Veranstaltung
Neuroästhetik
Do, 22.11. – Sa, 24.11.2012
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
Als Teil der gemeinsam vom ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie und der Akademie Schloss Solitude ausgeführten Projekte zum Thema Kreativität und Innovation, die 2007 vom Staatsministerium Baden-Württemberg initiiert wurden, zielt das Symposium »Neuroästhetik« darauf ab, eine Verbindung zwischen den aktuellen Entwicklungen in den Neurowissenschaften und den Künsten zu etablieren.
Die klassische Techniktheorie, von Bergson bis Stiegler, von Freud bis McLuhan, ist in der Hauptsache eine organologische Techniktheorie. Die technischen Medien werden interpretiert als eine Extension der Sinnesorgane (das Rad ist eine Ausdehnung des Fußes, der Computer eine Ausdehnung des Gehirns, usw.). Zweitens wird durch jedes neue Medium das Verhältnis der Sinne zueinander neu definiert. Das synästhetische Programm der Jahrhundertwende hat (von Skrjabin bis Kandinsky) in der abstrakten Malerei und im Avantgardefilm der 1920er und 1930er-Jahre das Kapitel »Seeing Sound« aufgeschlagen, das zum Mainstream von MTV (Music Television) geführt hat. In der klassischen Synästhesie hat ein Sinnesorgan (Auge) partiell die Funktion eines anderen Sinnesorgans (Ohr) übernommen.
Durch die neuen technischen Verschaltungen der Medien (von Computer bis iPad), sowohl der Extensionen der Sinnesorgane wie der Sinnesorgane selbst, kommt es zu einer neuartigen Vernetzung der Sinnesorgane. Der Neurologe Paul Bach-y-Rita spricht von sensoraler Substitution, wonach jedes beliebige Sinnesorgan tendenziell die Funktionen jedes anderen beliebigen Sinnesorgans übernehmen kann.
Durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen entstehen neuartige Assoziationsketten, die wiederum Kreativität entstehen lassen. Neue künstlerische Ansätze im Tanz, in der Musik, in der bildenden Kunst, sind bereits vorhanden und werden mit großem Erfolg als neue Allianz von Wissenschaft und Kunst, als Wissenschaftsästhetik beziehungsweise evolutionäre Ästhetik zelebriert. Die ästhetische Erfahrung kann dabei als Experimentierfeld dieser Schaffung von Verbindungen zwischen verschiedenen Sinneswahrnehmungen dienen, das es erlaubt, kreative Schaffensprozesse zu generieren.
Das Symposium wird sich auf zwei Themenschwerpunkte konzentrieren: zum einen auf den Bereich der »Kulturellen Neurowissenschaften«, der die Effekte unterschiedlicher Kulturen auf die Hirnstruktur umfasst. Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf dem asiatischen Kulturraum. Zum anderen liegt ein Schwerpunkt auf der Thematik der »Sensorischen Substitution« und der »Synästhesie«, also der multimodalen Sinnesempfindungen.
Durch die Kooperation mit der Hertie-Stiftung, dem bundesweit größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland, will das ZKM auf der einen Seite ermöglichen, den WissenschaftlerInnen einen Weg der visuellen und sozialen Reflexion zu eröffnen und auf der anderen Seite den Künsten einen Einblick in diese Wissenschaften zu geben.
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Die klassische Techniktheorie, von Bergson bis Stiegler, von Freud bis McLuhan, ist in der Hauptsache eine organologische Techniktheorie. Die technischen Medien werden interpretiert als eine Extension der Sinnesorgane (das Rad ist eine Ausdehnung des Fußes, der Computer eine Ausdehnung des Gehirns, usw.). Zweitens wird durch jedes neue Medium das Verhältnis der Sinne zueinander neu definiert. Das synästhetische Programm der Jahrhundertwende hat (von Skrjabin bis Kandinsky) in der abstrakten Malerei und im Avantgardefilm der 1920er und 1930er-Jahre das Kapitel »Seeing Sound« aufgeschlagen, das zum Mainstream von MTV (Music Television) geführt hat. In der klassischen Synästhesie hat ein Sinnesorgan (Auge) partiell die Funktion eines anderen Sinnesorgans (Ohr) übernommen.
Durch die neuen technischen Verschaltungen der Medien (von Computer bis iPad), sowohl der Extensionen der Sinnesorgane wie der Sinnesorgane selbst, kommt es zu einer neuartigen Vernetzung der Sinnesorgane. Der Neurologe Paul Bach-y-Rita spricht von sensoraler Substitution, wonach jedes beliebige Sinnesorgan tendenziell die Funktionen jedes anderen beliebigen Sinnesorgans übernehmen kann.
Durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen entstehen neuartige Assoziationsketten, die wiederum Kreativität entstehen lassen. Neue künstlerische Ansätze im Tanz, in der Musik, in der bildenden Kunst, sind bereits vorhanden und werden mit großem Erfolg als neue Allianz von Wissenschaft und Kunst, als Wissenschaftsästhetik beziehungsweise evolutionäre Ästhetik zelebriert. Die ästhetische Erfahrung kann dabei als Experimentierfeld dieser Schaffung von Verbindungen zwischen verschiedenen Sinneswahrnehmungen dienen, das es erlaubt, kreative Schaffensprozesse zu generieren.
Das Symposium wird sich auf zwei Themenschwerpunkte konzentrieren: zum einen auf den Bereich der »Kulturellen Neurowissenschaften«, der die Effekte unterschiedlicher Kulturen auf die Hirnstruktur umfasst. Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf dem asiatischen Kulturraum. Zum anderen liegt ein Schwerpunkt auf der Thematik der »Sensorischen Substitution« und der »Synästhesie«, also der multimodalen Sinnesempfindungen.
Durch die Kooperation mit der Hertie-Stiftung, dem bundesweit größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland, will das ZKM auf der einen Seite ermöglichen, den WissenschaftlerInnen einen Weg der visuellen und sozialen Reflexion zu eröffnen und auf der anderen Seite den Künsten einen Einblick in diese Wissenschaften zu geben.
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Sprecher
NeurowissenschaftlerInnen
- Joan Y. Chiao, Department of Psychology, Northwestern University, USA
- Shihui Han, Culture and Social Cognitive Neuroscience Laboratory, Department of Psychology, Bejing University
- Shinobu Kitayama, Department of Psychology; University of Michigan
- Peter König, Institut für Kognitionswissenschaft, Universität Osnabrück
- Fiona Newell, Department of Psychology, Trinity College Dublin
- Georg Northoff, Mind, Brain Imaging and Neuroethics Research Unit, University of Ottawa, Institute of Mental Health Research
- Shinsuke Shimojo, The Shimojo Psychophysics Laboratory, California Institute of Technology
- Julia Simner, School of Philosophy, Psychology and Language Sciences, The University of Edinburgh
- Peter Weiss-Blankenhorn, Institut für Medizin, Forschungszentrum Jülich
GeisteswissenschaftlerInnen
- Eckart Altenmüller, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
- Olaf Breidbach, Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Udo Dahmen (angefragt), Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg
- Thomas Grunwald, Epilepsie-Zentrum, Zürich
- Israel Nelken, Department of Neurobiology, Hebrew University, Jerusalem
- Alva Noë, Professor at the Department of Philosophy an der UC Berkeley
- Patricia Pisters, Professor of Media and Film Studies, an der University of Amsterdam
KünstlerInnen
- Helga Griffiths (Deutschland)
- Arijana Kajfes (Schweden)
- Warren Neidich (Deutschland und USA)
- Reto Schölly (Deutschland)
- Tim Otto Roth/Benjamin Staude (Deutschland)
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Programm
Donnerstag, 22.11.2012 |
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14:00 Uhr | Eröffnungsrede (Peter Weibel) |
14:30 Uhr | Shihui Han »Neural representation of the self in sociocultural senses« |
15:30 Uhr | Julia Simner »Synaesthesia: The aesthetic consequences of merging senses« |
16:30 Uhr | Kaffeepause |
16:45 Uhr | Eckart Altenmüller »Is music the universal »language« of emotions? The neurobiology and psychology of aesthetic feelings« |
17:30 Uhr | Udo Dahmen »The rhythm brain − body & vocal percussion − a journey in 45 minutes« |
18:15 Uhr | Benjamin Staude / Tim Otto Roth »The sonapticon − A space as an acoustic neuronal network« |
19:00 Uhr | Konzert im ZKM_Kubus |
Freitag, 23.11.2012 |
|
10:00 Uhr | Joan Chiao »Cultural neuroscience: Promise and progress« |
10:45 Uhr | Warren Neidich »Artistic research in the 21st century: Bringing the Outside/In« |
11:30 Uhr | Kaffeepause |
11:45 Uhr | Georg Northoff »The self and its brain − a neurophilosophical perspective« |
12:30 Uhr | Shinobu Kitayama Cultural neuroscience of perception: Implications for art and art appreciation« |
13:15 Uhr | Mittagspause |
14:45 Uhr | Thomas Grunwald »Processing architectural ranking across cultures and within the human hippocampus« |
15:30 Uhr | Peter Weiss-Blankenhorn »Functional and structural imaging insights into the neural basis of synaesthesia« |
16:15 Uhr | Kaffeepause |
16:30 Uhr | Shinsuke Shimojo »Sensory substitution, and the third kind of »qualia« « |
17:15 Uhr | Israel Nelken »The highs and lows of the auditory system« |
Sonnabend, 24.11.2012 |
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10:00 Uhr | Arijana Kajfes »Seeing is not believing« |
10:30 Uhr | Olaf Breidbach »Looking from within − On the concept neuronal aesthetics« |
11:15 Uhr | Kaffeepause |
11:30 Uhr | Helga Griffiths »From an archeology of the senses to an animated flight over the glacial landscape of the artist's brain« |
12:00 Uhr | Peter König »On the relation of action and perception« |
13:00 Uhr | Mittagspause |
14:30 Uhr | Patricia Pisters »The Neuro-Image: Brain cinema and digital logic« |
15:15 Uhr | Fiona Newell »How every day multisensory interactions affect aesthetic« |
16:00 Uhr | Kaffeepause |
16:15 Uhr | Alva Noë »Art and the limits of neuroscience« |
17:00 Uhr | Reto Schölly »Neuronal music« |
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Event Website
Impressum
- Moderation
Organisation / Institution
ZKM
Kooperationspartner
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Sponsoren
Gemeinnützige Hertie-Stiftung ; Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Begleitprogramm