- Artist/s
- Fito Segrera
- Titel
- Kino-Eye Recursion
- Jahr
- 2024
- Exemplarnummer
- 229
- Medium / Material / Technik
- Kognitives Computerprogramm und Individualsoftware, HD-Video, s/w, Ton, Videodokumentation
- Maße / Dauer
- 1:07 Min.
In der Ausstellung vom 01.09.2018 bis 02.06.2019
Dziga Vertovs experimenteller Dokumentarfilm »Der Mann mit der Kamera« (1929) wird häufig als erstes Beispiel maschinellen Sehens angeführt. Vertov wollte diesen Film keinesfalls als einen weiteren Versuch eines menschlichen Regisseurs verstanden wissen, mithilfe einer Kamera eine vorab konzipierte Geschichte zu erzählen, und noch weniger ging es ihm darum, dem Filmmaterial den Stempel einer eigenen subjektiven Position aufzudrücken. Der sowjetische Filmemacher ermächtigte vielmehr die Kamera, die Wirklichkeit so einzufangen, wie sie sich ihr darstellte, sodass die Maschine in diesem Prozess das einzige Subjekt war – ein mechanisches Auge, das die Realität unvoreingenommen beobachtete.
Segreras »Kino-Eye Recursion« fügt dem Werk Vertovs nun eine weitere Stufe des maschinellen Sehens und Interpretierens hinzu. Die Einzelbilder des Films (Stills) werden von einer Software extrahiert und mithilfe eines online verfügbaren kognitiven Computerprogramms analysiert. Anschließend wird eine neue Version des Film produziert, die ganz ohne visuelle Komponente auskommt, einfach schwarz-weiß, wenn auch mit Ton (einem Soundtrack des Alloy Electric Orchestra) und zuzüglich einer neuen Komponente in Form von Text. Der eingeblendete Text macht sich ein Element zu eigen, das uns aus modernen Filmen gut bekannt ist, nämlich Untertitel. Bei den neu hinzugekommenen Bilduntertiteln, die am unteren Rand der schwarzen Bildfläche erscheinen, handelt es sich um Beschreibungen der fehlenden Bilder – es sind Interpretationen der kognitiven Maschine, die ihr Bestes versucht, das, was sie sieht, in eine menschen-ähnlichen Sprache zu übersetzen. Dies ist ein Kunstwerk, in dem eine Maschine die Interpretation einer Maschine interpretiert.