Bernhard Serexhe: Zum Systemwechsel des kulturellen Gedächtnisses und der Konservierung digitaler Medienkunst
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- 35:09
Beschreibung
Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts »digital art conservation« stellt diese Fachkonferenz die Frage nach der Zukunft des digitalen kulturellen Erbes, dies insbesondere im Hinblick auf die Konservierung digitaler Medienkunst.
Seit wenigen Jahrzehnten erlaubt die Digitalisierung eine leichtere Bearbeitung und Weitergabe der Inhalte des kulturellen Gedächtnisses. Grundsätzlich aber ist die Bewahrung von digitalisierten Inhalten einer immer kurzfristigeren Anpassung an neue technische Systeme unterworfen. In dieser funktionalen Obsoleszenz liegt
eine systemimmanente Bedrohung des digitalen kulturellen Gedächtnisses, welche die bisher gültigen Kriterien der Langlebigkeit und Authentizität in jedem Moment ad absurdum führt.
Parallel zum notwendigen Pragmatismus des Sammlungs- und Ausstellungsalltags stellt sich in der Konservierungstheorie – ähnlich wie in den Human- und Naturwissenschaften, in der Bioethik und der Umweltethik – eine Wertediskussion einer Ethik der Erhaltung ein, deren Ziel es ist, die aktuell empfundene Unsicherheit
bei der Konservierung von digitaler Medienkunst als einen wesentlichen Teil unseres kulturellen Erbes zu überwinden.
Aus diesem Themenkomplex ergeben sich die Fragen der ersten internationalen Fachtagung des Forschungsprojekts digital art conservation: Welche Konsequenzen wird der aktuelle Systemwechsel des kulturellen Gedächtnisses für das Zeit- und Geschichtsbewusstsein, das Selbst- und Weltbild der Menschheit haben? Sind die bisher gültigen Kriterien der Originalität, der Langlebigkeit und Werthaltigkeit von Kunstwerken und deren Sammlung auf digitale Medienkunst anwendbar? Können
und sollten Standards für das konservatorische Vorgehen bei der Sammlung digitaler Medienkunst entwickelt werden?
Bernhard Serexhe, geboren 1950, studierte Soziologie,
Psychologie, Pädagogik und Kunstgeschichte. Seit 1995 ist er medienpolitischer Berater des Europarats Straßburg. Er übt ferner eine beratende Tätigkeit für internationale Kulturinstitutionen und NGOs aus. Von 1994 bis 1997 war er Kurator des Medienmuseums im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und von 1998 bis 2005 Leiter ZKM | Museumskommunikation. Seit 2006 ist er Hauptkurator des ZKM | Medienmuseum.