche Fragen menschlicher Zivilisationen und politischer Systeme.
 
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist die erstmals öffentlich realisierte Rauminstallation »Das Netz« (2010). Leuchtende Fäden durchziehen kreuz und quer den Raum und laden den Besucher ein, sich durch das dichte und verwirrende Labyrinth aus Schnüren einen Weg zu bahnen. Im Alter von zehn Jahren verwandelte Herbert W. Franke einmal das großelterliche Wohnzimmer in einen Irrgarten aus Garnfäden. Nun schafft er erneut ein solches Netz, welches in höchstem Maße Sinnbild für das übergreifende Gesamtwerk und die vielfältige Gedankenwelt des Wissenschaftlers und Künstlers ist.
 
Experimentelle Fotografien, die Präsentation historischer Rechner, auf denen von Herbert W. Franke entwickelte Programme und Demonstrationen aus den letzten dreißig Jahren laufen, dokumentarische Einblicke in seine Höhlenforschungen, Untersuchungsobjekte zu seinen Symmetrie- und Bionik-Forschungen wie Kakteen und Mineralien sowie ein eigens eingerichteter Hörspielraum und ein Leseraum, in denen seine Science-Fiction-Werke und wissenschaftliche Publikationen des Autors auf den Gebieten der Physik, Mathematik und Kunstwissenschaft auditiv und visuell erfahrbar gemacht werden, führen in die Welt Herbert W. Frankes und ermöglichen es dem Besucher, die Dinge mit den Augen dieses Pioniers und Visionärs zu sehen.

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