Zukünfte sind keine fernen Endpunkte, sondern kollektive Prozesse, die in zwischen Begegnungen mit Spezies und Objekten entstehen. Dennoch werden viele dieser Prozesse politisch zum Schweigen gebracht, während die geleistete Arbeit systematisch unsichtbar bleibt. In der Geschichte von Musik und Klangkunst zeigt sich dies unter anderem in der Tonalität als kolonialisierende Struktur und in der imperialistischen Konstruktion des Komponisten als individuelles „Genie“. Solche Erzählungen isolierter Schöpfung spiegeln umfassendere Muster eines extraktiven, linearen Fortschritts wider, die weiterhin dominante Zukunftsvorstellungen prägen. Angesichts der aktuellen Polykrise – geprägt von Klimakatastrophen, erstarkendem Rechtspopulismus und systemischen Ungleichheiten – erweisen sich diese Narrative erneut als unzureichend.
Mit dem Thema »Fellow Futures« wollen wir uns den Handlungsräumen marginalisierter Stimmen und verstummter Resonanzen zuwenden. Zukünfte entstehen als dynamische, wechselseitig konstituierende Schwingungen, die sich begegnen, interferieren und in ihrem gemeinsamen Entstehen transformieren. Die Materialität des Klangs und die Durchlässigkeit des Raumes bieten ein überzeugendes Modell: Sie verdeutlichen, dass das Knüpfen von Verbindungen nicht durch isolierte Akte, sondern durch einen fortlaufenden, situativen Austausch erfolgt. Der Klang – der Grenzen überwindet und sich nicht einfangen lässt – erinnert uns daran, dass Identitäten, Geschichten und Räume fortwährend gestaltet und wieder neu geformt werden.
»Fellow Futures« lädt dazu ein, unser Vorstellungsvermögen, unser gemeinsames Leben und die Art und Weise, wie wir unsere kollektiven Zukünfte gestalten, neu zu denken. Durch die Verstärkung dieser resonanten Verbindungen schaffen wir einen Raum, in dem klangliche Forschung zu einem beziehungsorientierten Verständnis der Zukunft beitragen kann. In einer Zeit, in der die Dringlichkeit transformierender Verbindungen größer denn je ist, lauschen wir Zukünften.