Johan Grimonprez: Videos
Do, 06.07.2000 18:00 Uhr CEST
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Seit der documenta X zählt Johan Grimonprez zu den bedeutenden Videokünstlern der Gegenwart. Das dort gezeigte »Dial H-I-S-T-O-R-Y«, aus dessen Zusammenhang vor kurzem in der Ausstellung »Edit« im Badischen Kunstverein eine Fotoarbeit zu sehen war, machte ihn bekannt. Das Museum für Neue Kunst | ZKM zeigt nun drei Videos des Künstlers.
»Dial H-I-S-T-O-R-Y« (1997, 68 min) beschreibt die Problematik des künstlerischen Schaffens unter den Bedingungen der neuen Medien. Die Fiktionalität dokumentarischer Bilder und die globalen Informationsmechanismen sind hier exemplarisch am Terrorismus entwickelt. Nicht mehr der Künstler im Atelier, sondern die virtuos auf der Medienklaviatur spielenden Terroristen produzieren heute die gesellschaftlich relevanten Spektakel.
»Kobarweng Or Where Is Your Helicopter?« (1992, 25 min) erzählt die Geschichte einer Begegnung der westlichen Zivilisation mit einem archaischen Volk auf Neu-Guinea, das im Kobarweng, dem Klang des Hubschraubers, ein eindrückliches Symbol für die einschwebenden Zivilisatoren gefunden hat. Grimonprez bricht die dokumentarische Allmacht ethnographischer Filme auf und reflektiert sowohl Medium wie den eigenen Standpunkt als Beobachter.
»Lost Nation« (1999, 16 min) führt die Auseinandersetzung mit der Kolonisation auf US-amerikanischem Boden weiter. Die Frontier-Philosophie der weißen Eroberer ist hier übersetzt in eine Reise zu einem realen Ort in den Vereinigten Staaten mit dem Namen Lost Nation. Wie die ehemaligen Ostblockstaaten verschwindet das mythische Konstrukt der Nation in der Annäherung an ihre tatsächliche Realisierung.
Biographie
Der in Gent und New York lebende Künstler (geb. 1962 in Roselaere, Belgien) hatte zahlreiche Einzelausstellungen an bedeutenden Institutionen wie 1994 im Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 1997 in den Deitch Projects, New York, und im gleichen Jahr im Centre Georges Pompidou, Paris. Die Teilnahme an wichtigen Ausstellungen der letzten Jahre wie 1996 »The world over - Under Capricorn« im Stedelijk Museum, Amsterdam, oder der Documenta X in Kassel 1997 machten ihn international bekannt.