Ausstellung
Thomas Palzer, Martin Zeyn: X v 0 Statements
Fr, 22.03. – Do, 28.03.2002
- Ort
- Foyer
Mit den Ereignissen am 11. September sind nicht nur die Twin Towers zusammengebrochen, sondern die letzten alten Codes. Zum letzten alten Code gehört die Identität. Die Welt hat ja immer gedacht mit der Identität, jahrhunderte- oder jahrtausendelang würden die Probleme gelöst werden. Im 20. Jahrhundert und erst recht im 21. Jahrhundert stellt man fest, dass die Identität selbst das Problem ist. Diese Codes, Mann-Frau, die binären Codes, schwarz-weiß, oben-unten, wie auch immer, sind zusammengebrochen. Und der letzte dieser alten Codes, die Identität, ist zusammengebrochen, als die Flugzeuge in die Twin Towers hineingekracht sind. Das, was bei diesem Ereignis das sozusagen offensichtlichste ist, dass die Identitätspolitik, z.B. des Westens oder Amerikas, nicht mehr funktionstüchtig ist, nicht mehr wirkungsgerecht, nicht mehr wirklichkeitsgerecht.
Der Zusammenbruch der Codes hat natürlich schon am Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen, mit der Erfindung des Autos, mit dem Jugendstil, in dem alle Formen fließend werden, das Kino kommt, das Bild fängt an, sich zu bewegen, das Wort bewegt sich über das Radio, das sich etabliert. Die Psychoanalyse dezentriert das Ich, Einstein kommt und ersetzt die festgefügte, identische, identitätspolitisch-korrekte, Newtonsche Welt, die sozusagen ersetzt wird durch die Einsteinsche Relativitätstheorie. Die Geschwindigkeit, die Zeit und das Fließen spielen plötzlich eine ganz große Rolle, und das ganze Weltbild kommt ins Wanken. Also zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als all das ins Fließen gerät, da kommen die alten Codes ins Trudeln. Und das kulminiert, so absurd es klingt, am 11. September, als der letzte der alten Codes zusammenbricht. Ja und das sieht man eben an den Twin Towers, der selber binär ist, der selber funktioniert hat nach Himmel und Hölle, Mann und Frau, schwarz und weiß, Identität und Differenz, Zentrum und Peripherie, Künstlichkeit und Authentizität, also wie all diese binäre Codes.
Wenn wir die Künstler einladen, sie sollen sich da was überlegen, wie sie ihre Statements zur Identität im 20. Jahrhundert präsentieren wollen, dann hat das auch damit zu tun, dass die Künstler dadurch gezwungen werden, sozusagen sich von ihren eigenen Projekten, Darstellungsformen und Identitäten selbst zu distanzieren, also selber die Differenz zu sein, zu sich selbst auf Distanz zu gehen, nicht einmal mit sich selbst verheiratet zu sein. Das passiert nämlich genau in dem Moment, wo man sich überlegt, wie stelle ich mich dar. Genau in dem Moment verabschiede ich mich von mir selber und lebe sozusagen die Differenz, die ich bin. Deswegen die ästhetische Idee, die Künstler überlegen sich selber die Art und Weise, wie sie ihr Statement zu dieser Frage der Identität im 21. Jahrhundert präsentieren wollen, weil damit eine Selbstdistanzierung als Prozess eintritt.
Statement: Thomas Palzer, 09.11.2001
Der Zusammenbruch der Codes hat natürlich schon am Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen, mit der Erfindung des Autos, mit dem Jugendstil, in dem alle Formen fließend werden, das Kino kommt, das Bild fängt an, sich zu bewegen, das Wort bewegt sich über das Radio, das sich etabliert. Die Psychoanalyse dezentriert das Ich, Einstein kommt und ersetzt die festgefügte, identische, identitätspolitisch-korrekte, Newtonsche Welt, die sozusagen ersetzt wird durch die Einsteinsche Relativitätstheorie. Die Geschwindigkeit, die Zeit und das Fließen spielen plötzlich eine ganz große Rolle, und das ganze Weltbild kommt ins Wanken. Also zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als all das ins Fließen gerät, da kommen die alten Codes ins Trudeln. Und das kulminiert, so absurd es klingt, am 11. September, als der letzte der alten Codes zusammenbricht. Ja und das sieht man eben an den Twin Towers, der selber binär ist, der selber funktioniert hat nach Himmel und Hölle, Mann und Frau, schwarz und weiß, Identität und Differenz, Zentrum und Peripherie, Künstlichkeit und Authentizität, also wie all diese binäre Codes.
Wenn wir die Künstler einladen, sie sollen sich da was überlegen, wie sie ihre Statements zur Identität im 20. Jahrhundert präsentieren wollen, dann hat das auch damit zu tun, dass die Künstler dadurch gezwungen werden, sozusagen sich von ihren eigenen Projekten, Darstellungsformen und Identitäten selbst zu distanzieren, also selber die Differenz zu sein, zu sich selbst auf Distanz zu gehen, nicht einmal mit sich selbst verheiratet zu sein. Das passiert nämlich genau in dem Moment, wo man sich überlegt, wie stelle ich mich dar. Genau in dem Moment verabschiede ich mich von mir selber und lebe sozusagen die Differenz, die ich bin. Deswegen die ästhetische Idee, die Künstler überlegen sich selber die Art und Weise, wie sie ihr Statement zu dieser Frage der Identität im 21. Jahrhundert präsentieren wollen, weil damit eine Selbstdistanzierung als Prozess eintritt.
Statement: Thomas Palzer, 09.11.2001
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