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Veranstaltung

Digitaler Salon

Florian Rötzer im Gespräch mit Joseph Vogl

Fr, 10.09.2021 18:00 Uhr CEST

Ort
Online
Sprache
Deutsch

Florian Rötzer spricht mit dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl über finanzökonomische und technische Grundlagen der digitalen Gesellschaft, über Informationskapitalismus und Kommunikationstechnik.

Joseph Vogl ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft und Medien am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor war er Professor für Geschichte und Theorie künstlicher Welten an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar. Daran kann man schon erkennen, dass sich das Denken von Vogl nicht in vorgesetzten Bahnen bewegt, sondern neben der Spur. Das hat Vogl auch in seinen zahlreichen Gesprächen mit Alexander Kluge vorgeführt.

Vogl ist, herkommend von der Literaturwissenschaft etwa mit seiner Promotion über Kafka und der Rezeption von französischen Philosophen, allen voran mit Gilles Deleuze,  über die Medientheorie mehr und mehr zu einem politischen und spätestens seit der Finanzkrise einem politökonomischen Denker geworden, der das kapitalistische System und die gegenwärtige Gesellschaft zu verstehen und kritisch zu hinterfragen sucht. Schon in seinem 2008 erschienenem Buch »Das Gespenst des Kapitals« entlarvt er die Mythen der Finanzmärkte und der propagierten unsichtbaren Hand des freien Marktes als säkularisierte Religion. Mit dem Buch »Der Souveränitätseffekt« (2015) zeigt Vogl wie sich der Finanzkapitalismus als globale Struktur entwickelt und dessen politische und wirtschaftliche Eliten nach und nach die demokratische Kontrolle aushöhlen.

In seinem letzten Buch »Kapital und Ressentiment« macht Vogl deutlich, dass der Siegeszug des Finanzkapitalismus unmittelbar mit der Informationstechnik zusammenhängt und von der Digitalisierung und der damit einhergehenden Privatisierung der Infrastrukturen verstärkt wird. Die Internetplattformen treiben für ihn den Prozess weiter, Information als Ware zu kapitalisieren und die Wirtschaft bis in alle Lebensbereiche hinein zu finanzialisieren und staatliche Funktionen zu übernehmen, während die Kontrolle des Verhaltens der Marktakteure stetig verfeinert wird. Auch das Verständnis von Theorien und Wahrheit verändert sich im Sinne des Neoliberalismus und durch das Informationskonzept. Es herrscht buchstäblich die Spekulation vor, Preise bilden sich durch Optionen, Tatsachen durch Erwartungen: »Nicht was war und ist, sondern was vielleicht, möglicherweise oder wahrscheinlich eintreten wird, bestimmt den Gang der Ereignisse.«

Florian Rötzer wird mit Joseph Vogl darüber sprechen, ob der:die Intellektuelle, der:die auf der Höhe der Zeit sein will, sich mit den finanzökonomischen und technischen Grundlagen der digitalen Gesellschaft beschäftigen muss. Vor allem wird es darum gehen, welche Gesellschaften aus dem Informationskapitalismus durch Amalgamierung von Finanzmarkt und digitaler Informations- und Kommunikationstechnik entstehen. Vogl konstatiert nicht nur den Verfall der Demokratie, sondern auch die Zersplitterung der Gesellschaften, in der unter den Bedingungen der marktförmigen Konkurrenz Ressentiments gegen andere fragmentierte Gruppen freigesetzt und ausgebeutet werden. Gibt es einen Ausweg?

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Der Digitale Salon

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    Im 18. Jahrhundert trafen sich die Intellektuellen in den von Frauen veranstalteten Salons, um ihre Ideen vorzutragen, ihren Esprit aufscheinen zu lassen, sich mit anderen Intellektuellen ungeachtet der Schranken von Klasse und Geschlecht auseinanderzusetzen und eine gelehrte Geselligkeit zu pflegen. Salons waren teilöffentliche Veranstaltungen in privaten Räumen, zu denen die auf der Bühne agierenden »Prominenten«  –  aus Literatur, Philosophie, Naturwissenschaften und Politik – mit den Zuschauer:innen eingeladen wurden. Ihre Fortsetzung fanden die Salons der Aufklärung im Format der TV-Talkshows, mit ihren von den medialen Aufmerksamkeitszwängen gehetzten Disputen.

    Im Digitalen Salon wollen wir hingegen wieder eine ruhige Gesprächskultur pflegen, die sich Zeit lässt, kein bestimmtes Ziel verfolgt und mit dem jeweiligen Gast diskursiv flaniert. Zu den Themen zählen beispielsweise die Rolle und Selbstbeschreibung als Intellektuelle, die Gedanken, die an der Zeit sind, die Veränderung von Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit durch die digitale Lebenswelt, politische Zukunftsvorstellungen und »Was zu tun ist«.

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