Sputniko!

Ein Tänzer eingehüllt in Plastikfolie

The Moonwalk Machine – Selena's Step (2013)

Mondmaschine
Sputniko! »The Moonwalk Machine Selena's Step «, 2013
© Courtesy the artist and SCAI The Bathhouse, Tokyo; Foto: Rai Royal

In »The Moonwalk Machine – Selena's Step« wird die Geschichte der Protagonistin Selena erzählt, die sich der Wissenschaft verschrieben hat und ein mit High Heels ausgestattetes Mondfahrzeug entwickelt in der Hoffnung, als erste Frau Spuren auf der Mondoberfläche zu hinterlas­sen. Zur Installation gehören ein Bild der Superheldin – Lunar Girl –, die zu werden Selena sich erträumt, sowie das eigentliche Mondfahrzeug. Das Gefährt wurde nach Beratungen mit Ingenieuren und Fachleuten des Johnson Space Center der NASA in Houston entworfen und so gebaut, dass eindeutige Abdrücke der Stöckelschuhe auf der Mond­oberfläche zurückbleiben. Man könnte den Eindruck bekommen, dass der nächste „riesige Sprung für die Menschheit" in nicht allzu ferner Zukunft getan werden könnte, allerdings nicht mit dem Zweck, den Wettlauf ins All zu gewinnen, sondern zur Erfüllung eines ganz persön­lichen, romantischen Wunschs.

 

Menstruation Machine – Takashi's Take (2010)

Ein Gestell vor einer Leinwand auf der eine junge Frau mit orangener Perücke zu sehen ist
Sputniko!, »Menstruation Machine – Takashi's Take«, 2010, in »New Sensorium«, ZKM 2016
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Felix Grünschloß
»The Menstruation Machine« widmet sich einer spannenden Frage, die Sputniko! als Frau zu beantworten versuchte: Weshalb menstruiert der Mensch noch? Als in den 1960er-Jahren die Antibabypille auf den Markt kam, war sie bewusst so konzipiert, dass die Nutzerinnen jeden Monat eine pil­lenfreie Woche hatten, in der sie menstruierten. Die Ärzte waren der Überzeugung, die Frauen würden es als beängstigend und inakzeptabel empfinden, nicht zu menstruieren. In den seither vergangenen fünfzig Jahren hat sich in der modernen Technik Gewaltiges getan – Raum­fahrt, Mobiltelefonie, Internet, Klonen und genetisch veränderte Le­bensmittel –, aber die Frauen bluten noch immer. Es ist eindeutig, dass technischer Fortschritt stark dem politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmen der Zeit unterworfen ist.

Was bedeutet die Menstruation also biologisch, kulturell und histo­risch für die Menschen? Wer entscheidet sich dafür, eine Menstruation zu haben, und wie kann dieser Mensch sie haben? Die »Menstruation Machine« – ausgestattet mit einem Mechanismus, der Blut abgibt, und mit Elektroden, die den Unterleib stimulieren – simuliert die Schmerzen und das Bluten während der fünftägigen Menstruation. Im Musikvideo baut und trägt der junge japanische Transvestit Takashi die Maschine, um zu verstehen, wie es seinen Freundinnen ergeht, wenn sie ihre Periode haben. Das Video wurde auf YouTube veröffent­licht, um ein Publikum außerhalb des üblichen Galerierahmens anzu­sprechen. Sofort wurde es auch auf einflussreichen Blogs gepostet und die Geschichte von Takashis Wunsch zu menstruieren löste hitzige De­batten aus. In nur einer Woche wurde das Video bei YouTube 100.000 Mal angeklickt.