Better Books
Kunst, Anarchie und Apostasie
Sa, 03.11.2012 – So, 06.01.2013
In den 1950er- und 1960er-Jahren durchlief London eine kulturelle Revolution, die die Sichtweise auf die Gegenwartskunst für immer veränderte und eine radikale Reformulierung des künstlerischen Schaffens auslöste. Vereint in ihrem Unglauben in die etablierte Kultur (und angesichts der besorgniserregenden, geopolitischen Lage während des Kalten Krieges) versuchte die Nachkriegsgeneration der KünstlerInnen, DichterInnen und SchriftstellerInnen neue Wege im Entfremdungsprozess von den vorherigen Generationen zu finden. Viele KünstlerInnen lernten sich erst kennen, als sie in Tony Godwins Buchhandel »Better Books« auf der Londoner Charing Cross Road Zuflucht fanden. Durch das erfolgreiche Konzept von Bill Butler, Barry Miles und Bob Cobbing wurde »Better Books« sowohl zum Refugium als auch zur Plattform und »Stimme« des explosiv-radikalen Gebarens in London. Der Buchladen ermöglichte und initiierte Treffen, gab Raum für Ideen und wurde zur Herberge für zahlreiche KünstlerInnen, DichterInnen, FilmemacherInnen, MusikerInnen und SchriftstellerInnen der Avantgarde.
Die Ausstellung »Better Books: Kunst, Anarchie und Apostasie« im ZKM | Museum für Neue Kunst präsentiert die Kunstwerke, Filme und Gedichte, die zum Zeugnis dieses Aufbruchs wurden, sowie kaum gezeigte Fotografien, Ephemera und weiteres Archivmaterial. Diese Präsentation gibt einen tiefen Einblick in die Szene um »Better Books«, von der aus Aktivitäten und Veranstaltungen wie die »International Poetry Incarnation«, Gustav Metzgers »Destruction in Art Symposium (DIAS)«, The People Show, die Gründung der London Filmmakers' Cooperative oder John Lathams und Jeffrew Shaws »Book Plumbing«-Events ausgingen.
Erstmalig besteht die Möglichkeit Gustav Metzgers Refabrikation seiner auto-kreativen Arbeit »Earth from Space (revisited)« live zu erleben. Das Projekt (1966–2012) gehört zu Metzgers frühestens Experimenten mit flüssigen Kristallen, die die Basis für sein psychedelisches Licht-Exponat liefern. Die selten exponierte Arbeit »Sound Hat« (1970) von Annea Lockwood, von der fünfzehn Kopien für Henri Chopins »OU« produziert wurden, ist ebenso Teil der Ausstellung wie eine Dokumentation von Criton Tomazos’ nicht fertiggestelltem »Cage«-Projekt.
Darüber hinaus werden frühe Werke von Jeff Nuttall zu sehen sein, wie auch die bizarren Konstruktionen von Bruce Lacey sowie John Lathams Skulptur »The Laws of England«. Filme von Stephen Dwoskin, Pip Benveniste, John Latham, Jeff Keen, Peter Whitehead, Piero Heliczer und vielen Weiteren bilden das mise-en-scène der Ausstellung am ZKM. Ebenfalls präsentiert werden Dokumente und Publikationen u. a. von Bob Cobbing, Jeff Nuttall, Alexander Trocchi und Dom Sylvester Houédard.
Impressum
- Kurator/in
Organisation / Institution
Kooperationspartner
Flat Time House, London