Conceptual Paradise
Foto eines Teichs mit Seerosen. Davor in Weiß der Text »Conceptual Paradise«.
Stefan Römer im Gespräch mit Peter Weibel
Mi, 27.11.2019 19:00 Uhr CET, Vortrag

Das ZKM präsentiert das audiovisuelle Archiv des künstlerischen Forschungsprojekts »Conceptual Paradise« des Künstlers Stefan Römer. Im Gespräch mit Peter Weibel diskutiert Römer das Projekt und seinen Ansatz einer kritischen, dekonzeptuellen Kunstepistemologie.

Für seinen Dokumentarfilm »Conceptual Paradise« führte Römer drei Jahre lang zahlreiche Interviews mit international herausragenden KünstlerInnen und KunsttheoretikerInnen der konzeptuellen Kunst. Der 2006 fertig gestellte Film wurde international auf Festivals, in Museumsausstellungen und an zahlreichen Kunstakademien vorgeführt. Ausgehend von seiner filmischen Recherche realisierte Römer dann 2009 für den Kunstraum der Leuphana Universität in Lüneburg eine Website und Ausstellung mit ergänzenden Materialien, die mit dem Lehrpreis der Universität ausgezeichnet wurde. 2019 wurde die Website als Filmarchiv mit Unterstützung des ZKM neu gestaltet. Die Website ist sowohl als Format zur Archivierung als auch als Quelle für weitere künstlerische Projekte gedacht.

Im Zentrum von »Conceptual Paradise« stehen die Diskussionen der konzeptuellen Kunst von den 1960-Jahren bis zur Gegenwart. Eindrucksvolle Persönlichkeiten wie etwa Art&Language, John Baldessari, Daniel Buren, Valie EXPORT, Andrea Fraser, Dan Graham, Renée Green, Hans Haacke, Yoko Ono, Yvonne Rainer, Ed Ruscha, Seth Siegelaub, Peter Weibel und Lawrence Weiner kommen zu Wort. Mit dem Film evoziert Stefan Römer die Diskussionen, aus denen die »Conceptual Art« in den 1960er-Jahren entstand und die mit dem »Global Conceptualism« einige der relevantesten Fragestellungen für die zeitgenössische Kunst entwickelten.

Die Geschichte der konzeptuellen Kunst, die sich einer kohärenten Definition entzieht, ist von Kämpfen um Repräsentationsstrategien und Hegemonien gekennzeichnet. In »Conceptual Paradise« wird durch die Diskussionen zwischen den KünstlerInnen und KunsttheoretikerInnen eine kulturpolitisch wichtige Auseinandersetzung lebendig, die einer der Voraussetzungen für ein kunsttheoretisches und philosophisches Verständnis der Gegenwartskunst darstellt. Römer selbst bezeichnet mit dem Begriff des Konzeptualismus vor allem jene Praktiken, die explizit die Bedingungen des kulturellen Kontexts und der künstlerischen Produktion reflektieren sowie die jeweilig eigenen erkenntnistheoretischen Methoden überdenken.

Das Filmarchiv »Conceptual Paradise« versteht sich als eine dynamische Archivform von Interessen. Insofern stellt es auch die Frage, inwieweit Interaktionen von UserInnen mit unterschiedlichen Interessen das Archiv zukünftig modifizieren können und wie weit solche differenzierenden/verschiebenden Veränderungen zugelassen werden können, ohne das Archiv selbst zu verlieren. Welche neuen kuratorischen Handlungsformen kann dieses Archiv motivieren? Und darüber hinaus: Inwiefern kann die Interessenüberschneidung aller an diesem Archiv Beteiligten zu neuen Formen alternativer, zuvor unterdrückter künstlerischer Praktiken führen? Welche soziopolitische Handlungsform ermöglicht dieses Archiv gegenüber dem reaktionären zeitgenössischen Backlash?

Mitwirkende