Design - Head - Layout
default
Design - Head - Color
default
Ausstellung

Assembling Grounds. Praktiken der Koexistenz

Sa, 26.07.2025 – So, 31.05.2026

© Anuja Dasgupta, HOW DOES A RIVER BREATHE?, 2024
Ort
Lichthof 8+9, 1. OG
Kosten
Museumseintritt

Wie kann man den zahlreichen Krisen unserer Zeit als Gesellschaft begegnen? Und welche aktive Rolle kann die Kunst dabei spielen? Wie muss sich unsere Gesellschaft auf systemischer Ebene verändern, damit die Erde auf längere Sicht bewohnbar bleibt? Wie kann mit den traditionellen Vorstellungen von Kunst gebrochen werden, um ihre soziale Wirkung zu verstärken und neue Allianzen zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft zu stiften? 

Die Ausstellung »Fellow Travellers. Kunst als Werkzeug, die Welt zu verändern« fungiert als Katalysator für diese Fragen: Als Ort des Möglichen bietet sie eine Plattform für künstlerische Projekte, die beispielhaft den Nutzen der Kunst für die Gesellschaft demonstrieren. In verschiedene Kapitel gegliedert versammelt »Fellow Travellers« Projekte dieser Art, um sie in Dialog zu bringen und einen Austausch zu ermöglichen.

Im Juli 2025 eröffnet im Rahmen von »Fellow Travellers« das neue Ausstellungskapitel »Assembling Grounds. Praktiken der Koexistenz«. Dieses entwickelte sich in Indien und Sri Lanka auf Basis der ZKM-Reiseausstellung »Critical Zones. In Search of a Common Ground« (2022–24). Auf ihrer Reise brachte diese Ausstellung verschiedenste Orte, lokale Gemeinschaften und Ideen aus unterschiedlichen Kontexten zusammen. Künstler:innen, die durch lokale Netzwerke an dem Ausstellungsprojekt mitwirkten, wurden nun eingeladen, im Rahmen von »Assembling Grounds« auf die Fragestellungen von »Fellow Travellers« einzugehen. 

Die so entstandenen Werke, darunter zahlreiche Neuproduktionen, hinterfragen moderne Paradigmen der Wissensproduktion und des technischen Fortschritts. Sie stellen ihnen Mikrogeschichten des kulturellen Widerstands entgegen, wobei sie sich auf nicht-westliche Kulturtechniken aus verschiedenen Orten des indischen Subkontinents beziehen.

Kunstpraxis wird so zu einem Medium der Wiederherstellung und der Erhaltung von Wissen, das aufgrund von ökologischenurbanen und politisch-ökonomischen Entwicklungen verloren geht oder vom Verlust bedroht ist. Gerade diese Wissensbestände, die im institutionellen Kontext häufig ausgeblendet werden, enthalten zahlreiche wertvolle Erkenntnisse darüber, wie menschliche und nicht-menschliche Akteure, Kultur und Natur nachhaltig miteinander verwoben sein können.

Viele der eingeladenen Künstler:innen widmen sich dem Format des Archives und der Assemblage: So versammeln Parag Tandel und Kadambari Koli-Tandel in ihren Werken lokale Geschichten, Rezepte und Traditionen der Koli Fischerei-Gemeinschaften Mumbais. Nilanjan Bhattacharya und Mallika Das Sutar wiederum stellen ländliche und städtische Perspektiven aus Bengalen einander gegenüber, die sich auf den Konsum von und den Handel mit Nahrungsmitteln beziehen. Ishita Chakrabortys Klangskulptur verwebt menschliche und nicht-menschliche Stimmen, die sie auf ihren Forschungsreisen zum indischen Sundarban-Wald und dem Amazonas-Regenwald in Brasilien sammelte. Dadurch werden die problematischen Klimaveränderungen in den beiden Gebieten sowie deren Verschränkungen mit der kolonialen Geschichte thematisiert. Hema Shironi und Anuja Dasgupta fragen in ihren Arbeiten auf verschiedene Weise nach der Wahrnehmung und Repräsentation von Land und Heimat: Shironis Textilien erzählen dabei persönliche und kollektive Geschichten des postkolonialen und weiterhin vom Bürgerkrieg geprägten Sri Lanka. Dasgupta hingegen widmet sich in ihren Papierarbeiten der Vielfalt der Pflanzenwelt und des Erdreichs sowie den Geschichten des nordindischen Ladakh. 

Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung stellen konkrete Allianzen zwischen Kunstinstitutionen, öffentlichen Räumen und nicht-menschlichen Entitäten dar. So widmet sich Abhijit Patil der Politik rund um Saatgut und Saatgutbanken. Maksud Ali Mondal wiederum experimentiert mit der Ernährungs- und Bauweise von Termiten, Ameisen und Bienen. Stéphane Verlet-Bottéro entwickelt sein Langzeitprojekt zur Katzenwedelwiese in Karlsruhe weiter und gestaltet eine Reihe von Objekten aus lokalen organischen Materialien, welche die Potenziale einer permazirkulären Ökonomie aufzeigen.

Diese Arbeiten und der Forschungsansatz des Philosophen Bruno Latour (Mitinitiator von »Critical Zones«) regt dazu an, uns unsere Abhängigkeiten von den nicht-menschlichen Wesen einzugestehen und diese Mitwesen in unsere Überlegungen zu sozialen Gemeinschaften und Museumspraktiken einzubeziehen.

Die Ausstellung verweigert sich einer eindimensionalen Repräsentation von lokalem Wissen und lokalen Akteur:innen: Vielmehr verweben sich die ausgestellten Projekte zu neuen, vielschichtigen und mehrdeutigen Erzählungen, die einer sich verändernden Welt weit mehr entsprechen als ein einzelnes, übergreifendes Narrativ. Auf diese Weise wird ein neues, „interlokales“ Denken und Handeln, das verschiedenste Orten verbindet und Freiräume für einen kontextabhängigen Dialog schafft, praktisch ausgelotet.

»Assembling Grounds« möchte dazu einladen, ein neuartiges Curriculum zu entwickeln: Welche Praktiken, welche Werkzeuge, welches Wissen und welche Beziehungsentwürfe können wir uns aneignen, um Wege hin zu einer besseren Koexistenz zu finden? Um diesen Fragen nachzugehen, werden die vorgestellten Projekte über das Ausstellungsformat hinaus wirksam und aktiviert: Durch Residenzen, Gespräche und Interventionen von Akteur:innen aus verschiedenen Disziplinen befindet sich die Ausstellung in einem offenen Prozess der stetigen Veränderung.

Impressum

Kuratorinnen: Mira Hirtz, Daria Mille 
Kuratorische Assistenz: Hanna Jurisch
Technische Projektleitung: Anne Däuper
Szenografie: Matthias Gommel
Vermittlung: Banu Beyer, Lisa Bartling
Registrarin: Natascha Daher 
Marketing: Marlen Ernst 
Kommunikation: Sabine Jäger, Sebastian Klein, Franziska Klöck, Lilli Roser  

Mit besonderem Dank an Amruta Nevimant 

Begleitprogramm
  • Unterstützt durch

Footer

ZKM | Zentrum für Kunst und Medien

Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe

+49 (0) 721 - 8100 - 1200
info@zkm.de

Organization

Dialog