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Veranstaltung

Digitaler Salon

Florian Rötzer im Gespräch mit Armin Nassehi

Fr, 09.07.2021 18:00 Uhr CEST

Ort
Online
Sprache
Deutsch

Florian Rötzer spricht mit dem Soziologen Armin Nassehi über Aspekte und gesellschaftliche Folgen der Digitalisierung, über Wissenschaft und Politik.

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Interview

Digitaler Salon: Florian Rötzer im Gespräch mit Armin Nassehi

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Transkript des Gesprächs

Florian Rötzer und Armin Nassehi

Transkript des Gesprächs

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Einer der Schwerpunkte der Forschung von Nassehi, der sich als Wissenschaftler in unterschiedlichen Rollen und nicht als Intellektueller versteht, ist der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in politische Entscheidungen – zuletzt ganz praktisch im Expertenrat Corona der nordrhein-westfälischen Landesregierung und im Bayerischen Ethikrat. Er warnt vor Illusionen einer Übertragung der Wissenschaft in Politik, denn Letztere habe keine wissenschaftlichen, sondern politische Probleme zu lösen. Die Pandemie habe für ihn vor allem in Echtzeit vorgeführt, wie die Gesellschaft und Alltagsleben funktionieren, weil übliche Routinen plötzlich außer Kraft gesetzt wurden. Die Aufgabe der Sozialwissenschaften dürfe heute nicht mehr nur die Technikfolgenabschätzung sein, sondern es sei höchste Zeit, die technische Revolution zu verstehen: »Es geht darum, was wir von dieser neuen, digitalisierten Wirklichkeit sehen. Früher hat der Intellektuelle so lange Sätze geprägt, dass man wusste, das kommt aus mindestens sieben Büchern. Das setzt ein Weltwissen voraus, das man abrufen kann. Das Weltwissen wird jetzt anders geordnet. Das müssen wir lernen.«

Bei der Digitalisierung sei nicht nur der Datenumfang, sondern vor allem auch der Schnelligkeitsaspekt bedeutsam. Das menschliche Bewusstsein sei um Epochen zu langsam für die Millisekundenentscheidungen, die Algorithmen ermöglichen: »Die höheren Geschwindigkeiten stellen eine andere Black Box als unsere Gehirne dar.« Wie man damit umgeht, das sei eine Frage der Risikobereitschaft. Was eine Maschinenethik betrifft, so müsse man sich – auch vor dem Hintergrund, dass Menschen bisweilen auch anderen Menschen den Personenstatus absprachen – die Frage stellen, ob es nicht-menschliche Entitäten gibt, die wir als Personen begreifen. Die (nicht moralische, sondern ontologische) Frage sei also, nach welchen Kriterien eine Entität – ein Mensch, ein Lebewesen, eine Maschine – eine Person ist.

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Armin Nassehi lehrt Soziologie an der LMU in München. Er ist einer der bekanntesten Soziologen und Intellektuellen in Deutschland, der mit Artikeln, Interviews, Vorträgen und Beratungen auf vielen Ebenen präsent ist. Seit 2012 gibt er zusammen mit Peter Felixberger das legendäre Kursbuch heraus, das aktuelle Themen aufgreift und reflektiert.

Nassehi hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, zuletzt: »Gab es 1968? Eine Spurensuche« (2018), »Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft« (2019) und »Das große Nein. Eigendynamik und Tragik des gesellschaftlichen Protests« (2020). Er gehört u.a. dem Expertenrat Corona der nordrhein-westfälischen Landesregierung, dem Bayerischen Ethikrat, dem Senat der Deutschen Nationalstiftung und dem Beirat des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft an.

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Der Digitale Salon

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    Im 18. Jahrhundert trafen sich die Intellektuellen in den von Frauen veranstalteten Salons, um ihre Ideen vorzutragen, ihren Esprit aufscheinen zu lassen, sich mit anderen Intellektuellen ungeachtet der Schranken von Klasse und Geschlecht auseinanderzusetzen und eine gelehrte Geselligkeit zu pflegen. Salons waren teilöffentliche Veranstaltungen in privaten Räumen, zu denen die auf der Bühne agierenden »Prominenten«  –  aus Literatur, Philosophie, Naturwissenschaften und Politik – mit den Zuschauer:innen eingeladen wurden. Ihre Fortsetzung fanden die Salons der Aufklärung im Format der TV-Talkshows, mit ihren von den medialen Aufmerksamkeitszwängen gehetzten Disputen.

    Im Digitalen Salon wollen wir hingegen wieder eine ruhige Gesprächskultur pflegen, die sich Zeit lässt, kein bestimmtes Ziel verfolgt und mit dem jeweiligen Gast diskursiv flaniert. Zu den Themen zählen beispielsweise die Rolle und Selbstbeschreibung als Intellektuelle, die Gedanken, die an der Zeit sind, die Veränderung von Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit durch die digitale Lebenswelt, politische Zukunftsvorstellungen und »Was zu tun ist«.

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