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Veranstaltung

upDate: Chris Ziegler: turned

Mi, 24.11.2004 20:00 Uhr CET

»turned« ist eine interaktive und multimediale Tanzperformance, entwickelt und aufgeführt von dem Medienkünstler Chris Ziegler, Artist-in-Residence am ZKM | Karlsruhe, der in Berlin arbeitenden japanischen Tänzerin Kazue Ikeda, in Zusammenarbeit mit Florian Meyer und dem Hamburger Komponisten Sean Reed.

Die Performance verbindet Elemente aus Tanz, Malerei, visueller Kunst und Musik. Die vom tanzenden Körper aufgenommenen Bilder werden gesampelt und durch elektronische Bearbeitung verzerrt. In den auf diese Weise dekonstruierten Bewegungen öffnet sich auf poetische Weise der Blick für Verluste und Zerstörung. Der Betrachter wird auf Spurensuche mitgenommen.

»turned«ist angelegt wie eine Drehscheibe: Es beginnt als Konzert, schreibt sich fort als Tanz, geht über in interaktive Videosequenzen und mündet in eine 3D-Installation. Vor den Augen der Zuschauer entsteht ein multimedialer Raumkörper.

Uraufführung: 04. und 05. November 2004: Festival Dance 2004, Haus der Kunst München in Kooperation mit UTOPIA Station [kuratiert von Molly Nesbit, Hans Ulrich Obrist und Rirkrit Tiravanija]

Regie, Video: Christian Ziegler [D]
Tanz: Kazue Ikeda [J]
Musik: Sean Reed [USA], Florian Meyer, Institut für Feinmotorik [D]

Das Ergebnis der multimedialen Tanzperformances von Christian Ziegler mit wechselnden Tanzpartnern (Jayachandran Palazhy und Kazue Ikeda) ist eine synästhetische Verbindung der Elemente Tanz, Malerei, visuelle Kunst und Musik. Dies ist an sich nichts Bemerkenswertes, doch die Art und Weise, wie hier der Körper Bildmaterial tanzt, das in Echtzeit (»real time«) gesampelt wird, und wie in poetischer aber auch verstörender Weise Spurenelemente dieser Bewegungen und Haltungen dekonstruiert werden, das öffnet zunächst den Blick für die Verluste, die mit jedem »Ersatz« und jeder Dematerialisierung einhergehen.

Auch wenn das weiße Quadrat auf der Bühne dieses Systems die Begrenzungen der Maschinenoptik, das heißt des Kameraobjektivs, markiert – das Off dieses Bildraums ist von gleicher Bedeutung wie innerhalb des Bildraums eine offene Kombinatorik von Figuren des Tänzers manifest wird. Es entsteht ein Raum in der Zeit für einen Dialog zwischen Konkretion und Abstraktion in einem maschinellen poetischen Prozess. Die Ära des Bildtauschs zwischen Mensch und Mensch, um auf Gene Youngblood zurückzukommen, ist inzwischen transformiert in ein Tauschverhältnis zwischen Mensch und Maschine.

Während unsere tägliche Vorstellung eines »Scanprozesses« eine Maschine impliziert, die eine Vorlage – sei es nun ein Bild oder ein dreidimensionales Objekt – in einen digitalen Code übersetzt, dann ist dies ein eindimensionaler Prozess der Fütterung der Maschine. Die Qualität einer Performance wie »scanned V« und »turned« liegt jedoch darin, dass sie nicht die eine Seite gegen die andere ausspielt, nicht das eine mit dem andern kritisiert oder das eine dem anderen unterordnet, sondern die verschiedenen Verhältnisse zwischen Mensch und Bild/Maschine in einem dialogischen Prozess untersucht, Damit weitet sich zugleich auch der Blick auf die zukünftige Präsenz des Körpers in multimedialen Datenräumen.

Text: Rudolf Frieling, Kurator am ZKM, arbeitet als Herausgeber und Autor zum Thema Medienkunst.

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