Markus Lüpertz

Geburtsjahr, Ort
1941, Liberec, Tschechische Republik
Rolle am ZKM
in der Sammlung
Biografie
Markus Lüpertz wurde 1941 in Liberec in Böhmen geboren; 1948 flüchtete er mit seiner Familie nach Rheydt im Rheinland. 1956-61 studierte er an der Werkkunstschule Krefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf. Parallel zu seinem Studium arbeitete Lüpertz u.a. im Bergbau unter Tage und im Straßenbau, bis er ab 1961 als freischaffender Künstler tätig wurde; 1962 übersiedelte er nach Berlin, wo er 1964 die Galerie Großgörsehen 35 eröffnete. In den sechziger Jahren verfasste und veröffentlichte Lüpertz mehrere Manifeste, die er im Zusammenhang mit seiner 1962 begonnenen »dithyrambischen Malerei« formulierte. 1970 wurde er mit dem Preis der Villa Romana ausgezeichnet; dasselbe Jahr verbrachte er in Florenz. 1976 erhielt er eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Seit 1986 ist er Professor und seit 1988 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. Markus Lüpertz lebt in Düsseldorf, Berlin und Karlsruhe.

Mit Formulierung der »dithyrambischen Malerei« zu Beginn der sechziger Jahre sucht Lüpertz nach den Möglichkeiten der Fortsetzung von Malerei, die zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit ihre motivischen Eigenschaften beibehält. Über die Vereinfachung einer erfundenen Form und deren typisierte Wiederholungen prägt er eine unentzifferbare Gestalt, die »Dithyrambe«, die in seiner frühen Schaffensphase zu einer programmatischen Bildsprache wird. Der Wortsinn dieser Bezeichnung im Sinne von „begeistert-trunken" bezieht sich auf altgriechische Kultlieder der mythischen Gottheit Dionysos. Die »dithyrambische Malerei«, die zwischen den Polen Abstraktion und Realismus eine unentzifferbare Dingwelt destilliert, veranschaulicht an der Objekthaftigkeit einer variierten Grundform das Paradox einer ungegenständlichen Gegenständlichkeit. Lüpertz feiert die Malerei als autonome, ganz auf sich selbst bezogene Kunstform, in die er die von der Abstraktion grundsätzlich in Frage gestellte Gegenständlichkeit, ohne an narrative Zusammenhänge gebunden zu sein, wieder einführt. Die Jahre 1970-74 sind durch eine »deutsche« Thematik gekennzeichnet, die sich in einer Bildemblematik, bestehend aus Helmen und Uniformen, Rüstungen und Offiziersmützen, ausdrückt und als politische Anspielung lesbar ist. Ab 1975 wendet sich Lüpertz dem Fundus der Kunstgeschichte zu und befasst sich in seiner Malerei mit den Werken Picassos, Corots oder Poussins. Ein weiteres Motiv seiner künstlerischen Auseinandersetzung ist die Antike, wie in dem Zyklus über das »mykenische Lächeln« deutlich wird. Seit 1992 entsteht eine Werkgruppe zum Thema: »Männer ohne Frauen - Parsifal«. Neben der Malerei komplettieren Zeichnungen und seit 1981 Skulpturen sein Œuvre, das auch literarische und poetische Werke sowie musikalische Interpretationen beinhaltet.
 
Einzelausstellungen (Auswahl)
 
1964 Galerie Großgörschen, Berlin
1968 Galerie Michael Werner, Köln
1973 Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
1977 Hamburger Kunsthalle, Hamburg; Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven; Kunsthalle Bern
1979 Whitechapel Art Gallery, London; Joseph-Haubrich-Kunsthalle, Köln
1983 Kestner-Gesellschaft, Hannover; Musée d'Art Moderne de Strasbourg, Straßburg
1984 Mary Boone/Galerie Michael Werner, New York; Wiener Sezession, Wien
1986 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; Neuer Berliner Kunstverein, Orangerie, Schloss Charlottenburg
1987 Kunstverein Braunschweig; Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam
1988 Kunsthalle zu Kiel
1991 Museo Nacional Centrode Arte Reina Sofia, Madrid; Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe
1993 Galerie Michael Wemer, New York; Kunstmuseum Bonn
1994 Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien
1995 Städtische Kunsthalle Mannheim, anschließend Städtische Kunstsammlungen, Augsburg; Gerhard-Marcks-Haus, Bonn; Mittelrhein-Museum, Koblenz
1996 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; »Markus Lüpertz, Deutsche Motive«, Galerie Michael Werner, Köln; Staatliche Antikensammlung und Glyptothek, München
1997 Stedelijk Museum, Amsterdam; Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, anschließend Hypobank Wuppertal
 
Gruppenausstellungen (Auswahl)
 
1969 »14 x 14«, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
1977 documenta VI, Kassel
1981 »A New Spirit in Painting«, Royal Academy of Arts, London
1982 documenta VII, Kassel; »Zeitgeist«, Martin-Gropius-Bau, Berlin
1984 »von hier aus«, Messegelände, Düsseldorf
1985 »German Art in the 20th Century, Painting and Sculpture 1905-1985«, Royal Academy of Arts, London, anschließend Staatsgalerie Stuttgart
1986 «Beuys zu Ehren«, Städtische Galerie im Lehnbachhaus, München
1988 »Zurück zur Natur, aber wie?«, Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe; »Arbeit in Geschichte. Geschichte in Arbeit«, Kunsthaus und Kunstverein, Hamburg
1989 »Bilderstreit«, Museum Ludwig, Rheinhallen, Köln
1993 Biennale di Venezia, Venedig
1995 »Kunst in Deutschland. Werke zeitgenössischer Künstler aus der Sammlung des Bundes«, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn; »Pierrot - Melancholie und Maske«, Haus der Kunst, München; »Auf Papier - Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Deutschen Bank«, Museum der bildenden Künste, Leipzig; »Thinking Print«, The Museum of Modern Art, New York
1996 »Munch and after Munch or the obstinacy of painters«, Stedelijk Museum, Amsterdam, anschließend Munch-museet, Oslo; »Höhepunkte zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung Gamatz«, Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe; »Chaos, Wahnsinn«, Kunst.Halle.Krems
1997 »Hommages«, Musée de Picardie, Amiens, anschließend Center of Art, Perigueux; »A Case for Painting«, Irish Museum of Modem Art, Dublin; »Deutschlandbilder«, Martin-Gropius-Bau, Berlin

[Ursula Frohne, 1997]