Martin Warnke: Vom Nutzen enger Kanäle

Diskursverknappung als Methode

Dauer
22:35
Kategorie
Vortrag/Gespräch
Erstellungsdatum
04.12.2011
Beschreibung

PD Dr. Martin Warnke
Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien

Seit langer Zeit beobachte ich die Szene des Lernens mit Computern und habe dabei eine Reihe von Vorschlägen und Projekten, Methoden und Ansätzen kennengelernt, manche davon skurril, manche charmant. In die skurrile Abteilung gehört etwa die sehr schlichte Vorstellung von Siemens‐Angestellten, die – es muss in den Achtzigern gewesen sein – uns erklärten, die vordringliche Aufgabe einer Computerpädagogik sei es, die Menschen ,tastaturfähig‘ zu machen.
Zugegeben, die Tastaturen von Siemens waren schon nicht schlecht: Flach und mit gutem, trockenem Anschlag, aber als didaktisches Zentralobjekt taugten sie nicht nachhaltig. Andere fanden es richtig, auch schon sehr jungen Schülerinnen und Schülern das Programmieren nahezubringen, etwa mit der Sprache LOGO von Seymour Papert. Und nun, im 21. Jahrhundert, ist die Bedienung des Computers derart trivial geworden, dass man im besten Falle selbst wieder zum Kind werden muss, um alles richtig zu machen. Eine besondere Gerätebedienung, also Tastaturfähigkeit, ist längst nicht mehr gefragt. Und im Zuge dessen, dass Computer im landläufigen Gebrauch eher Kommunikationsmedien als Rechenmaschinen geworden sind – wobei sie natürlich heftig zu rechnen haben im Hintergrund –, können wir uns auch wieder daran erinnern, dass das Lernen ein kommunikativer Vorgang ist, rätselhaft und eigentlich nicht zu steuern. Bevor ich von der charmantesten Lernsoftware, die mir bekannt ist, berichten und damit auf das Thema dieses Beitrags komme, möchte ich kurz bei der Frage verweilen, was denn Lernen eigentlich sei, wenn wir schon nicht wissen, wie es funktioniert.