Der Algorithmus des Manfred Mohr
1963−jetzt
In der heutigen, technologisierten Welt ist ein Leben ohne Computer nicht mehr vorstellbar. Auch in der Kunst haben die elektronischen Rechenmaschinen mit der Zeit Anklang gefunden und werden mit steigendem Interesse gerade in der „Neuen Kunst“ für Produktionen verwendet.
VON HANNAH SCHEIBLICH
Die Anfänge dieser Entwicklung sind bereits in den 1960er Jahren zu finden, als Künstler versuchen, den spontanen und intuitiv-geprägten Schaffensprozessen der Künstler des vorherigen Jahrzehnts entgegenzuwirken. Auch Manfred Mohr wendet sich in dieser Zeit vom Abstrakten Expressionismus, dem Informel und auch dem Tachismus ab, um sich dagegen von der Rationalität der computergenerierten Kunst faszinieren zu lassen.
Inspiriert wird Mohr, der sich als Jazzmusiker auch für Musik begeistert, von Pierre Barbaud, den er 1967 in Paris kennenlernt. Barbaud nutzt den Computer zu dieser Zeit bereits als Instrument für seine musikalischen Produktionen. Durch ihn sammelt Mohr detaillierte Kenntnisse über die Möglichkeiten der computergenerierten Kunst: So müsse er beispielsweise die computerprogrammierte Musik aufschreiben und eine Logik erfinden, nach der man sie spielen könne.
Um das Medium des Computers nutzen zu können, arbeitet Mohr am französischen Nationalinstitut Météorologie, der Météorologie Nationale. 1971 präsentiert der Künstler seine Werke erstmals im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris im Rahmen einer Einzelausstellung. Dies ist insofern beachtlich, da er damit auch der erste Künstler ist, der eine eigene Ausstellung mit ausschließlich digital entstandenen Werken in einem Museum zeigt.
Zu Ehren seines 75. Geburtstages präsentiert das ZKM in der Retrospektive "Der Algorithmus des Manfred Mohr. 1963-jetzt" eine Werkauswahl seines vielfältigen Repertoires, zu dem unter anderem Gemälde, Skulpturen, Künstlerbücher, Reliefs und auch Computeranimationen zählen. Der Titel der Ausstellung beschreibt dabei den wohl wichtigsten Moment in der künstlerischen Entwicklung der Arbeit mit dem Computer, den Entwurf des Algorithmus, also das Set von Regeln, die durch den Rechner systematisch prozessiert werden. Die Ausstellung bringt durch die Vielfalt an Exponaten die Schwierigkeit oder gar Unmöglichkeit zum Ausdruck, mit Hilfe des Algorithmus die Intentionen des Künstlers vollständig auszudrücken. Noch bis zum 1. September dieses Jahres können sich alle neugierigen Manfred Mohr–Fans seine Arbeiten im ZKM | Medienmuseum ansehen.
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