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Ausstellung

Kunst in Europa 1945–1968

Der Kontinent, den die EU nicht kennt

Sa, 22.10.2016 – So, 29.01.2017

© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien 2016

»Die Ausstellung ermöglicht einen neuen Blick auf die kulturellen Zusammenhänge und historisch engen Verflechtungen zwischen den europäischen Ländern. Durch den historischen Rückblick eröffnet sie neue Perspektiven auf ein künftiges Europa und zeigt, was für eine starke und positive Wirkung Kunst und Kultur haben können, um aus der gegenwärtigen Krise wieder heraus zu kommen.«
– Winfried Kretschmann  

Texte zur Ausstellung (PDF)

Gemeinsam mit dem Staatlichen Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin und dem ROSIZO in Moskau sowie dem BOZAR in Brüssel organisiert das ZKM das groß angelegte Ausstellungsprojekt »Kunst in Europa 1945–1968: Die Zukunft im Blick« – kuratiert von Eckhart Gillen und Peter Weibel. Die Ausstellung thematisiert die verbindenden kulturellen Kräfte auf dem Eurasischen Kontinent und nimmt damit einen zentralen Kulturraum in den Blick, der im 20. Jahrhundert durch Kriege und Krisen mehrfach erschüttert und zerrissen wurde. Die mit der Ausstellung beleuchtete Zeitspanne 1945 bis 1968 steht in mehrfacher Hinsicht für künstlerische und politische Perspektivierungen, die in gegensätzlicher Weise zukunftsgerichtet waren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 erhärteten sich die politischen und kulturellen Grenzen zunehmend, bis schließlich 1968 durch die anti-imperialistischen Studentenrevolten und die von Willy Brandt eingeleitete neue Ostpolitik erneut ein entscheidender Wendepunkt für die Zukunftsgestaltung in der europäischen Nachkriegsgeschichte in Ost und West markiert wurde.

Erstmals seit 1945 kann nun das Konzept realisiert werden, die Geschichte der Kunst Gesamteuropas retrospektiv nachzuzeichnen. Bislang war das Augenmerk der Historiografie weitestgehend auf den Abstrakten Expressionismus als Symbolisierung des freien Westens gerichtet, während der Sozialistische Realismus den Konservativismus des kommunistischen Ostens verkörperte. Heute wissen wir jedoch, dass dieses vorherrschende Modell der Kunstgeschichte ein Produkt des Kalten Krieges war. Die Ausstellung unternimmt daher den Versuch, die Entwicklung der Kunst in Europa aus einer gesamteuropäischen Perspektive neu zu interpretieren, und macht für den Zeitraum von 1945–1968 eine spezifische Renaissance der europäischen Kunst und Kultur aus. Indem das Ausstellungsprojekt die Neo-Avantgarden aus Ost und West zusammenführt wird erkennbar, dass viele neue, nach dem Krieg produzierte Kunstformen – von der Medienkunst bis hin zur Konzeptkunst, von der Aktionskunst bis hin zur Klangkunst – ihre Ursprünge in Europa hatten oder sich in Parallelentwicklung zeitgleich in Westeuropa, den USA, Russland und Osteuropa formierten.

In gemeinsamer Anstrengung dreier international renommierter Museen vereint die Ausstellung ca. 500 Leihgaben von über 200 Künstlern zu einem Panorama der gesamteuropäischen Kunstentwicklung auf beiden Seiten des historischen Eisernen Vorhangs.

Im ZKM, das sich in einer seiner Programmlinien auf die experimentellen künstlerischen Entwicklungen der 1950er- und 1960er-Jahre fokussiert, erfährt die Ausstellung eine eigenständige Schwerpunktsetzung und Erweiterung. Vertreter der westlichen Neoavantgarden – wie etwa die Gruppe ZERO – treten im ZKM nun erstmalig im Kontext parallel entstandener osteuropäischer und russischer neuer Tendenzen – wie die Nove tendencije oder die Gruppe Dvizhenie – in Erscheinung. 

Mit der Ausstellung und dem die Ausstellung begleitenden Katalog werden ein neues Narrativ über Europa entfaltet. Die Trennung von Europa als Ergebnis der Konferenz von Jalta 1945 und der daraus resultierende Kalte Krieg hat nicht nur Osteuropa, sondern auch Westeuropa tief beschädigt. Dass Westeuropa diese Trennung bis zum Fall der Mauer 1989 akzeptierte, kommt einer Auto-Amputation gleich. Es ist das Ziel der Ausstellung, das, was während der Zeit des geteilten Europas auseinandergewachsen und in Distanz zueinander geraten ist, retrospektiv einander anzunähern und damit die auch heute noch kulturell klaffende Wunde zwischen West- und Osteuropa ein Stück weit zu vernähen. Das Bild der Naht (»suture«) selbst, lässt sich vielfach in den künstlerischen Manifestationen aus der Zeit zwischen 1945 und 1968 belegen.

Diese durch die Ausstellung praktizierte Wiedervereinigung von Ost- und Westeuropa im Namen der Kunst schließt nicht nur eine Lücke innerhalb der Kunstgeschichte, sondern ist – die Zukunft im Blick – als ein aktives Plädoyer für Europa zu verstehen. Die Ausstellung setzt den derzeitigen ökonomischen und politischen Erzählungen, die Europa nach rechts und zurück in die alten Nationalismen treiben, ein engagiertes alternatives Narrativ entgegen. Es ist die Aufgabe der Kunst, Alternativen aufzuzeigen und Veränderung zu ermöglichen.

 

»Wenn Armandos Gemälde eines schwarzen Kopfes von einer schwarzen Tafel mit Stacheldraht und schließlich verbrannten Objekten abgelöst werden, ist das eine bestechend lineare Argumentation. (...) Das ZKM in Karlsruhe feiert die Heilungskräfte der Kunst.«

– Ursula Scheer, in: Frankfurter Allgemeine Woche, 50/2016

 

»Erarbeitet wird in der Karlsruher Ausstellung nichts weniger als eine mentale Karte fast zeitgleich entstandener Manifeste und künstlerischer Gruppierungen (...). Aus einem künstlerischen Umfeld, das Realien und Besucher direkt involviert, erwachsen maschinengesteuerte Bewegung und Illuminationen, die man – im ZKM – als Baustein zur Medienkunst begreifen kann.«

– Andrea Gnam, in: Neue Zürcher Zeitung, 31.12.2016

 

KünstlerInnen

Marc Adrian, Yaacov Agam, Kurd Alsleben, Gábor Altorjay, Hans Peter Alvermann, Eric Andersen, Giovanni Anselmo, Marina Apollonio, Karel Appel, ARCHIGRAM, Arman, Armando, Art & Language, Roy Ascott, Enrico Baj, Vojin Bakić, Mario Ballocco, Paolo Baratella, Gianfranco Baruchello, Georg Baselitz, Max Beckmann, Otto Beckmann, Alfred Graßl, Joseph Beuys, Remo Bianco, Alberto Biasi (Gruppo N), Ely Bielutin, Max Bill, Hans Bischoffshausen, Agostino Bonalumi, Davide Boriani (Gruppo T), Václav Boštík, Guy van den Branden, Robert Breer, Jacques Brissot, Bazon Brock, Marcel Broodthaers, Günter Brus, Tadeusz Brzozowski, Bernard Buffet, Erik Bulatov, Daniel Buren, Victor Burgin, Alberto Burri, Hal Busse, Reg Butler, Pier Paolo Calzolari, Anthony Caro, Enrico Castellani, Jorge Castillo, Karel Černý, Ennio Chiggio, Christo, Inge Claus-Jansen, Ettore Colla, Compos 68, Constant, COOP HIMMELB(L)AU, Fritz Cremer, Roberto Crippa, Almir da Silva Mavignier, Dadamaino, Hanne Darboven, Gabriele de Vecchi (Gruppo T), Herman De Vries, Guy Debord, Alexander Deineka, Hugo Demartini, Gérard Deschamps, Bruno di Bello, Lucia di Luciano, Braco Dimitrijević, Milan Dobeš, Piero Dorazio, Gianni Dova, Jean Dubuffet, François Dufrêne, Umberto Eco, Equipo 57, Equipo Realidad, Miklós Erdély, EXAT 51, Valie Export, Agenore Fabbri, Luciano Fabro, Öyvind Fahlström, Harun Farocki, Jean Fautrier, Stano Filko, Robert Filliou, Constantin Flondor, Piero Fogliati, Lucio Fontana, Lucian Freud, Krisztián Frey, Bulat Galeyev und Prometheus-Büro, Ivo Gattin, Poul Gernes, Karl Gerstner, Stefan Gierowski, Hermann Goepfert, Gorgona Group, Zbigniew Gostomski, Tomislav Gotovac, Karl Otto Götz, Lily Greenham, HAP Grieshaber, Franco Grignani, Groupe de recherche d’art visuel, Hans Grundig, Milan Grygar, Renato Guttuso, Hans Haacke, Dieter Hacker, Raymond Hains, Matjaž Hanžek, Haus-Rucker-Co., Bernhard Heiliger, Wilhelm Hein, Jan Henderikse, Maurice Henry, Eva Hesse, Gerhard Hoehme, Oskar Holweck, Miljenko Horvat, HP Zimmer, Alfred Hrdlicka, Francisco Infante-Arana, Isidore Isou, Asger Jorn, Nam June Paik, Ilya Kabakov, Tadeusz Kantor, Lajos Kassák, Ilona Keserü, Yves Klein, Julije Knifer, Milan Knížák, Viacheslav Koleichuk, Július Koller, Béla Kondor, Gyula Konkoly, Arthur Køpcke, Dezső Korniss, Edward Krasiński, Dmitry Krasnopevtsev, Radoslav Kratina, Kurt Kren, Norbert Kricke, Vlado Kristl, Erkki Kurenniemi, László Lakner, Edoardo Landi (Gruppo N), Carl Laszlo, John Latham, Le Corbusier, Julio Le Parc, Jean-Jacques Lebel, Fernand Léger, Maurice Lemaître, Alfred Lenica, Adolf Luther, Heinz Mack, Karel Malich, Frank Josef Malina, Mangelos, Edgardo Mannucci, Piero Manzoni, Gerhard Marcks, Adam Marczyński, Enzo Mari, Gino Marotta, Manfredo Massironi (Gruppo N), Lidia Masterkova, Almir Mavignier, Hans Mayer-Foreyt, David Medalla, Christian Megert, Teresa Mellerowicz-Gella, Albert Mertz, Mario Merz, Gustav Metzger, Harald Metzkes, Manuel Millares, Henry Moore, Marcello Morandini, François Morellet, Tony Morgan, Gabriele Mucchi, Otto Muehl, Bruno Munari, Frieder Nake, Paul Nash, Georg Nees, Ernst Neizvestny, Werner Nekes, Hermann Nitsch, Jerzy Nowosielski, Marek Oberländer, OHO, Roman Opalka, Meret Oppenheim, Nam June Paik, Mihovil Pansini, Eduardo Paolozzi, Ervin Pátkai, Henk Peeters, A.R. Penck, Vladimir Petek, Pablo Picasso, Ivan Picelj, Otto Piene, Pierluca, Yuri Pimenov, Michelangelo Pistoletto, Dmitri Plavinsky, Stanislav Podhrázský, Marko Pogačnik, Uli Pohl, Sigmar Polke, Giò Pomodoro, Viktor Popkov, Charlotte Posenenske, Enrico Prampolini, Heimrad Prem, Oskar Rabin, Andrea Raccagni, Carol Rama, Jean-Pierre Raynaud, Martial Raysse, Antonio Recalcati, Alain Resnais, Gerhard Richter, Hans Richter, Bridget Riley, Jean-Paul Riopelle, Peter Roehr, Mikhail Roginsky, Mimmo Rotella, Dieter Roth, Georges Rouault, Roland Sabatier, Zorka Ságlová, Hans Salentin, Beatrice Sandomirskaya, Jean-Michel Sanejouand, Antonio Saura, Paolo Scheggi, Alfons Schilling, Niklaus Schilling, Tomas Schmit, Nicolas Schöffer, Eugen Schönebeck, Jan Schoonhoven, Emil Schumacher, Duro Seder, Vadim Sidur, Willi Sitte, Zdeněk Sklenář, Kjartan Slettemark, Ed Sommer, Jesús Rafael Soto, Karel Souček, Daniel Spoerri, Aleksandar Srnec, Klaus Staudt, Graham Sutherland, Zdeněk Sýkora, Alina Szapocznikow, Tamás Szentjóby, Takis, Paul Talman, Antoni Tàpies, Vladimir Tatlin, Hervé Télémaque, Gyarmathy Tihamér, Joe Tilson, Jean Tinguely, Endre Tót, Werner Tübke, Günther Uecker, Timm Ulrichs, Giuseppe Uncini, Jiří Valoch, Paul van Hoeydonck, Josip Vaništa, Grazia Varisco (Gruppo T), Victor Vasarely, Ben Vautier, Emilio Vedova, Vladimir Veisberg, Aleš Veselý, Nanda Vigo, Jacques Villeglé, Tibor Vilt, Daniela Vinopalová, Gerhard von Graevenitz, Vostell Vostell, Franz Erhard Walther, Peter Weiss, Ludwig Wilding, Stephen Willats, Gerd Winkler, Gil J. Wolman, Andrzej Wróblewski, Vladimir Yankilevsky, José Maria Yturralde, Yvaral, Rimma Zanevskaya, Herbert Zangs, Alexander Zhdanov, Yuri Zlotnikov und Gilberto Zorio.

Ausstellungsteam

Peter Weibel (Kurator), Eckhart J. Gillen (Kurator), in Zusammenarbeit mit Daria Mille (Ko-Kuratorin) und Daniel Bulatov (Ko-Kurator)

Judith Bihr (Projektleitung), Daria Mille (Projektleitung), Henrike Mall (technische Projektleitung), Anett Holzheid (wissenschaftliche Assistenz), Margit Rosen (wissenschaftliche Assistenz), Marianne Meister (Logistik), Nina Fernandez (Logistik)

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