Wo Kinder den Weg weisen!
Wie kann es gelingen, Kreativität zu fördern und was lernt Preeti Goel Sanghi von ihrem Aufenthalt in Karlsruhe?
VON PREETI GOEL SANGHI
Preeti Goel Sanghi, Kulturmanagerin und Fellow des Programms ARThinkSouthAsia, war einen Monat zu Gast am ZKM und lernte nicht nur unsere aktuelle Ausstellung »Open Codes. Leben in digitalen Welten« kennen, sondern vor allem auch die verschiedenen Arbeitsbereiche des ZKM, um Inspiration für ihr neuzugründendes »Museum of Solutions« zu finden.
– Preeti Goel Sanghi
Kinder von heute können morgen wahrscheinlich den Unterschied machen. Sie können der Schlüssel sein, nach dem alle Erwachsenen suchen, der Schlüssel zur Gestaltung einer besseren Zukunft, zum Frieden.
An diesen Gedanken angelehnt, entwickelt die JSW-Foundation, eine Stiftung für soziale Verantwortung der JSW Group (ein Multi-Milliarden-Dollar-Konglomerat, das in den Bereichen Stahl, Energie, Infrastruktur und Zement tätig ist), für die ich tätig bin, derzeit ihre neueste Initiative: »The Museum of Solutions«, kurz MoS.
Lösungen für die Probleme der Welt
Das MoS wird als eine interaktive, immersive Museumsumgebung in Mumbai konzipiert, die Kindern reale Lebenserfahrungen bieten soll, die sie nicht nur inspirieren, sondern vor allem dabei helfen soll, zu Veränderern zu werden. Die Vision ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Kinder Lösungen für die Probleme der Welt von heute entwickeln können.
Bahnbrechende Initiative
Als Teil des Gründungsteams, das diese bahnbrechende Initiative, die bislang einzigartig in Indien ist, auf den Weg bringt, habe ich im Frühjahr 2018 das ZKM | Karlsruhe besucht, um das Arbeitsumfeld zu erleben, das besonders förderlich für die Entwicklung experimenteller Ausstellungsformate wie etwa »Open Codes« ist. Mein zweites Ziel war es zudem, zu verstehen, wie neue Institutionen entstehen können, die gewohnte Paradigmen hinterfragen und zum kritischen Diskurs anregen.
Die Schlüsselfrage, die wir uns im Augenblick stellen, ist die Identität unseres neuen Museums in Mumbai. Obwohl der Arbeitstitel dieses Projektes »MoS« bereits vermuten lässt, dass es sich um ein Museum handelt, stellen wir Überlegungen an, wie wir es positionieren können, dass es sich von konventionellen Museen abhebt bzw. weder Zentrum (Kunst/ Tanz/ Drama/ Musik) noch Schule / Makerspace / Bastellabor oder Innovationszentrum ist. Was soll der Name wirklich ausdrücken und wie schafft man es, eine neue, eigenständige Identität aufzubauen?
Um Kinder zum mutigen und kreativen Denken zu ermuntern, müssen wir sie mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten des 21. Jahrhunderts im Design-Thinking vertraut machen, damit sie Lösungen für eine bessere Welt von heute entwickeln können. Das »MoS« sollte darum folgende Anforderungen erfüllen:
- Kinder sensibilisieren und ihnen ein besseres Verständnis der Welt um sie herum vermitteln.
- Kinder dazu befähigen zu glauben, dass sie in der Welt etwas bewegen können.
- Kinder zu Ermöglichern machen, indem ihnen die erforderlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, um Lösungen zu entwerfen und in die Praxis umzusetzen.
Lernen und Spielen gehen Hand in Hand
Einige dieser Fragestellungen kann ich mit meinen Beobachtungen der Ausstellung »Open Codes« im ZKM beantworten. Ich habe mich vor allem mit der Frage beschäftigt: Wie können Räume und Exponate so genutzt werden, dass Kreativität und Zusammenarbeit sowie die Entwicklung kritischer Denk- und Kommunikationsfähigkeiten gefördert werden? An »Open Codes« gefällt mir besonders gut, dass sich hier Arbeitsplätze für Gruppen und individuelle Arbeitsorte abwechseln, dass konzentriertes Lernen und Tischtennis Spielen hier einfach Hand in Hand gehen.
»Feel, Imagine, Do, Share«
Bisher lehnen wir uns bei der Entwicklung unseres Museums an eine Methode des Design-Thinking an, die sich »Design for Change FIDS« nennt. »FIDS« ist ein Konzept, das auf den Prinzipien des Design-Thinking basiert. Es wurde von Kiran Bir Sethi und ihren KollegInnen an der Riverside School in Ahmedabad, Indien, entwickelt, um die SchülerInnen zu ermutigen, den Designprozess durch die vier Phasen »Feel, Imagine, Do und Share« zu verfolgen.
Das Modell ist einfach, intuitiv und äußerst erfolgreich. Dabei ist der Aspekt »Feel«, der des »Fühlens« besonders wichtig. Das erlebe ich hier auch im ZKM: In »Open Codes« kann ich mich auch einfach wohlfühlen und meine Sinne öffnen.
Preeti Goel Sanghi ist ursprünglich Architektin, hat aber auch Erfahrungen in den Bereichen Design, Journalismus, Lehre, Forschung, Entwicklung und Kulturerbe gesammelt. Derzeit leitet sie die Abteilung Kunst, Kultur und Kulturerbe der JSW-Foundation. Sie ist ARThinkSouthAsia-Fellow, einem Programm für Kulturmanager, das vom Goethe-Institut Max Mueller Bhavan, dem British Council sowie der Piramal Art Foundation unterstützt wird. Während ihres 30-tägigen Aufenthalts am ZKM lernte sie nicht nur »Open Codes. Leben in digitalen Welten« kennen, sondern auch die verschiedenen Arbeitsbereiche der Institution.
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