Early TV Experiments by NJP

• Jud Yalkut (Kamera)

Als Teil der Fluxus-Bewegung arbeitete der Videokunstpionier Nam June Paik mit der spielerischen, technischen Manipulation des Alltagsmediums Fernsehen. Künstler:innen werden nicht mehr als geniale Schöpfer:innen verstanden, sondern vielmehr Initiatoren einer anarchischen, künstlerischen Aktion. Eine radikale Auflösung der Grenzen zwischen den einzelnen Kunstgattungen, zwischen Kunstschaffenden und Publikum sowie zwischen Kunst und Alltag wird angestrebt.

Im Videowerk »Early TV Experiments by NJP« erscheinen anstelle eines Fernsehbilds Punktschwärme, sich überkreuzende Linien und Kurven, sich um die eigene Achse drehende Punktraster und Streifen in knallbunten Farben. Bilder ziehen sich zu einem Strich zusammen und entfalten sich wieder zu bewegenden Farbmustern. Schlaglichtartig werden kurze Sequenzen aus der »TV-Cello« Performance von Charlotte Moorman eingeblendet.

Wie andere Künstler entdeckte auch Paik früh die skulpturale Qualität von Fernsehgeräten, und holte sie aus dem heimischen Wohnzimmer in die Galerie. Er war jedoch der erste Künstler, der das TV-Gerät auch auf der technischen Ebene manipulierte, z. B. indem er mithilfe von Magneten, den Elektronenstrahl der Bildröhre ablenkte. Das Video zeigt eine weitere Ebene von Paiks experimentellen Nutzung der Fernsehtechnologie: die frühen Versuche mit den endlos erscheinenden Variationsmöglichkeiten des Videosynthesizers, den er in Kooperation mit Abe Shuya entwickelte. Festgehalten wurden die flüchtigen Fernsehbilder von Jud Yalkut auf 16-mm-Film.