John Cage
Geburtsjahr, Ort
Todesjahr, Ort
Rolle am ZKM
- Künstler:in der Sammlung
Biografie
Nach einer mehrmonatigen Europareise 1930-31 studierte John Cage in den USA Musik und Komposition bei Richard
Buhling, Adolf Weiss, Henry Cowell und 1934-36 bei Arnold Schönberg. 1945 nahm er erneut ein Studium der Philosophie und Klassischer Indischer Musik an der Columbia University in New York auf, wo er gleichzeitig auch bei Daisetz Taitaro Suzuki Zen-Buddhismus studierte. Cage hat in zahlreichen Lehrtätigkeiten auf Generationen von Künstlern entscheidenden Einfluss gehabt. 1941 lehrte er experimentelle Musik an der Chicago School of Art. 1948 folgte eine Lehrtätigkeit am Black Mountain College, und 1956-60 lehrte er an der New School of Social Research in New York. 1988-89 hielt er die Charles Eliot Norton Vorlesungen zur Poetik an der Harvard University. Für sein Werk ist John Cage vielfach mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem 1986 mit dem Ehrendoktor des Californian Institute of Arts und 1989 mit dem Kyoto-Preis der Stadt Kyoto. John Cage starb 1992 in New York.
John Cage gehört zu den wichtigsten Künstlern dieses Jahrhunderts. Als Musiker, Komponist, Lehrer, Bildender Künstler und Freund von Marcel Duchamp, Merce Cunningham, Robert Rauschenberg, Nam June Paik und anderen hat er wichtigen künstlerischen Einfluss auf die Entstehung von Kunstformen, die die Grenzen zwischen Musik, Tanz, Bildender Kunst, Theater und die Trennung zwischen hohen und niedrigen Kunststilen durchlässig machten. John Cage ist zusammen mit Marcel Duchamp einer der ersten Künstler, der multimedial und intermediär arbeitet. Von zentraler Bedeutung in Cages Schaffen sind zufallsgesteuerte, aleatorisch aufgebaute Kompositionsprinzipien. Er ermittelt sie durch die hochkomplexen Auszählprozesse des Orakelbuchs »I Ging«. So ist es möglich, nicht-intentional zu arbeiten, also persönliche Elemente aus den Werken herauszuhalten und zugleich den Aufführenden ein größeres Maß an Gestaltungsfreiheit und Variabilität bei der Interpretation zu geben. Stille und Leere, Nicht-Töne und beiläufig entstehende Geräusche der Umwelt und der Umgebung setzt Cage gleichwertig zu instrumental erzeugten Klängen in seinen Kompositionen ein. In seiner Arbeit verbinden sich die ungeregelten, spielerischen und anarchischen Elemente von Dada (und Fluxus, auf dessen Entstehen Cage großen Einfluss hatte) mit dem meditativen, absichtslosen und disziplinierten Wesen des Zen-Buddhismus und dem Wissen östlicher Philosophie.
Nach ersten Versuchen mit Malerei in den zwanziger Jahren entstehen über Jahrzehnte hinweg als einzige graphische Arbeiten die Partituren und Notationen als visuelle Handlungsanweisungen für musikalische Vorgänge. Druckgraphische Serien - meist in kleiner Auflage - entstehen vermehrt ab 1978, Zeichnungen seit 1983 und Aquarelle seit 1987. 1983 beginnt Cage mit einer bis zu seinem Tod fortgeführten Reihe von Zeichnungen, die dem japanischen Zen-Garten »Ryoan-ji« gewidmet sind. Sie bestehen aus einem Geflecht von Kreisformen, die durch das Umfahren von runden Kieselsteinen mit Bleistiften verschiedener Stärke und Härte entstehen. Die Anzahl und Anordnung der Steine auf dem rauhen Zeichenpapier im langgestreckten Querformat und die Wahl des Härtegrads werden mithilfe des I Ging Verfahrens ermittelt. Für die zuletzt entstandenen »Edible Drawings« (1989-91) verwendet Cage handgeschöpfte Papiere aus Pflanzenteilen, Algen, Ingwerwurzeln und vergleichbaren Materialien.
Einzelausstellungen (Auswahl) | ||
1958 Stable Gallery, New York | ||
1977 The Museum of Modern Art, New York | ||
1978 Museum Folkwang, Essen, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Kölnischer Kunstverein, Köln | ||
1982 | Whitney Museum of American Art, New York, Philadelphia Museum of Art, Philadelphia, Museum of Contemporary Art, Chicago, Margarete Roeder Gallery, New York | |
1986 Galerie Watari, Tokyo | ||
1988 Virginia Museum of Fine Arts, Richmond | ||
1989 | »Where There is Where There: Etchings & Monotypes by John Cage, 1982-1989«, The Flossie Martin Art Gallery, Radford, anschließend Roanoke Museum of Fine Art, Roanoke, Carpenter Center for the Arts, Harvard University, Cambridge/MA | |
1990 | The Phillips Collection, Washington, D.C., Margarete Roeder Gallery, New York | |
1991 | »John Cage: Partituren, Graphik, Zeichnungen, Aquarelle«, Kunsthaus Zürich, anschließend Städtische Galerie Erlangen, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München, Galerie Stähli, Zürich, Crocker Art Museum, Sacramento, Laguna Beach Art Museum, Laguna Beach | |
1992 | Solomon R. Guggenheim Museum SoHo, New York | |
1997 | »John Cage: The Edible Drawings 1989-1991«, Bernard Toale Gallery, Boston | |
Gruppenausstellungen (Auswahl) | ||
1977 | »America Drawn and Matched New York«, The Museum of Modern Art, New York | |
1979 | International Biennal of Prints, National Museum of Modern Art, Tokyo | |
1980 | »Vom Aussehen der Wörter«, Sprengel Museum Hannover | |
1984 | »Henry David Thoreau as a Source for Artistic Inspiration«, De Cordova and Dana Museum and Park, Lincoln | |
1985 | »Raum Zeit Stille«, Kölnischer Kunstverein, Köln | |
1988 | »Übrigens sterben immer die anderen«, Museum Ludwig, Köln; »Art after silence«, Rutgers University, New Jersey | |
1989 | »Cage/Cunningham/Johns«, Anthony d'Offay Gallery, London, und Tate Gallery Liverpool | |
1990 | Cunningham Dance Foundation, New York | |
1996 | »John Cage, Terry Fox, Gudrun Wassermann«, Pfalzgalerie, Kaiserslautern | |
1997 | »InterAct«, Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg | |
[Frauke Syamke, 1997]