Beschreibung
Mina Kianfar
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaften (ZAR)
Die Digitalisierung hat im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens eine grundlegende Wende herbeigeführt. Spürbar wird sie nicht nur angesichts der rasant steigenden Geschwindigkeit des Informations‐ und Kommunikationsflusses, sondern auch hinsichtlich der Teilnehmer des Kommunikationsvorgangs. Neue Formen des wissenschaftlichen Austausches fördern die direkte Kommunikation zwischen ,Wissenschaftlern‘
und ,Nicht‐Wissenschaftlern‘ und machen erstmals die Einbindung einer sehr breiten Öffentlichkeit in den wissenschaftlichen Diskurs möglich. Trotz dieser herausragenden Möglichkeiten stellt sich die Digitalisierung für einige
Interessengruppen doch mehr als Fluch denn als Segen dar. Vor der Digitalisierung war die Printveröffentlichung in vielen Bereichen die einzige Möglichkeit des wissenschaftlichen Publizierens. Daraus ergab sich eine besondere Stellung der Fachverlage, die in der Wissenschaft notwendigerweise als Informationsmittler in den Kommunikationsvorgang eingebunden waren. Umso nachvollziehbarer erscheint die Befürchtung der Fachverlage, durch den vereinfachten Zugcherweise auch ihre Existenzberechtigung einzubüßen. Das kommerzielle Interessang zu digitalisierter Wissenschaft zunächst an Bedeutung, irgendwann aber möglie der Fachverlage daran, die Zugänglichkeit wissenschaftlicher Informationen möglichst gewinnbringend zu monetarisieren, steht dabei im Widerspruch zum Interesse der Allgemeinheit, schnell, einfach und vorzugsweise kostenlos auf wissenschaftliche Werke zuzugreifen. Dieser grundsätzliche Konflikt ist im Urheberrecht (§ 52a UrhG) durch die Schaffung der Schranke der öffentlichen Zugänglichmachung für Unterricht und Forschung akut geworden. Die Vorschrift erlaubt es Bildungs‐ und Forschungseinrichtungen
in einem ersten Schritt analoge Werke zu digitalisieren, um sie dann in ein
Netzwerk einzustellen, von dem aus Schüler, Studenten und Wissenschaftler auf die Werke zugreifen können.