Im Verlauf ihrer langen und bemerkenswerten Karriere war Laurie Spiegels außergewöhnliches Schaffen als Komponistin, Performerin, Software-Designerin, Bild- und Videokünstlerin und Theoretikerin durch eine einzigartige Kombination aus Innovation und Humanismus gekennzeichnet. Als Pionierin der algorithmischen Musikkomposition umfasst Spiegels Karriere mehrere Epochen der digitalen Künste.
In den 1970er-Jahren arbeitete sie als Komponistin und Softwareentwicklerin an der Seite des Computermusik-Pioniers Max Mathews. Sie wirkte der Kritik der »Entmenschlichung der Künste« entgegen, indem sie mit »GROOVE«, dem legendären Echtzeit-Minicomputer-Performance-System von Mathews und F. Richard Moore, berührende, humanistische Musik schuf. Spiegel schrieb auch eines der ersten Zeichen-/Malprogramme in den Bell Labs, das sie später um interaktive Video- und synchrone Audioausgabefunktionen erweiterte.
Weitere wichtige Werke aus dieser Zeit sind ihre Komposition »Appalachian Grove I« aus dem Album »New Music for Electronic and Recorded Media: Women in Electronic Music« (1977). Zu ihren bedeutendsten Aufnahmen gehören »Obsolete Systems« (2001), »Unseen Worlds« (1991) und »The Expanding Universe« (1980/2012).
Spiegels Musik, ihre Schriften über die Gestaltung von Computermusik-Schnittstellen und ihr frühes Eintreten für die zentrale Stellung von Frauen in der Musiktechnologie umfassen gleichermaßen das Technische, das Soziale, das Ästhetische und das Menschliche. Ihr frühes Verständnis des Computers als eine neue Art von Volksinstrument hat sich inzwischen bewahrheitet, und ihr eigener einflussreicher Vorstoß auf diesem Gebiet war das berühmte Programm »Music Mouse« (1986), das heute als eines der ersten »intelligenten Instrumente« gilt.
Durch die Automatisierung einiger Aspekte des Aufführungsprozesses konnte das Programm "Nutzende" in Interpret:innen, Komponist:innen, Mitwirkende und Mitgestaltende verwandeln. Spiegel entwickelte auch das Musiksystem »alphaSyntauri« für den Mikrocomputer Apple II und gründete das Computer Music Center der New York University.
Spiegels Umsetzung von Johannes Keplers »Harmonices Mundi« wurde von dem Astronomen Carl Sagan als Eröffnungsstück der Goldenen Schallplatte ausgewählt, die sich an Bord der 1977 gestarteten NASA-Raumsonde Voyager 2 befand. Im Jahr 2018 wurde dieses Werk zusammen mit der Musik von Chuck Berry, Beethoven, senegalesischer Percussion-Musik und javanischem Gamelan zu einer der ersten und einzigen von Menschen geschaffenen Musikkompositionen, die in den interstellaren Raum gelangte.
In Anbetracht all dieser und vieler weiterer Leistungen freut sich die Jury, den Giga-Hertz-Hauptpreis für das Lebenswerk an Laurie Spiegel zu verleihen.
George Lewis, Juror