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Assembling Grounds. Praktiken der Koexistenz

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© Abhijit Patil, Farmers of the forest, 2024

Pressemitteilung

„Assembling Grounds. Praktiken der Koexistenz“ zeigt, wie Kunst ein gerechteres Zusammenleben fördern kann

Wie kann die Erde ein lebenswerter Ort für Menschen, Tiere und Pflanzen sein? Und welche aktive Rolle kann Kunst in Zeiten globaler Polykrisen dabei spielen? Die Ausstellung „Assembling Grounds. Praktiken der Koexistenz“ im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe bringt ab dem 26. Juli 2025 Künstler:innen aus Indien, Sri Lanka, Frankreich und Deutschland zusammen. Ihre Werke machen ökologische, soziale und kulturelle Herausforderungen sichtbar und geben konkrete wie poetische Perspektiven auf neue Formen des Zusammenlebens. „Assembling Grounds“ ist Teil der dynamischen Ausstellungsplattform „Fellow Travellers“, auf der seit September 2024 wechselnde Projekte aus der ganzen Welt gezeigt werden. Die Ausstellung soll dazu anregen, die Welt durch Kunst umzugestalten.

Eröffnet wird die Ausstellung am 25. Juli um 19:30 Uhr im ZKM | Foyer. Am Tag der Eröffnung sowie am folgenden Samstag (26. Juli) bietet ein vielfältiges Programm mit Vorträgen, Panels und Künstler:innengesprächen vertiefende Einblicke und direkten Austausch mit internationalen Beteiligten. Das vollständige Programm finden Sie hier.

Globale Stimmen für lokale Herausforderungen
Die Ausstellung Assembling Grounds entstand aus dem internationalen Austausch im Rahmen der ZKM-Reiseausstellung Critical Zones. In Search of a Common Ground, die von 2022 bis 2024 in Indien und Sri Lanka gezeigt wurde. Diese Reiseausstellung wurde vom ZKM in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Mumbai und der Unterstützung des Netzwerks der Goethe-Institute Südasien vorbereitet und realisiert – eine inspirierende Kollaboration, die sich für Assembling Grounds fortsetzt. Aus dem Austausch mit lokalen Gemeinschaften und künstlerischen Netzwerken gingen zahlreiche Neuproduktionen hervor, die nun in Karlsruhe präsentiert werden. Die Positionen befassen sich mit ökologischer Gerechtigkeit, einem Systemwandel unserer Gesellschaft und möglichen Formen planetarer Koexistenz.

„Angesichts des globalen Wettrüstens um die Nutzung künstlicher Intelligenz und eines neuen Tech-Imperialismus ist es von entscheidender Bedeutung, einen Weg zu finden, technologischen Fortschritt mit den ökologischen Bedürfnissen unseres Planeten in Einklang zu bringen. Das ZKM kann ein Ort sein, an dem unterschiedliche Stimmen zusammenkommen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen und über alternative Betriebssysteme für unsere Welt nachzudenken. „Assembling Grounds“ führt die Entwicklung des Projekts „Fellow Travellers“ als Versammlungsort für eine Vielzahl von Ideen zu zentralen ökologischen, sozialen und ökonomischen Fragestellungen fort.“
– Alistair Hudson

Zentrale Fragen der Ausstellung betreffen die Relevanz gefährdeter lokaler Wissensformen, den kulturellen Widerstand gegen dominante Fortschrittsnarrative und die Suche nach nachhaltigen Lebensweisen jenseits linearer Modernitätsbegriffe. Dabei wird Kunst zum Werkzeug des Erhalts, der Vermittlung und der Transformation von Wissen. Viele der Arbeiten stellen Mikrogeschichten in den Mittelpunkt, die sich großen gesellschaftlichen Fragen aus ungewöhnlichen, kontextgebundenen Perspektiven annähern.

Kunst als Werkzeug für Wandel
Assembling Grounds ist Teil der Ausstellungsplattform Fellow Travellers, die Kunst als aktiven sozialen und politischen Akteur versteht. Die gezeigten Werke hinterfragen dominante Paradigmen von Entwicklung, Technologie und Wissensformen und setzen ihnen alternative Erzählungen entgegen – vielfach verwurzelt in traditionellen Kulturtechniken, indigenem Wissen und ökologischen Praktiken.

Permakulturpraktiker und Künstler Abhijit Patil thematisiert in seinem Werk beispielsweise die politische Dimension von Saatgut und die Dringlichkeit aktiver menschlicher Handlung zum Erhalt der Waldökosysteme:

„Die Installation lädt die Besucher:innen dazu ein, darüber nachzudenken, dass Erhaltung – um wirklich bedeutungsvoll zu sein – das Leben in all seiner Komplexität einbeziehen muss. Nicht als etwas, das isoliert aufbewahrt oder geschützt wird, sondern als etwas, das aktiv gepflegt, geteilt und im Kontext unserer sich ständig wandelnden Umwelt fortlaufend neu definiert werden muss.“
– Abhijit Patil über die Installation „Life doesn't grow in banks“


Weitere Künstler:innen und ihre Projekte in der Ausstellung:

  • Parag Tandel und Kadambari Koli-Tandel dokumentieren wertvolles Wissen innerhalb von Geschichten, Rezepten und Traditionen der Koli-Fischerei-Gemeinschaft in Mumbai.
  • Nilanjan Bhattacharya und Mallika Das Sutar kontrastieren in ihren jeweiligen Arbeiten urbane und ländliche Perspektiven auf Ernährung in Bengalen.
  • Ishita Chakraborty verbindet in einer Klangskulptur Aufnahmen aus dem indischen Sundarban-Wald und dem Amazonas-Regenwald, die die Verflechtung von Klimawandel und kolonialer Geschichte hörbar machen.
  • Hema Shironi erzählt in Textilien und Anuja Dasgupta in ihren Papierarbeiten von der Möglichkeit, Land, Heimat und Umwelt in Sri Lanka und Nordindien neu zu denken.
  • Maksud Ali Mondal beschäftigt sich mit den Lebensweisen von Termiten, Bienen und Ameisen als Inspiration für nachhaltige Architektur und Ernährung.
  • Stéphane Verlet-Bottéro, Oliver-Selim Boualam und das Kollektiv der Katzenwedelwiese entwickeln auf einer Streuobstwiese in Karlsruhe Objekte aus lokalen Materialien, die neue ökonomische Kreisläufe erproben.
  • In Assembling Grounds wird außerdem die langjährige Kooperation zwischen dem ZKM und dem Bio Design Lab der HfG Karlsruhe fortgeführt.

Interlokales Denken und künstlerische Allianzen
Die künstlerischen Projekte verweben sich zu vielstimmigen Erzählungen, die einer sich verändernden Welt weit mehr entsprechen als ein einzelnes, übergreifendes Narrativ. Einige der eingeladenen Künstler:innen werden ihre Werke in Residencies vor Beginn der Ausstellung in Karlsruhe schaffen, um den lokalen Kontext einbeziehen zu können. Es sollen Freiräume für ein neues Denken entstehen, das Raum für kontextabhängigen Dialog schafft.

Ebenfalls neu: Phyto-Travellers von Eva-Maria Lopez
Am selben Tag eröffnet im ZKM | Kubus Subraum das künstlerische Projekt Phyto-Travellers von Eva-Maria Lopez, die in Karlsruhe und Paris lebt. Die Installation widmet sich der Migrationsgeschichte sogenannter Neophyten: Pflanzen, die im Zuge kolonialer Expansion und botanischer Erkundung aus anderen Weltregionen eingeführt und kulturell angeeignet wurden. So entsteht ein raumgreifender Garten in Schiffsform, der als lebendiges Archiv zugleich die enge Verwobenheit von Natur- und Kulturgeschichte sichtbar macht.

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