Ausstellung
Stephan von Huene: Grenzgänger, Grenzverschieber
Fr, 09.12.2005 – So, 18.06.2006
© ZKM | Karlsruhe, Foto: Franz Wamhof
Die Installation »TischTänzer«, Stephan von Huenes „vielleicht großartigstes Werk“ wie Horst Bredekamp einmal resümierte, befindet sich in der Sammlung des ZKM und ist im Medienmuseum seit einem Jahr ausgestellt. In exemplarischer Weise vereinen die »TischTänzer« fast alles, was den Künstler zeit seines Lebens interessierte, motivierte und seine Arbeit bestimmte: Klang, Ton, Sprache, Rhetorik – Körper, Mensch, Person, Maschine; Wahrnehmung, Chaos, Ordnung, Logik. Auf faszinierende Weise ist es von Huene hier gelungen, Widersprüchliches sichtbar und hörbar zu machen, wenn z.B. erst in der Überlagerung von Sprache, Musik, Tanz und Lichtregie die Objekte im Raum den Ereignisraum konstituieren und zum Erlebnisraum machen. Der Künstler unterläuft dabei mit seinen Arbeiten, die eine Form der Wahrnehmungsexploration sind, nicht nur die traditionelle Vorstellung von klassischer Kunst sondern auch die landläufige Vorstellung von Medienkunst.
In der Kunst sah von Huene die Möglichkeit der Grenzerweiterung in Richtung auf jene Wissenschaften, die ihrerseits im logisch-empirischen Zwang ihrer Methoden die Nachbargebiete aus ihrer Wahrnehmung ausschließen. Es ging ihm nicht nur um das Kunst-Objekt, sondern auch um die kritische Reflexion der Methode. In der kleinen Bleistiftzeichnung »Untitled«, ca. 1997, entdecken wir ein Selbstporträt des Künstlers. Der Kopf liegt auf dem Tisch, verborgen im angewinkelten rechten Arm. Der linke Arm mit der übergroßen, gespreizten Hand ist ostentativ, ja beschwörend in die Höhe gereckt, wie auf Spruchbändern an einem Fahnenmast sind hier Begriffe, Namen und Themen versammelt, die Stephan von Huene beschäftigten. Aufschlussreich ist dabei besonders die Erwähnung der Interaktion, deren Potenzial für von Huene erst in der Intraaktion lag. Damit zielte der Medienkünstler auf eine Definition, die sich von der allseits verbreiteten und favorisierten Position einer Virtual-Reality-Maschinerie distanzierte.
In von Huenes „Theater der Maschinen“ (Achatz von Müller) stehen sich Mensch und Maschine auf eine eigenwillige und in ihren Wirkungen nie vorhersehbare Weise gegenüber. Von Huene lehnte es ab, den Menschen über das Interface an den Tropf der Maschine zu hängen oder andererseits die Maschine zu dämonisieren. Beide Seinsformen erhalten im von Huene’schen Theater ihre Bühne, stehen sich neugierig und unberechenbar gegenüber, eine manchmal unheimliche, manchmal auch komische Begegnung.
Die Begegnung von Mensch und Maschine
In der Kunst sah von Huene die Möglichkeit der Grenzerweiterung in Richtung auf jene Wissenschaften, die ihrerseits im logisch-empirischen Zwang ihrer Methoden die Nachbargebiete aus ihrer Wahrnehmung ausschließen. Es ging ihm nicht nur um das Kunst-Objekt, sondern auch um die kritische Reflexion der Methode. In der kleinen Bleistiftzeichnung »Untitled«, ca. 1997, entdecken wir ein Selbstporträt des Künstlers. Der Kopf liegt auf dem Tisch, verborgen im angewinkelten rechten Arm. Der linke Arm mit der übergroßen, gespreizten Hand ist ostentativ, ja beschwörend in die Höhe gereckt, wie auf Spruchbändern an einem Fahnenmast sind hier Begriffe, Namen und Themen versammelt, die Stephan von Huene beschäftigten. Aufschlussreich ist dabei besonders die Erwähnung der Interaktion, deren Potenzial für von Huene erst in der Intraaktion lag. Damit zielte der Medienkünstler auf eine Definition, die sich von der allseits verbreiteten und favorisierten Position einer Virtual-Reality-Maschinerie distanzierte.In von Huenes „Theater der Maschinen“ (Achatz von Müller) stehen sich Mensch und Maschine auf eine eigenwillige und in ihren Wirkungen nie vorhersehbare Weise gegenüber. Von Huene lehnte es ab, den Menschen über das Interface an den Tropf der Maschine zu hängen oder andererseits die Maschine zu dämonisieren. Beide Seinsformen erhalten im von Huene’schen Theater ihre Bühne, stehen sich neugierig und unberechenbar gegenüber, eine manchmal unheimliche, manchmal auch komische Begegnung.
Von Sprache und Klang
»Die Zauberflöte«, 1985, erklingt nicht dank der Mozart’schen Tonkunst, sondern dank der Verwendung des Librettotextes von Schikaneder, aus dem die charakteristischen Vokale extrahiert und in Klang umgesetzt wurden. Damit ist der Betrachter eingeladen, „den gleichen subjektiven Schöpfungsprozess zu erleben wie Schikaneder und dann seine eigene Zauberflöte zu erleben“ (Stephan von Huene). Auch das Werk »Lexichaos, Vom Verstehen des Missverstehens zum Missverstehen des Verständlichen«, 1990, handelt von der Sprache und ihrem Klang. Jetzt allerdings nicht aus individuell subjektiver Sicht, sondern aus der Interaktion von Klang und Zeichen, Hören und Sehen. In einer seiner letzten Arbeiten, »Sirenen Low«, 1999, beschäftigte sich Stephan von Huene mit dem antiken Text der Odyssee, der in den letzten Jahren auch Medienwissenschaftler wie Friedrich Kittler inspirierte, nach den Ursprüngen des Mediums Sprache zu forschen. Sprache als Klang ist hier auch der Klang der Verführung. Es sind nicht die klaren, einfachen Antworten, die Stephan von Huene zu finden hoffte, vielmehr war er auf der Suche nach der Magie in oder hinter den Dingen – einer Magie, die einer wissenschaftlichen Untersuchung ebenso innewohnt wie den Texten der Rosenkreuzer oder politischen Reden. Nicht zuletzt deswegen verzaubern die Werke von Huenes die Besucher und entführen sie in eine ganz eigene Welt, die jenseits einer bloß affirmativen Maschinenkunst entsteht – obgleich er seine Computer, Hubmagneten, Projektoren, Steuerungseinheiten und DVD-Player nie versteckt hat. Die Ausstellung »Stephan von Huene – Grenzgänger, Grenzverschieber« ermöglicht eine tiefere Einsicht in die Tätigkeit von Huenes als »bildhafter Wissenschaftler« oder auch, wie Achatz von Müller sagte, als „kognitiver Magier“.Impressum
- Kurator/in
Team
Michel Frank (Technische Mitarbeit)
Mirco Frass (Technische Mitarbeit)
Barbara Könches (Projektleitung)
Christian Nainggolan (Technische Mitarbeit)
Organisation / Institution
ZKM | Medienmuseum
Sponsoren
Jakob Stuber Stiftung
Begleitprogramm