Steina Vasulka

Geburtsjahr, Ort
1940, Reykjavik, Island
lebt und arbeitet in
Santa Fe, New Mexico, Vereinigte Staaten
Rolle am ZKM
in der Sammlung
Gruppe
Biografie

Steina Vasulka wurde 1940 als Steinunn Bjarnadottir in Reykjavik geboren. Von 1959 bis 1963 studierte sie als Stipendiatin des Tschechoslowakischen Ministeriums für Kultur im Hauptfach Violine am Musik-Konservatorium in Prag. 1964 wurde sie Mitglied des Isländischen Symphonieorchesters. Im gleichen Jahr heiratete sie den Slowaken Bohuslav Peter (Woody) Vasulka (geb. 1937 in Brno), der sich nach einem Studium der Metalltechnik und Hydraulikmechanik in der Produktion und Regie von Dokumentarfilmen qualifiziert hatte. Im folgenden Jahr übersiedelten beide nach New York. Das von ihnen 1971 mit Andreas Mannik gegründete Performance Theater »The Kitchen« wurde zur Heimstätte von experimenteller Kunst auf dem Gebiet von Video, Performance, Tanz, Neuer Musik und Film. 1974 zogen sie nach Buffalo, wo sie Fakultätsmitglieder des Center for Mediastudy der State University of New York wurden. Steina kam verschiedenen Lehraufträgen nach, so an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien, und 1995 an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Sowohl Steina als auch Woody Vasulka wurden mit zahlreichen Stipendien, zum Beispiel vom New York Council of the Arts, unterstützt. Ihre Arbeiten wurden durch Preise wie den American Film Institute Maya Deren Award 1992 und den Siemens-Medienkunstpreis 1995 am ZKM Karlsruhe ausgezeichnet. Steina und Woody Vasulka leben seit 1980 in Santa Fe.
 
Die künstlerische Arbeit von Steina Vasulka setzt sich aus den Gemeinschaftsproduktionen mit Woody und einem davon unabhängigen Werkkomplex zusammen. Noch in Prag produziert sie zusammen mit Woody Kurzfilme, und in New York arbeiten beide als freischaffende Filmemacher. Sie produzieren Dokumentationen über Theater, Tanz und Musik. Die 1967 begonnenen Versuche mit elektronischen Tönen und Stroboskoplicht dehnen sie zwei Jahre später auf elektronische Bilder aus. Ihre Arbeit ist für die Entwicklung der digitalen Videokunst von entscheidender Bedeutung. Steina entwickelt multimediale Installationen, bei denen sie ihre Experimente mit der Kamera und ihr Interesse an Soundeffekten miteinander verbindet. Das von ihr aufgezeichnete Bild- und Tonmaterial, zum Beispiel von Naturaufnahmen, wird für die Installation elektronisch bearbeitet. Es entstehen Bilder und Töne, die den akustischen und visuellen Wahrnehmungsgewohnheiten des Betrachters zuwiderlaufen. Dadurch versucht sie, zu neuen Erkenntnissen der Dimensionen Raum und Zeit zu gelangen.

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Steina nimmt in der amerikanischen Videokunstgeschichte eine singuläre Stellung ein. Als Mitbegründerin von »The Kitchen« – dem legendären Veranstaltungsort für elektronische Kunst in New York – positioniert sie sich bereits in den frühen 1970ern als prägende Persönlichkeit der dort entstehenden Medienkunstszene.

Bis heute begründet sich Steinas künstlerisches Kraftfeld in ihrer Begeisterung für Video und insbesondere in dem diesem Medium innewohnendem Potential, aus Bildern Klänge und aus Klängen Bilder zu generieren.
Exemplarisch führt die Arbeit »Violin Power« [1970-1978] den künstlerischen Ansatz vor: die spezifische Modulation und Interaktion von auf der Geige erzeugten Klängen und Vibrationen mit dem elektronischen Bild. Mit optisch-mechanischen Installationen wie »Allvision« [1976] strebt sie die Dissoziation der Kamera von der menschlichen Betrachterperspektive an, und propagiert so die Abkehr von dem hierarchischen Verhältnis zwischen dem passiven Bildkonsumenten und der produzierenden Künstlerin. Wie neuere Arbeiten, z.B. »Trevor« [1999] und »Warp« [2000] veranschaulichen, entwickelt sie dabei eine Bildsprache, die sich im Spannungsfeld von Natur und Technik, Natürlichkeit und Künstlichkeit, spielerisch und eloquent immer wieder neu artikuliert.

Steina gilt als Protagonistin einer Richtung der Videokunst, die das Basiselement der Videotechnologie - das elektronische Signal - als künstlerisches Medium erforscht. In Videotapes, Multiscreen-Installationen und computergenerierten Maschinen-Arrangements erforscht sie bis heute die Aspekte des Mediums Video, die es von anderen Medien unterscheiden.

Ihren leidenschaftlich geführten "Dialog mit der Maschine" setzte Steina auch in ihrer Lehrzeit am Department of Media Study der State University of New York at Buffalo [SUNY, Buffalo] 1977-1979 intensiv fort.

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Einzelausstellungen (Auswahl)

1976 »Allvision«, Hallwalls Contemporary Art Center, Buffalo
1978 »Allvision No. 2«, The Kitchen Center for Music, Video and Dance, New York
1982 »Allvision«, Museum of Art, Carnegie Institute, Pittsburgh
1985 »The West«, MonteVideo Time Based Art, Amsterdam
1986 »Scapes of Paradoxy: The Southwest and Iceland«, Johnson Gallery, University Art Museum, Albuquerque
1988 »Geomania«, Vassar College Art Gallery, Poughkeepsie, anschließend Rene Coelho Gallery, Amsterdam, St. Luke Hospital, Amsterdam
1992 »Tokyo Four«, Museum of Contemporary Art, Helsinki, anschließend Hallwalls Contemporary Art Center, Buffalo, Atlantic Center for the Arts, Smyrna Beach
1994 »Pyroglyphs«, Arizona State University Computer Commons Gallery, Tempe; »Pyroglyphs« und »Borealis«, Rene Coelho Gallery, Amsterdam
1995 »Steina Vasulka: Four Video Installations«, Center for Contemporary Art, Santa Fe
1996 »Steina and Woody Vasulka: Machine Media«, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco                     

Gruppenausstellungen (Auswahl)

1976 »6. Internationales Forum des Jungen Films«, Berliner Film Festival, Berlin
1980 »Armory/Museum! Festival! Show«, Santa Fe
1983 »Women & Movies Festival«, Kennedy Center, Washington, D.C.
1984 »10 Gestir, Art Festival '84«, Art Museum of Reykjavik
1985 »Kunst mit Eigen-Sinn«, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien
1986 »Transculture/Transmedia«, Exit Art, New York; »Video Installed«, New Langton Arts, San Francisco
1987 »Southwest Biennial«, Phoenix Museum of Art, Phoenix
1992 »Manifestation for Unstable Media IV«, Den Bosch
1994 »T'art Festival«, Enschede; »Art and Reality«, Riksutstallninger, Stockholm
1996 »Mediascape«, Solomon R. Guggenheim; Museum SoHo, New York; »The Butterfly Effect«, Mücsarnok, Budapest