Giga-Hertz-Preis 2019
Sa, 23.11. – So, 24.11.2019
- Ort
- Medientheater
- Kubus
Vom 23. bis 24. November 2019 findet das diesjährige Giga-Hertz-Preis-Festival am ZKM statt. Der vom ZKM und dem SWR Experimentalstudio getragene Preis für Elektronische Musik wird in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal vergeben. Für den Festakt werden namhafte Vertreter:innen aus der internationalen Musik- und Kunstlandschaft erwartet.
Für die Giga-Hertz-Produktionspreise finden in diesem Jahr Einreichungen mit dem Schwerpunkt »Maschinelles Lernen« besondere Berücksichtigung. Neben der feierlichen Preisverleihung mit anschließendem Empfang werden die ausgezeichneten und neu entstandenen Werke der Preisträger:innen aufgeführt. Die feierliche Verleihung findet am Abend des 23. November 2019 in Anwesenheit aller Preisträger:innen statt.
Der Giga-Hertz-Preis ist dem weltberühmten Physiker Heinrich Hertz (1857–1894) gewidmet. Er lehrte Ende des 19. Jahrhunderts an der Karlsruher Technischen Universität (heute Karlsruher Institut für Technologie) und entdeckte dort die elektromagnetischen Wellen. Zielsetzung des Preises ist es, die Elektronische Musik zu fördern und Impulse durch neue klangliche und kompositorische Möglichkeiten zu geben.
Vorwort
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von Ludger Brümmer
Im Jahr 2019 wird der zwölfte Giga-Hertz-Preis des ZKM an die InnovatorInnen in diesem Genre verliehen. Gleichzeitig mit dem 30jährigen Jubiläum des ZKM wurde das Thema »Machine Learning« artikuliert. Dieses aus dem Kontext der Künstlichen Intelligenz stammende Thema ist gegenwärtig dabei, die elektronische Musik und die elektronischen Medien erheblich zu beeinflussen. Viele spannende Projekte haben sich in diesem Jahr für den Preis beworben. Letztendlich hat sich die Jury für fünf PreisträgerInnen entschieden. Beim Hauptpreis für das Lebenswerk der französische Komponistin Éliane Radigue, für die Produktionspreise entschied sich die Jury für Honghuo Fan und Artemi-Maria Gioti sowie für zwei ehrenvolle Nennungen für Panayiotis Kokoras und Otto Wanke. Dabei verfolgen beide ProduktionspreisträgerInnen Strategien mit Hilfe von Machine Learning. Projekte, die sich beide mit der Gestenerkennung auseinandersetzen und diese durch ML-Techniken auf eine neue Stufe bringen. Mit dem Hauptpreis für Éliane Radigue entschied sich die Jury für eine radikale Komponistin, welche als Außenseiterin begann, inzwischen aber große Erfolge feiert. In den 50er Jahren arbeitete sie als Komponistin in der sogenannten zweiten Generation der elektronischen Musik mit Pierre Schaeffer und später mit Pierre Henry zusammen. Von dort aus ging sie eigene Wege und experimentierte und arbeitete Jahrzehnte lang nur mit Synthesizern. Radigue schuf – ähnlich wie die schon vorher mit dem Giga-Hertz ausgezeichneten KünstlerInnen Pauline Oliveros und Brian Eno – in ihren mehrere Stunden dauernden Werken eine neue Art des Hörens. Überdies bereicherte sie die elektroakustische Musik um eine neue Klangsprache.
Versäumen Sie es nicht, sich nach der Preisverleihung am Samstag auch von dem Portrait der Komponistin und ihren neuesten Werken am Sonntag einfangen zu lassen.
An diesen beiden Tagen werden – neben den genannten PreisträgerInnen – auch die mit dem Preisgeld des Giga-Hertz-Preises vergangener Jahre am Hertz-Labor und am Experimentalstudio des SWR entstandenen Werke von GRAYCODE, jiiiiin sowie von Hans Tutschku präsentiert.
Teaser: Giga-Hertz-Preis 2019
Hauptpreis für das Lebenswerk / Lifetime Award 2019 | Éliane Radigue (Frankreich)
Éliane Radigues künstlerisches Schaffen und ihr Werdegang zeichnen sich durch einige Besonderheiten aus, die ihr eine besondere Stellung unter den Komponist:innen elektronischer Musik garantiert. Ihr frühes Schaffen begann sie nach sporadischen Anfängen in den 1950er Jahren im Vorläufer des GRM, dem Studio d'Essai des RTF (Radio Tele France) in Paris, das unter der Leitung von Pierre Schaeffer stand. Dort entwarf sie für Pierre Schaeffer Klangmaterial, obwohl Radigue in der Arbeit mit Schaeffer sicherlich nicht den Respekt genoss, der ihr als Künstlerin zustand.
Als eine der wenigen Frauen im Studio d'Essai schaffte sie es trotz der widrigen Umstände als Komponistin zu arbeiten und später eine internationale Karriere aufzubauen. Dies hing vor allem mit zwei wichtigen Faktoren zusammen: In New York begann sie erst mit einem Buchla Synthesizer und später ausschließlich mit dem ARP 2500 Modularsystem und mit Tonbandtechniken zu arbeiten. Zudem wurde sie zu einer überzeugten Buddhistin. Dieses führte sie zu einem Musikstil, in dem lange Klangverläufe, Klangflächen mit kleinsten Veränderungen eine fast meditative Hörhaltung provozierten. Zu einem ihrer bekanntesten Werke wurde das dreistündige zwischen 1990 und 1998 komponierte Werk »Trilogie de la Mort«.
Die Jury überzeugte die konsequente und kontinuierliche kompositorische Leistung Éliane Radigues, die sich den kleinsten Veränderungsgraden wie einer Mikroskopie der Zeit und des Klangs nähert.
– Autor: Ludger Brümmer
Programmheft
Programmheft
- ghp_ph_2019_de.pdf (1.83 MB)
Impressum
Ludger Brümmer (Künstlerische Leitung)
Sophie Caecilia Hesse (Projektorganisation & Produktionsleitung)
Sebastian Schottke, Simon Klumpp (Tonmeister)
SWR Experimentalstudio (Live-Elektronische Realisation)
Thomas Hummel, Hans Tutschku (Klangregie)
Hans Gass, Manuel Weber (Licht-, Veranstaltungstechnik)
Christian Berkes, Marco Kempf, Jakob Schreiber, Manuel Urrutia (Helfer Licht-, Veranstaltungstechnik)
Sergiy Ptushkin (Helfer Produktion)
Jury
Ludger Brümmer (Komponist, Leiter des ZKM | Hertz-Labor)
Rebecca Fiebrink (Professorin für »Computing« an der Goldsmiths University of London)
Palle Dahlstedt (Komponist, Professor für »Art & Technology« an der Aalborg University)
Björn Gottstein (Musikwissenschaftler, künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage)
Detlef Heusinger (künstlerischer Leiter des SWR Experimentalstudio)
Peter Weibel (künstlerischer Leiter des ZKM | Karlsruhe)