- Artist/s
- Otto Beckmann
- Titel
- Figuren für den Tanz im Labyrinth
- Jahr
- 2024
- Medium / Material / Technik
- Acrylglas, Magnet, Baumwolle
In den Jahren 1958–1965 ließ der österreichische Computerpionier Heinz Zemanek am Institut für Niederfrequenztechnik der Technischen Hochschule Wien die bekanntesten Objekte der Kybernetik nachbauen. Dazu zählte auch das legendäre Labyrinth von Claude E. Shannon, das dieser um 1950 an den Bell Research Laboratories unter dem Projektnamen »Theseus« entwickelt hatte. Das Labyrinth mit der mechanischen Maus war ein frühes Beispiel für die Möglichkeiten maschinellen Lernens. Die Maus, die über Versuch und Irrtum „lernte“, wurde mithilfe eines Elektromagneten bewegt, der sich unter dem Metallboden des Labyrinths befand. In der Wiener Rekonstruktion wurde ein einfaches Verfahren angewandt, um dem Steuerrechner zu kommunizieren, dass ein Pfad versperrt war: Prallte die Maus gegen eine der Wände, wurde der Kontakt zwischen Maus und Magnet kurz unterbrochen. Ziel der Rekonstruktion von Shannons Maschine war es, ein Programm zu entwickeln, in dem die Maus, in Analogie zu einem Lernvorgang, möglichst rasch den kürzesten Weg durch das Labyrinth entdecken konnte.
Den Künstler Otto Beckmann, der seit 1966 mit dem Institut für Niederfrequenztechnik kooperierte, inspirierte Richard Eiers Labyrinth. Um 1971 entwickelte Beckmann die Idee, die Maus durch ein „lexikalisches“, mit Wörtern gefülltes Labyrinth laufen zu lassen und auf diese Weise Gedichte zu erzeugen. Darüber hinaus führte der Künstler mit dem Labyrinth Überlegungen fort, die er in den 1960er-Jahren im Zusammenhang mit seinen Trickfilmen entwickelt hatte: die Idee einer mithilfe von Computertechnik entworfenen Choreographie. Die Fotos aus dem Jahr 1972 zeigen Versuche, Plexiglasfiguren durch das Labyrinth tanzen zu lassen.