Nam June Paik

Geburtsjahr, Ort
1932, Seoul, Republik Korea (Südkorea)
Todesjahr, Ort
2006, Miami Beach, Vereinigte Staaten
Rolle am ZKM
in der Sammlung
Biografie

Nam June Paik wurde 1932 in Seoul geboren. 1950 emigrierte er mit seiner Familie nach Japan und beendete 1956 das Studium der Musik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Tokyo mit einer Abschlussarbeit über Arnold Schönberg. 1956-57 studierte er Musikgeschichte an der Universität München und 1957-58 Komposition bei Wolfgang Fortner an der Hochschule für Musik in Freiburg. 1979-96 lehrte Paik an der Kunstakademie Düsseldorf. Er wurde 1987 Mitglied der Akademie der Bildenden Künste in Berlin. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Preis des Guggenheim Museums, New York, der Preis der Rockefeller Foundation, der Preis des American Film Institute, der Goslaer Kaiserring (1991), die UNESCO Picasso Medaille (1992) und zuletzt 1997 die Goethe-Medaille des Goethe-Instituts. Paik lebt in Düsseldorf und New York.

In den sechziger Jahren ist Paik neben Joseph Beuys und George Maciunas einer der Protagonisten der Fluxusbewegung. Als Komponist macht sich Paik durch die Teilnahme an den »Internationalen Ferienkursen für Neue Musik« 1957-58 in Darmstadt und durch die Arbeit mit Karlheinz Stockhausen im Studio für elektronische Musik des WDR in Köln mit den technischen Möglichkeiten der neuen Medien für die Musik vertraut. Mit der Videokamera versucht Paik, seine Ideen aus der Musik in den Bereich der Bildenden Künste zu übertragen. So entwickelt er 1970-71 zusammen mit Shuya Abe einen sogenannten »Videosynthesizer«, mit dem man Videomaterial bearbeiten kann. Seine ersten Arbeiten mit manipulierten Fernsehgeräten zeigt Paik 1963 in der Wuppertaler Galerie Parnass. Seit 1964 arbeitet er mit der Cellistin Charlotte Moorman zusammen, die in Performances seine Kompositionen interpretiert. In diesen Jahren entstehen auch die ersten Videoinstallationen. Paik nutzt das Konsumprodukt Fernseher als Rohmaterial, aus dem er wie ein Bildhauer Skulpturen schafft, die er durch integrierte Videobilder gleichsam belebt. Er konfrontiert Mensch und Technik ebenso wie verschiedene Kulturen. Dies sind Konfrontationen, die er aufgrund seiner Biographie unmittelbar erlebt. Die bisher größte Installation anlässlich der Olympiade in Seoul 1988 umfasst 1003 Monitore. In Aktionen der achtziger Jahren nutzte Paik die Satellitentechnik um weltweit an verschiedenen Orten gleichzeitig elektronische Bilder zu übertragen.

Einzelausstellungen (Auswahl)
 
1963 »Exposition of Music-Electronic Television«, Galerie Parnass, Wuppertal
1976 Kölnischer Kunstverein, Köln
1980 »V-IDEA«, Galerie Watari, Tokyo
1982 Whitney Museum of American Art, New York; »Videokunst in Deutschland 1963-1982«, Kölnischer Kunstverein, Köln, anschließend Westfälischer Kunstverein, Münster, Kunsthalle Nürnberg
1984 »Good Morning, Mr. Orwell«, daadgalerie, Berlin; Tokyo Metropolitan Art Museum, Tokyo
1985 »Family of Robot«, Carl Solway Gallery, Cincinnati
1988 »Nam June Paik: Video Works 1963-88«, Hayward Gallery, London
1989 »Nam June Paik: La Fée électronique«, Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris; »Eine Kerze«, Portikus, Frankfurt/M
1990 »Grafiken und Multiples«, Galerie Lüpke, Frankfurt/M
1991 »Video Time - Video Space«, Kunsthaus Zürich, Kunsthalle Basel, Kunsthalle Düsseldorf, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien
1994 »Electronic Super Highway: Nam June Paik in the 90's«, Fort Lauderdale Museum of Art, Florida, anschließend Indianapolis Museum of Art, Indiana, Columbus Museum of Art, Pennsylvania Academy of the Fine Arts, Philadelphia, San Jose, Lissabon, Jacksonville, Kansas City, Honolulu
1995 »Baroque Laser«, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt-Dyckburg in Münster-Sankt Mauritz; »Nam June Paik - High Tech Allergy«, Kunstmuseum Wolfsburg
1997 Holly Solomon Gallery, New York
 
Gruppenausstellungen (Auswahl)
 
1962 »Fluxus«, Internationale Festspiele Neuester Musik, Wiesbaden; Galerie Minami, Tokyo
1977 documenta VI, Kassel
1982 »Videokunst in Deutschland 1963-1982«, Kölnischer Kunstverein, Köln, anschließend Hamburger Kunsthalle, Hamburg, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Westfälischer Kunstverein, Münster, München, Nürnberg, Berlin
1987 documenta VIII, Kassel
1988 »The More The Better«, Olympische Spiele, Seoul
1989 »Video-Skulptur retrospektiv und aktuell 1963-89«, Kölnischer Kunstverein, Köln, anschließend Kongresshalle Berlin, Kunsthaus Zürich
1993 Biennale di Venezia, Deutscher Pavillon (zusammen mit Hans Haacke), Venedig; »Mediale«, Deichtorhallen, Hamburg
1994 »Fluxus«, Kunsthalle Basel
1995 3. Biennale de Lyon, Lyon; Biennale di Venezia, Venedig
1996 »Mediascape«, Solomon R. Guggenheim; Museum SoHo, New York; »sonambiente«, Akademie der Künste, Berlin
1997 »Deep Storage«, Haus der Kunst, München; »Die Epoche der Moderne«, Martin-Gropius-Bau, Berlin; »Skulptur. Projekte in Münster 1997«, Münster

​[Katharina Raab, 1997]