2024
2026

Matters of Evidence

© Natalia Romik, 2021

Wie lassen sich hegemoniale Narrative, die soziale, ökologische oder wirtschaftliche Ungerechtigkeit legitimieren, durch das Aufdecken von physischen Spuren des Geschehenen infrage stellen? Welche Rolle können materielle Beweise dabei spielen, Geschichtsverzerrungen und Falschbehauptungen zu entlarven? Und welche Strategien können uns dabei helfen, Gegenerzählungen zu entwickeln, aufrecht zu erhalten und zu verbreiten, um Widerstand gegen populistische Praktiken zu leisten, die Fakten ignorieren oder manipulieren?

Matters of Evidence ist eine stetig wachsende Ausstellung und Reihe von transdisziplinären Seminaren, die untersuchen, wie evidenzbasierte Taktiken und Strategien der Visualisierung dazu beitragen können, Gegennarrative zu entwickeln, die historisches Bewusstsein fördern, in öffentliche Debatten eingreifen oder auch vor Gericht standhalten können. In seinem Kern reflektiert das Projekt die Rolle der Beweiskraft im postfaktischen Zeitalter – wie Beweismittel instrumentalisiert, ignoriert oder verzerrt werden, aber auch wie sie Anfechtungen standhalten, die öffentliche Meinung informieren und gesellschaftliche Wirkung entfalten können. Matters of Evidence diskutiert Methoden aus verschiedenen Disziplinen, vermittels derer „Wahrheiten“ konstituiert, sichtbar gemacht oder auch problematisiert werden – das Projekt verhandelt den Begriff der Evidenz als ebenso umstrittenen wie entscheidenden Aspekt gegenwärtiger Kultur und Politik.

Eröffnet wurde Matters of Evidence im Juni 2024 mit der Konferenz "On how to unearth and manifest material traces", bei der sich Vertreter:innen aus Kunst, Architektur und Wissenschaft gemeinsam mit Aktivist:innen über ausgewählte Beweisobjekte und unterschiedliche Methoden der Nachforschung und Präsentation im interdisziplinären Kontext austauschen konnten. Die Konferenz bildete die Grundlage für eine Ausstellung, die seit September 2024 im Rahmen von Fellow Travellers am ZKM zu sehen ist, und kontinuierlich weiterentwickelt wird. 

Mit "Calling material witnesses to counter nationalist narratives" fand im Juni 2025 ein weiteres Seminar statt, bei dem die Ausstellung um künstlerische, aktivistische und akademische Praktiken erweitert wurde, die sich der Bekämpfung nationalistischer Narrative und ihrer verklärten Ursprungsmythen widmete, aktuellen Verschleierungen rechter Einflussnahme entgegentraten und unterdrückte oder verleugnete historische Fakten aufdeckten. Matters of Evidence wird zukünftig weiterentwickelt, um die Untersuchung evidenzbasierter Praktiken in Bereichen wie der Archiv- und Architekturforschung, der Geschichte des Holocaust, der Klimawissenschaft, der Forensik und der Dokumentation von Menschenrechtsverstößen zu vertiefen.

Matters of Evidence wurde von Kurator Kuba Szreder (Akademie der Bildenden Künste, Warschau) und der Künstlerin und Architektin Natalia Romik (Warschau) in Zusammenarbeit mit dem Team des ZKM | Karlsruhe konzipiert. Es knüpft an Natalia Romiks laufendes Projekt "Hideouts. The Architecture of Survival" an, das 2022 in Ausstellungen in der Zachęta National Gallery of Art in Warschau, im Trafo Centre for Contemporary Art in Szczecin sowie 2024 im Jüdischen Museum in Frankfurt gezeigt wurde.

Projektteam

Kuratorisches Konzept: Kuba Szreder (Kurator, Akademie der Bildenden Künste Warschau, Warschau)
Künstlerisches Konzept: Natalia Romik (Künstlerin & Architektin, Warschau)
Steering Committee: Alistair HudsonDaniel PiesNatalia RomikKuba Szreder

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