Beschreibung
Heike Großmann
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ZAK | Zentrum für Angewandte
Kulturwissenschaft und Studium Generale
Die Evaluation von Aktivitäten der ,Öffentlichen Wissenschaft‘1 weist Alleinstellungsmerkmale auf, die den zu evaluierenden Aktivitäten geschuldet sind: Topdown‐Kommunikationsinteraktionen zur Vermittlung von Wissen benötigen andere Evaluationsmethoden als dialogorientierte Konzepte. Für die Beobachtung von Änderungen in der Haltung zur Wissenschaft oder die Untersuchung von Wissenserwerb sollte man daher auch unterschiedliche Evaluationsmethoden einsetzen. Die Auswahl einer Methode ist somit sowohl von der Konzeption der Kommunikationsaktivität als auch von den zu messenden Änderungen abhängig. Durch den Einsatz der ‚Neuen Medien‘ erweitern sich die Möglichkeiten der Datenerhebung, wenn auch nicht unbedingt die Qualität und die Zuverlässigkeit der Daten erhöht werden. Online‐Evaluations‐ und Partizipationsmethoden finden zwar eine gute Referenz in der E‐Partizipation. Der Konsultationscharakter der bisherigen Praktiken der E‐Partizipation entspricht jedoch nicht den Anforderungen von dialogbasierten Kommunikationsinitiativen im Internet, sodass neue Evaluationsmethoden notwendig werden.
Im Fall der Bewegtbildkommunikation eignen sich hybride Vorgehensweisen,
die sowohl standardisierte Evaluationsmethoden wie den klassischen Fragebogen als auch Online‐Feedbackfunktionen und automatisierte Statistiken berücksichtigen.
Das DFG‐Projekt ‚InsideScience‘ zur Produktion und Verbreitung von Wissenschaftsfilmen hat vor diesem Hintergrund einen Evaluationsmethodenmix konzipiert, der der Öffentlichen Wissenschaft in Zeiten des Web 2.0 gerecht werden will. Diese Methoden lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
a. Untersuchung von Userverhalten anhand automatisierter Datenerhebungen und Echtzeit‐Statistikdienste auf Webvideo‐Plattformen
b. Meinungserfassung durch Interpretation von Kommentaren in verschiedenen Webumgebungen (wie Videoportale, Blogs, informelle Lernsettings oder soziale Netzwerke)
c. Online‐Feedback in den oben genannten Webkontexten
d. ,Klassische Methoden‘ wie standardisierte Fragebögen und Leitfadeninterviews im Rahmen von Filmpremieren, Ausstellungen, Workshops und Filmprojekten mit direkter Beteiligung der Zielgruppe
Dieser Methodenmix dient sowohl zur Stärkung der Qualitätssicherung des Projektes als auch der Untersuchung bislang wenig beachteter Kommunikations‐ und Austauschprozesse und möchte somit eine Diskussion über die Evaluationspraxis partizipativer Bewegtbildkommunikation eröffnen.2
1 Zur Erläuterung des Begriffs ,Öffentliche Wissenschaft‘ siehe den Beitrag von Caroline Y. Robertson‐von Trotha in „Öffentliche Wissenschaft und Neue Medien. Die Rolle der Web 2.0-Kultur in der Wissenschaftsvermittlung“, KIT Scientific Publishing 2012
2 Bisher werden grundsätzlich Evaluationsmethoden eingesetzt, die für traditionelle Formen der Wissenschaftskommunikation konzipiert worden sind (vgl. Neresini/Pellegrini 2008).