Isabell Heimerdinger

Geburtsjahr, Ort
1963, Stuttgart, Deutschland
Biografie

Isabell Heimerdinger lotet in ihren Fotografien und Installationen die Grenzen aus zwischen Authentizität und Simulation, Fiktion und Wirklichkeit, Künstlichkeit und Echtheit. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stehen die Welt des Kinos und das Medium Film. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Heimerdinger verstärkt mit der Figur des Schauspielers und dessen medialer Inszenierung. Dabei thematisiert sie die Dialektik aus Pose und echtem Ausdruck, aus Rolle und Identität, aus Imitation und Emotion. 

Oft tauchen in den fotografischen, filmischen und installativen Versuchsanordnungen Isabell Heimerdingers Momente der Irritation auf, durch die wir auf subtile Weise auf unsere Sehgewohnheiten aufmerksam gemacht werden und beginnen, diese zu hinterfragen. Was auf den ersten Blick authentisch oder real erscheint, stellt sich bei näherer Betrachtung als Konstruktion oder gar als Täuschung heraus. So scheint zum Beispiel die Lampe in der Arbeit »Eclipse« (2001) selbst zu leuchten. Erst bei näherem Betrachten fällt auf, dass sie von einem Scheinwerfer angestrahlt wird. Heimerdinger nutzt hier die im Film und Theater eingesetzte Technik, um auf die optische Konstruktion jeder Projektion, die auch den Medien Film und Fotografie zugrunde liegt, hinzudeuten. 

Die Serie »Interiors« (1997–2000) zeigt Sets bekannter Filme der 1950er- bis 1980er-Jahre. Die menschenleeren Räume evozieren die unheimliche Atmosphäre der Filmsets und stellen so die Inszenierung des filmischen Raumes durch die Lichtregie und den Blickwinkel zur Schau. Heimerdinger analysiert auf diese Weise die psychologische Manipulation mit filmischen Mitteln.
Mit einer Ambivalenz zwischen Faszination für das Kino und der Offenlegung seiner Mechanismen fordern Isabell Heimerdingers Arbeiten die BetrachterInnen auf, das Medium Film und die stets präsente Hollywood-Kultur zu reflektieren.

[2012]