Jürgen Wiesner
Biografie
Jürgen Wiesner wurde 1981 bekannt durch sein fotografisches »Alltagsprojekt« von »Paul und Cie«. Es porträtiert die Obdachlosen Paul, René und August, die in einer stillgelegten Fabrik in Straßburg lebten. 1982 erschienen in der Fachzeitschrift »Fotogeschichte« Aufnahmen unter dem Stichwort »Stifte und Lappe – das ist aber Unter- und Oberkasten«.
»Die Düne« heißt ein 12 Minuten langer, 1994 entstandener Film: Ein Porträt der dicht hinter der Autobahn gelegenen Landschaft um den See »Zweifelsgewann« und zugleich ein Porträt der Arbeits- und Sehweise des Künstlers Jürgen Wiesner. Die Produktion von Dieter Reifarth wurde mit dem Bundesfilmpreis in Silber ausgezeichnet. Ausgezeichnet mit dem Prädikat »Besonders wertvoll« wurde auch Reifarths Kurzfilm von 1995 »Die Fabrik«, der noch einmal ins Kokillengusswerk Benz zurückführt. Die Aufnahmen begegnen den allerletzten Handgriffen, der noch immer in der Fabrik Arbeitenden.
Im Januar und Februar 1999 zeigte die Kommunale Galerie im Frankfurter Leinwandhaus »Zweifelsgewann 1 – Vom Licht, das noch keinem gehört«, eine Ausstellung mit neun Bildern des Sees »Zweifelsgewann« und der Komposition »Abfolgen« von Cathy Milliken und Carol Robinson: »Ein kleiner Tümpel im Ödland wird zum Spiegel. Jahrelang beobachtet und fotografiert Jürgen Wiesner diesen Spiegel, der wie ein Auge das Gesehene reflektiert – ein kleines Stückchen Welt in immer neuen Lichtabstufungen und Farbnuancen. Wie in einer Linse von diesem spiegelnden Auge gesammelt, gerinnt es zu einer Form in der Perspektive des fotografischen Auges von Jürgen Wiesner vor dem Auge des Betrachters. Auge in Auge tut sich ein Raum auf, ein Raum der vielfachen Reflektionen; Helligkeiten, Texturen, aber auch Bewußtsein reflektierend, materialisiert er sich zu einem artifiziellen Raum: Die Stille über den Schatten im »Zweifelsgewann« wird hörbar, aber auch das mentale Rauschen des reflektierenden Ichs.« [Ernstalbrecht Stiebler]
2001 folgt »Zweifelsgewann 2 – Das Atmen des Eises«. Auch hier macht Jürgen Wiesner wieder sichtbar, wie das Licht malt, diesmal im nachmittäglichen Dezemberlicht. Das späte Licht malt dort auf einen Grund von wandelbarer Konsistenz, auf die Oberfläche des kleinen Sees, vom Wind bewegtes Wasser die längste Zeit des Jahres, eine feste, doch brüchige Schicht aus Eis in den Wochen des Frostes. Dazu schafft Carol Robinson Klangsequenzen, die in ihrer lyrischen Transparenz mit den Bildern korrespondieren. Folgen sollen noch die »Zweifelsgewann«-Abteilungen«, »Verlorene Spuren« und »Die Blumen wachsen wieder, aber sie duften nicht«.
[2001]