Allegorien der Macht
Das Bild ist schwarz-rot. Links sind unbekleidete Personen zu sehen, die gebückt eine Treppe hochsteigen. Rechts sind Soldaten zu sehen.
Eine szenische Reflexion zu Pier Paolo Pasolinis »Salò oder die 120 Tage von Sodom«
Fr, 13.01.2023 19:00 Uhr CET

Ein Projekt von Gabriella Angheleddu, Karl-Heinz Dellwo, Fabien Vitali / Eintritt ab 16 Jahren

Die Inszenierung stellt neben den Fragen über Macht, Ausnahmezustand, Gewalt und Faschismus auch jene nach der Überwältigung des Menschen in der heutigen Welt. Sind die globalen Kräfteverhältnisse festgefahren, ja unumkehrbar und sind somit nur mehr dystopische Zukunftsszenarien möglich?

Pasolinis letzter Film »Salò oder die 120 Tage von Sodom« wurde seit seiner Entstehung im Jahr 1975 zensiert, verstümmelt, verboten: Sadistische Großbürger inszenieren ein grausames Ritual. Sie nehmen junge Menschen gefangen und missbrauchen sie als Folter- und Lustobjekte. Pasolinis Diagnose: »Die Mächtigen sind immer Sadisten, und wer Macht erdulden muss, dessen Körper wird zur Sache, zur Ware.« Pasolini versetzt die Handlung von De Sades »120 Tage von Sodom« in die Zeit der faschistischen Republik von Salò, die er gleichsam als Allegorie seiner eigenen Gegenwart versteht: der Zeit des neuen »totalen Faschismus«, der Konsumgesellschaft.

Vier Jahrzehnte nach der Premiere von »Salò« und Pasolinis Ermordung im gleichen Jahr wird in dieser szenischen Reflexion der Frage nachgegangen, wie aktuell dieses, auch unter künstlerischen Gesichtspunkten, reifste Werk Pasolinis ist. Gideon Bachmann, langjähriger Wegbegleiter Pasolinis, erklärte nach der Uraufführung dieser Reflexion 2015, dass es der Autorengruppe gelungen ist, den Film in seiner allegorischen Bedeutung zugänglich zu machen und ganz im Sinne von Pasolinis radikaler Gesellschaftskritik zu aktualisieren.

»Allegorien der Macht« ist eine überarbeitete Fassung der Reflexion, die am 26. Oktober 2015 im Hamburger Schauspielhaus, FAQ Room 1, unter dem Titel »Pier Paolo Pasolini, Salò« oder »Die 120 Tage von Sodom« uraufgeführt wurde. Unter diesem Titel wurde sie im November 2017 im Odeon-Theater in Wien während des Kongresses zur »Dialektik der Befreiung« aufgeführt. Bei den folgenden Vorführungen in der Roten Flora im März 2018, auf den 29. Theaterfestival im Oktober 2018 in St. Vith, Belgien und als Videoinstallation auf der Contemporary Art: »After Pasolini – Visions of Today« im September/Oktober 2020 in Plovdiv, Bulgarien war der neue Titel »Allegorien der Macht« schon etabliert.

Es werden keine Filmausschnitte gezeigt, wohl aber Fotos der Set-Fotografin Deborah Beer. Aufgrund der notwendigen Darstellung von Gewalt und Nacktheit, ist der Zutritt für Jugendliche unter 16 Jahren nicht gestattet.

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