Das Hiroshi-Kawano-Archiv
Ein Pionier computergenerierter Kunst und computergestützter Ästhetik
Der Japanische Philosoph Hiroshi Kawano (*1925) ist einer der wichtigsten Wegbereiter der Entdeckung der Computertechnologie für Kunst und Ästhetik. Seit dem Frühjahr 2010 befindet sich sein persönliches Archiv sowie alle Kunstwerke, die sich in seinem Besitz befanden am ZKM. Im Jahr 2012 übernahm das ZKM darüber hinaus seine Arbeitsbibliothek.
Hiroshi Kawano nimmt im Kreis der Pioniere der »Computerkunst« eine Sonderrolle ein: Er war weder ein Künstler, der den Computer als neues Produktionsmittel und Thema entdeckte, noch ein Ingenieur, der über die neue Maschine zur Kunst fand, sondern ein Philosoph, der den Schreibtisch verließ, um im Rechenzentrum theoretische Modelle zur Logik künstlerischer Kreation experimentell zu erproben.
Bereits im September 1964 publizierte Kawano in der japanischen »IBM Review« die ersten Designs, die er mit Hilfe eines OKITAC 5090A-Computers an der Universität Tokyo errechnet hatte. Der junge Philosoph, der zu diesem Zeitpunkt Ästhetik am Metropolitan College of Air Technology unterrichtete, war über die Auseinandersetzung mit Neo-Kantianismus, Symbolismus, Semiotik und schließlich der Informationstheorie zur Informationsverarbeitenden Maschine, dem Computer, gelangt. Mit Hilfe dieser Technologie realisierte er computergenerierte Formen für unterschiedliche künstlerische Gattungen: für Bilder, Lyrik, Skulpturen und Musik.
Die Entscheidung Kawanos, sein Archiv dem ZKM zu schenken, lag nicht zuletzt darin begründet, dass es ein deutscher Philosoph war, der ihm entscheidende Impulse gab, um Ästhetik und Computertechnik zusammenzuführen: der in Stuttgart lehrende Max Bense.
Das Archiv umfasst Korrespondenz, Typoskripte, Fotografien, Skizzen, Computerprogramme, Audioaufzeichnungen sowie Bücher und Zeitschriften.
Das ZKM dankt Jungyeon Ma und Yoshiyuki Abe für ihre Unterstützung bei der Übernahme des Archivs sowie Simone Gristwood für die Erschließung.