Fabrizio Plessi

Tempo Liquido

1993

Tempo Liquido
Künstler/in / Künstlergruppe
Fabrizio Plessi
Titel
Tempo Liquido
Jahr
1993
Kategorie
Video, Installation, Videoinstallation
Material / Technik
1-Kanal-Videoinstallation ; 21 Monitore, 1 Laserdisc, 1 Laserdiscplayer, Mühlrad, Stahlbecken
Maße / Dauer
500 x 400 x 1800 cm
Sammlung
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
Beschreibung

»Tempo Liquido« gehört zu den Hauptwerken Fabrizio Plessis. Das fünf Meter hohe Mühlrad ist eine Stahlkonstruktion, die auf jeder Schaufel einen Monitor trägt, auf dessen Mattscheibe das herabstürzende Wasser zu sehen ist. Das stetig drehende Rad mit seinen Monitoren taucht in das reale Wasser ein, das aus einer Rinne hervorsprudelt und vom Mühlrad herabgefallen zu sein scheint.

Plessis künstlerische Strategie besteht darin, Schein und Sein, Illusion und Wirklichkeit hart aufeinandertreffen zu lassen. So wie das Monitorwasser des Mühlrads in das wirkliche Wasser eintaucht, so konfrontiert Plessi in vielen seiner Werke das Bild des Scheins mit den Tatsachen der Realität. Nicht immer ist sogleich klar, wo der Schein endet und das Sein beginnt. Das Wahrnehmungsinteresse entsteht aus der fast gelungenen Täuschung, das elektronische Wasser mit dem wirklichen Wasser verwechseln zu können. Zugleich kommt es zu einem ironischen Aha-Effekt, vom Künstler bewusst zur Wahrnehmung der Differenz zwischen Schein und Wirklichkeit angeleitet worden zu sein. Die Medienkunst der bewegten Bilder schafft eine starke Annäherung an das Reale – zugleich aber ist sie das Mittel zur Entlarvung der Illusion. Plessi erzählt die Geschichte des Aufeinandertreffens zweier Sphären, entlarvt die scheinbare Einheit des Wassers und zerlegt es in Zweierlei. "Du sollst glauben – und du sollst nicht glauben", ist die Botschaft Plessis.

Plessi hatte die erste Version von »Tempo Liquido« für das neu erbaute Centro per l'Arte Contemporanea Luigi Pecci in Prato geschaffen. Die zweite Version, die sich nun in der ZKM-Sammlung befindet, hatte er 1993 für die Firma Philips zur Funkausstellung in Berlin hergestellt.



[1993]

AutorIn: Heinrich Klotz

Über den/die Künstler/in