Nachruf Manfred P. Kage (1935–2019)
Das ZKM trauert um eine der herausragendsten Persönlichkeiten der künstlerischen und wissenschaftlichen Mikrofotografie. Herbert W. Franke hat den Nachruf verfasst.
Es gibt keinen Künstler, über den ich so oft geschrieben habe wie über Manfred Paul Kage. Es hat mir in vielen Jahrzehnten stets große Freude bereitet, über seine Arbeiten zu berichten: Bilder, Animationen, Multimedia-Vorführungen... Es ist das erste Mal, dass es bittere Gedanken sind, die diesmal meine Arbeit begleiten: Manfred ist vor kurzem gestorben. Das einzige Tröstliche dabei ist, dass die Fülle seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Leistungen gut aufgehoben und dokumentiert ist, und zwar in einer wundervollen Umgebung: Schloss Weissenstein in der Schwäbischen Alb, in dem er in den letzten Jahrzehnten gelebt und gearbeitet hat.
VON HERBERT W. FRANKE
Manfred wurde 1935 in Delitzsch bei Leipzig geboren. Dort sah er das erste Mal mit acht Jahren in ein Mikroskop – ein Blick, der ihn nicht mehr los lies. Als Zwölfjähriger floh er aus Delitzsch nach Stuttgart, wo er sich aus Trümmerteilen Stuttgarts sein erstes eigenes Mikroskop baute. Nach seiner Ausbildung als Chemotechniker, 1955, war er an Entwicklungsarbeiten für die chemische und optische Industrie beteiligt. Bei den mikroskopischen Untersuchungen fiel ihm der bis in kleinste Bereiche reichende ästhetische Reiz kristalliner Strukturen auf.
Manfred P. Kage
»Eines Tages, bei der Analyse von Magnesiumverbindungen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich sah plötzlich ganz anders, losgelöst von jeglicher wissenschaftlicher Sehweise. Ich erblickte in den kristallinen Vorgängen, die ich vor meinen Augen abspielen lassen konnte, flächige Gliederungen, rhythmische Abläufe und faszinierende Hell-Dunkel-Kompositionen.«
Es drängte ihn, mehr darüber zu erfahren, und so untersuchte er nach und nach über 1600 anorganische und organische chemische Stoffe auf ihre ästhetischen Eigenschaften hin und hielt ihre Ansichten mit Mikroaufnahmen fest. Das verstärkte seine latent vorhandene Affinität zur Kunst, er begann ein Kunststudium und suchte den Kontakt mit Künstlern. Er bekam Gelegenheit, im Atelier der Malerin Christa Möhring in Wiesbaden eine Ausstellung zu veranstalten, die er ‚Fotografie Informel‘ nannte.
Seine ästhetischen Studien waren erfolgreich, seine Präsentationen fanden Interesse. Er bekam Gelegenheit, mit seinen Bildwerken und Multimediakonzerten bei vielen wichtigen Veranstaltungen aufzutreten, unter anderem bei der Weltausstellung in Osaka, im Museum of Modern Art in New York, bei der Biennale in Italien, bei den Olympischen Spielen in München, im ZKM in Karlsruhe und in mehreren anderen Institutionen. Und er wurde vielfach ausgezeichnet – beispielsweise mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie.
Für seine Werke der Synthese aus Wissenschaft und Kunst führte er in den 1960er Jahren die Ausdrücke ‚Science Art’ und ‚Modern Science Art’ ein und prägte sie für seine Kunst. Als er 1959 in Winnenden ein ‚Institut für wissenschaftliche Fotografie und Kinematografie‘ gründete, nahm er nicht nur Forschungsaufträge an, sondern fand auch Interessenten für die ‚schönen‘ Mikroaufnahmen, die seine Auftraggeber für Werbezwecke und Kalender brauchten.
Von Kages einmaliger Entschlusskraft zeugt eine Anekdote, die sicher ein wenig übertrieben ist, aber ebenso sicher einen wahren Kern hat. Man erzählt sich, dass Manfred eines Tages gehört hatte, dass es bei der Firma Zeiss ein Depot mit speziellen Geräten geben sollte, und man machte ihm das Angebot, sich davon etwas auszusuchen und zu erwerben. Als Kage dann bei Zeiss im Keller stand, glaubte er sich in eine Schatzkammer versetzt – er sah sich vor einer Fülle von verschiedensten hochwertigen optischen Geräten. Und als er gefragt wurde, woran er interessiert wäre, antwortete er schlicht: »Ich kann das alles brauchen!«. Und er bekam es. Zu der Geschichte muss man ergänzend vermutlich erwähnen, dass man ihm mit den Preisen entgegenkam, und dass er einige defekte Geräte wieder instand gesetzt und so manches Stück dem Fortschritt angepasst hatte.
Mit diesen Stücken, ergänzt durch seine Erfindungen und später über die Jahrzehnte immer dem technischen Standard entsprechenden zahlreichen neu erworbenen Geräten und Optiken konnte er so wahr machen, was er sich selbst als Prinzip vorgegeben hatte: sowohl bei seinen Industrie-Aufträgen, der wissenschaftlichen Forschung wie auch bei künstlerischen Werken stets die beste technische Qualität anzubieten. Und darüber hinaus bestachen die Bilder eben durch ihren grafischen Reiz. Manfred hat sich intensiv mit den Farben befasst, die man im Mikroskop hervorbringen kann. Dabei verlor er die ästhetische Komponente nie aus den Augen. Einmal erzählte er mir, als wir vor seinem Mikroskop standen, dass er sich manchmal wie ein übriggebliebener, von der Zeit vergessener Alchimist fühlte. Und das führte ihn weit in die Vergangenheit zurück, auf die Fußstapfen von Ernst Haeckel: Die Bilder von Kleinlebewesen, die sich ihm eröffneten, waren von unerwarteter Schönheit. Das bewog ihn dazu, sich auch noch als bildender Künstler ausbilden zu lassen, um die ästhetische Qualität seiner Mikroaufnahmen von chemischen Substanzen und filigranen, biologischen Strukturen zu steigern.
Es sprach sich später auch in Industriekreisen herum, dass seine Aufnahmen von allen Fotografen am schärfsten waren und man sie daher auch stärker vergrößern konnte. Zeugnis davon sind unzählige Broschüren, Magazine, Bücher, Kalender und sogar Briefmarken.
Als er sich 1959 selbständig gemacht hatte, bekam er viele Aufträge aus dem Bereich von Werbefirmen, Verlagen, Fernsehanstalten, Museen, im Verbund mit Forschungseinrichtungen, Universitäten und anderen Bildungsstätten.
Und wieder ergab sich durch seine Arbeiten eine Verbindung mit Ernst Haeckel. Als dieser seinerzeit die von ihm entdeckten ‚Kunstformen der Natur’ in Form von Zeichnungen veröffentlichte, gab es manche Zweifel daran, ob diese wunderbaren Gestalten der Wirklichkeit entsprachen oder nicht teilweise auch der Phantasie Haeckels. Dieser Verdacht ist inzwischen schon lange widerlegt, aber Manfred konnte die Beweise noch überzeugender erbringen.
Ihm gelang als Privatmann eines nicht öffentlichen Instituts die erstmalige Erfindung und Einführung der Farbe direkt am Rasterelektronenmikroskop und der Besitz eines solchen Gerätes. So erzeugte Manfred bisher noch von niemand vorher solche gesehenen Bilder des Mikroplanktons - von den einzelligen Radiolarien, Kieselalgen und Foraminiferen.
Manfred P. Kage im ZKM
Manfred P. Kage ist Künstler der Sammlung und schon seit den Anfängen des ZKM mit der Institution verbunden. Sein Multimediakonzert »Makro – Mikro« fand im Rahmen der »MultiMedia 3« im Jahre 1993 statt.
Ebenso war er in der Ausstellung »GLOBALE: Exo-Evolution« im Jahre 2015 vertreten.
Eröffnung: Exo-Evolution
Bei seiner Arbeit im Bereich der Video- und Multimediakunst folgte er dem Prinzip, den Betrachtern seiner Bilder eine optimale Vorstellung der Raum- und Zeit-Dimensionen zu vermitteln. Das gelang ihm mit selbstgebauten Projektoren wie z.B. seinem »Audioskop«, mit dem man Musik auf eine spezielle Art und Weise sichtbar machen kann, sowie Film- und Fotoaufnahmen komplexer mikroskopischer Strukturen. Eine Besonderheit seiner Methode ist die Möglichkeit, diese Instrumente zusammen mit einer von ihm entwickelten achtkanaligen Lichtorgel wie mit einer Piano-Tastatur zu steuern. Solche ‚Optischen Konzerte’ präsentiert nun »K4i« (Familienkünstler-Kollektiv; Christina, Ninja-Nadine und Oliver Kage) heutzutage als mediale, abstrakte Lichträume, an Kuppeldächern, an architektonisch interessanten Bauten oder in natürlicher Umgebung – meist zusammen mit Livemusik verschiedener Instrumentalisten.
Die ursprüngliche Idee Manfreds, die optischen Effekte live und in Echtzeit wie eine Art Klaviatur hervorzubringen, ist auch heute noch - zusammen mit den historischen Effekten Manfreds - zentrales Kennzeichen seiner Familie als seine Nachfolger.
Die beachtenswerten Bilder, die bei seinen Experimenten entstanden, fanden bei der bekannten Künstlergruppe ZERO Anerkennung und führten zu gemeinsamen Ausstellungen und Vorführungen. Manfred war eines der ersten Mitglieder dieser Gruppe, innerhalb derer er die zuvor beschriebene bahnbrechende Idee für die Realisation des »Optischen Konzertes« an die Öffentlichkeit brachte. Diese Aktivitäten haben - zusammen mit weiteren seiner Ideen - dazu beigetragen, dass er heute als einer der Pioniere der Multimediakunst angesehen wird.
Mit diesen Aktivitäten kommt ein weiteres Interessenfeld Manfred Kages zum Ausdruck: die Musik. Anfang der 70er Jahre befreundete sich Manfred mit zwei Experimental-Musikern, welche er im Zusammenhang mit Aktivitäten im Institut für leichte Flächentragwerke in Stuttgart, gegründet vom Architekten Frei Otto, kennengelernt hatte. Dort arbeitete Manfred 20 Jahre lang in zwei Sonderforschungsbereichen. Zusammen mit den beiden Musikern präsentierte er 1970 ein grosses Multimediakonzert in Stuttgart.
Als sich die Angehörigen dieser Musiker-Gemeinschaft entschlossen, einen Platz zu suchen, an dem sie einander treffen und gemeinsam arbeiten wollten, übernahm Manfred die Aufgabe, danach im schwäbischen Raum zu suchen. Und als er etwas Brauchbares und zugleich wundervoll Passendes gefunden hatte, nämlich das idyllische alte Schloss Weißenstein, hatten sich die Musiker in der ganzen Welt zerstreut und waren nicht mehr interessiert. Da entschloss sich Manfred Kage, das Anwesen selbst zu erwerben und die finanziellen Bedingungen einzugehen, die langjährige finanzielle Verpflichtungen mit sich brachten – eine Lebensaufgabe. Er übernahm auch die Renovierung, siedelte sein Institut für wissenschaftliche Fotografie im Hause an und gestaltete später mit seiner Familie einen Teil des Gebäudes zum Museum um. Im Übrigen hatte er im Schloss Überbleibsel der Schaustücke eines Apothekermuseums gefunden, die er als historischer Teil in seine museale Sammlung einbezog.
Letztendlich waren es das damals bereits vielfach beachtete künstlerische Werk und insbesondere eine weltexklusive Veröffentlichung Manfreds, »Mondgestein wie nie zuvor« im Magazin »Bild der Zeit«, durch die es ihm gelang, den bisherigen Besitzer des Schlosses derart von seiner Person zu überzeugen, dass er Manfred als Käufer und zukünftigen Besitzer des Schlosses gerne akzeptierte.
Nach dem Einzug ins Schloss setzte Kage seine Arbeit fort. Er lieferte den Interessenten Vergrößerungen von hochaufgelösten Bildern, er beschäftigte sich aber auch mit der Entwicklung neuer optischer Methoden und erfand optische Geräte. Er bezog die Kinematografie in sein Arbeitsfeld ein, beteiligte sich an der Arbeit mit dem U-matic-Standard und kam durch seine Bewegtbilder mit Salvador Dalí in Verbindung, der nach Erfolgen mit zweien seiner Filme Ideen für ein weiteres Filmwerk hatte, das er ‚Reise in die Hohe Mongolei’ nannte. Die Bilder, die dann im Fernsehen zu sehen waren, stammten aus dem Schloss Weißenstein: Es waren Fahrten über farbenprächtige Mikrolandschaften, die als Flugaufnahmen zu deuten waren. Dalí ergänzte in einigen mikrofotografischen Bildwerken Manfreds spezielle Elemente, die er vor seinem geistigen Auge in Kratzern und Schraffuren der Oberfläche eines Kugelschreibers entdeckt hatte. Der Künstler zeigte sich hoch zufrieden, nach getaner Arbeit sagte er zu Manfred: »Das ist noch viel fantastischer, als ich es mir hätte erträumen können.« Am Ende des Filmes wird Manfred als »Zauberer von Weißenstein« vorgestellt, der die Spezialeffekte im Mikrobereich für diesen Film erstellte.
1992/93 folgte in ein Lehrauftrag als Gastprofessor an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, bei dem Manfred einen eigenen Studiengang im Bereich der Medienkunst entwickelte und in diesem Zusammenhang zwei grosse Multimediakonzerte in Karlsruhe gab (Einweihung der HfG Karlsruhe und MultiMediale III im ZKM: »Makrokosmos-Mesokosmos-Mikrokosmos«).
Ein paar Jahre später, 2007, wandte Kage mit seiner Frau Christina seine Methode bei einem ganz anderen ungewöhnlichen Projekt an: »Der Kristallplanet«. Das Drehbuch hatte ich als Vorlage für ein Marionettenspiel geschrieben – schon im Hinblick auf eine Zusammenarbeit mit Manfred, der multimedial erzeugte Kulissen beisteuerte. Es wurde im Marionetten-Theater von Bad Tölz uraufgeführt und steht von Zeit zu Zeit immer noch im Spielplan – mit den wunderschönen Mikrotricksequenzen von Manfred und Christina Kage.
Es gibt übrigens auch eine von Manfred entwickelte Idee, die Jahr für Jahr im Zusammenhang mit der zur feierlichen Eröffnung einer der größten jeweils im Herbst stattfindenden Computerkunst-Kongresse der Welt steht. Als die erste ARS ELECTRONICA in der Hauptstadt von Oberösterreich vorbereitet wurde, empfahl ich für den Eröffnungsabend seine ‚Musik für eine Landschaft’, ein Freiluftkonzert mit Lichteffekten, das Manfred im Tal von Weißenstein ein paar Jahre vorher uraufgeführt hatte. Diese Anregung wurde angenommen. Bei dieser Vorführung arbeitete er mit Walter Haupt zusammen, der damals Leiter der Experimentierbühne der Münchener Staatsoper war.
Diese Freiluftvorführung in Linz erhielt den Namen ‚Klangwolke’ und wurde zum jeweiligen ersten Programmpunkt der ARS ELECTRONICA – ein Signal für der Moderne zugewandte Künstler, aber auch ein Anziehungspunkt für die Bevölkerung von Linz – und weit darüber hinaus. Schon bei der ersten Vorführung hatten sich mehr Zuhörer und Zuschauer eingefunden, als sich jemals in Linz versammelt hatten. Ich erinnere mich gut: Es war ein milder Septemberabend 1979 in Linz nahe dem Stadtzentrum über der Donau. Und Jahr für Jahr kommen neue elektronische Instrumente zum Einsatz und verursachen erstaunlich anmutende Lichteffekte. Es sind nicht nur die angereisten Künstler, die von den vermittelten Eindrücken ergriffen sind, sondern Teile der Bevölkerung, die sonst für Kunst wenig übrig haben. Ich sehe die Linzer Klangwolke als Erbe von Manfred.
Damit sind nur einige auserwählte Auftritte des Künstlers erwähnt, der den Mikrokosmos zum ergreifenden Kunstraum verwandeln konnte – man könnte die Liste noch lange fortsetzen. All das reicht nicht aus, um meine Trauer über den Tod von Manfred Kage erträglicher zu machen; aber ich nehme es als Zeichen, dass seine künstlerischen Arbeiten noch lebendig sind.
Das künstlerische und wissenschaftliche Lebenswerk führen nach ausdrücklichem Wunsche Manfreds seine Angehörigen fort: Christina, Ninja und Oliver. Jahrelang haben sie eng mit ihm zusammen gearbeitet. In den Anfängen unterstützend, später auch gemeinsam gestaltend, waren sie an seinen fotografischen, filmischen Arbeiten und den öffentlichen Aufführungen beteiligt. So arbeiten sie heute mit der Hilfe von einzigartigen Instrumenten, die Manfred erfunden hat, beispielsweise um seine Bilder mit prächtigen Farbspielen oder mit neuartigen künstlerischen Effekten auszustatten. Es ist das Erbe, das Manfred seiner Familie hinterlassen hat; und die Bewohner von Schloss Weissenstein haben sich vorgenommen, dieses weiterhin publik zu machen, es weiter zu entwickeln und Manfreds Andenken einige neuartige Vorführungen zu widmen. So können in Zukunft die Bewunderer seiner kreativen Kraft in den Genuß seines Erbes kommen.
Einer besonderen Erwähnung wert ist daher noch eines, und zwar das Schloss Weißenstein: ein Denkmal für Manfred, das mit großer Sorgfalt von der Kage-Familie betreut wird: Christina, Ninja und Oliver. Schon in den letzten Jahren legte Manfred die Leitung seines Instituts für wissenschaftliche Fotografie und des Familienunternehmens vertrauensvoll in die Hände seiner Familie. Von diesen wird das Institut im Sinn seines Gründers weiter betrieben. Auch in Zukunft werden dort noch weitere neue Kunstwerke entstehen und neue Methoden entwickelt – ganz im Sinn von Manfred. Überdies bleibt im Schloss Weißenstein, mit dem Museum, das jetzt als »KAGEs MIKROVERSUM« bezeichnet wird, vor der Nachwelt so gut wie alles ausgebreitet, was Manfred in seinem arbeitsreichen Leben geschaffen hat: Bilder, Filme und Animationen, darunter die Kunstsammlung und das Bildarchiv, die historische Gerätesammlung, das Material der Werke – Zeugnisse der Qualität, die der Bildmagier Manfred Kage mit seinen Instrumenten erreicht hat.
Überall in den Räumen und Gängen des Schlosses kann man seine Schöpfungen bewundern, und wenn man aus Versehen seinen alten Arbeitsraum betritt, – das Licht gelöscht, der Vorhang zugezogen – dann wird der eine oder andere Besucher für Sekunden nicht merken, dass es der alte Labormantel ist, der über die Lehne gebreitet da liegt, sondern vielleicht den Eindruck haben, dass es der Meister selbst ist, der über das ungewöhnlich große Mikroskop gebeugt sitzt - das Auge am Okular, die Hände an den Einstellrädern. Und dass dessen schöpferische Energie noch lange nicht erloschen ist. Und damit hat er sogar Recht.