//////////fur////: *OIS*

14.04.–19.06.2014

Zwei Männer im Ausfallschritt, zwischen ihnen ein Podest, auf dem »Pain Station« steht.

Tilman Reiff und Volker Morawe haben für AOYS eine Ironisierung der bislang uneingelösten Versprechen der digitalen Kommunikation entwickelt. »*OIS* One-way Interaction Sculpture« (2013) führt den Blick mit einfachen wie bestechenden Mitteln zurück auf die Basis unserer Verständigungsmöglichkeiten. Dieser Versuchsaufbau entzaubert die Vorstellung von der Möglichkeit vervielfachten, simultanen Austauschs mittels verdoppelter Eindimensionalität.

Im Foyer des ZKM befindet sich eine simple Installation bestehend aus einer 60 Watt hellen Glühlampe und einem Lichtschalter. Eine Internetrepräsentanz zeigt den Zustand an und erlaubt die Steuerung. Ob Strom in den Glühdraht fließt oder nicht, entscheidet eine Wechselschaltung, die jedoch nur jeweils in einer Richtung funktioniert. Während das Licht ausschließlich auf der Webseite eingeschaltet werden kann, lässt es sich nur vor Ort im ZKM und in einer Partnerinstallation im Goethe-Institut Montréal ausschalten.

Die Arbeit ist eine Reminiszenz an Claude E. Shannons »Ultimate Machine«, ein kleines Kästchen mit einem Schalter, der sich nach seiner Betätigung durch eine Hand aus dem Kästchen umgehend selbst abgeschaltet. Während bei Shannon nur die Maschine als störrisches Gegenüber da ist, tritt bei *OIS* eine weitere Instanz, der User im Netz, hinzu. Das Verhältnis zwischen Internetnutzer und Akteur vor Ort kann symbolisch auf die Utopien von frei zirkulierender Information und vielseitigem Miteinander übertragen werden. Ist unsere Gesellschaft also wirklich kommunikativer, gar besser durchs Internet geworden? Die Dienste des vermeintlich hilfreichen Internets der Dinge oder die Behauptung einer freien, demokratischen Verbindung zwischen den Menschen in den Social Media-Molochen wird durch *OIS* im übertragenen Sinn hinterfragt. Das Werk ermöglicht das Erleben einer sich niemals ereignenden Verbindung zwischen An- und Ausschaltendem.

*OIS* spielt zudem mit den drei Buchstaben, die für das mobile Betriebssystem von Apple , iOS, stehen. Gehen wir davon aus, dass Head-up-Displays wie Google Glass, Smartphones, -watches und Tablets Mehrwegkommunikation, Extension von Sinnen und Denken sowie den Zugewinn an Sozialität durchs Marketing perfekt versinnbildlichen und kommunizieren, liest sich der Titel der Arbeit von //////////fur//// wie ein ironischer Kommentar auf den Mythos jener Telekommukationsstatussymbole, die Ikonen der Gegenwart sind. Deren Hersteller vielleicht mit Geheimdiensten kooperieren und aus dieser Sicht keineswegs so demokratisch sind, wie sie dem Konsumenten glauben machen wollen.

Autor:Matthias Kampmann