Beschreibung
Ausgehend von Freuds bekannter Abhandlung über die Religion beschäftigt sich der Beitrag mit einer weiteren Illusion, nämlich mit der künstlerischen Illusion, die als Brennpunkt vieler Ideen Baudrillards angesehen werden kann. Aus epistemologischer Sicht darf die künstlerische Illusion allerdings nicht im Gegensatz zum Realen verstanden werden. Baudrillards Ansatz ist anthropologisch, und sein Begriff der Kunst steht der Magie nahe. Baudrillards kulturelles Interesse ist nicht auf Erkenntnis ausgerichtet, sondern auf das Handeln. Die künstlerische Illusion, die mit der Darstellung und der Bühne verbunden ist, wurde durch eine Massenkommunikation ersetzt, die hyperrealistisch und obszön ist. Trotzdem scheint die Kommunikation eine Art Faszination auszuüben, die der Grund für ihren Erfolg ist. Aber Baudrillards Denken ist nicht naiv, denn es fragt nach dem Grund für seine Möglichkeit, und dieser kann in einer Art von theoretischer Illusion gefunden werden [welche nach einem Ausdruck des französischen Schriftstellers Alfred Jarry als ?pataphysisch? bezeichnet wird].
Mario Perniola ist eine der führenden Persönlichkeiten in der heutigen Philosophie-Szene und hat in einem erweiterten ästhetischen Rahmen einen originellen, phantasiereichen und kritischen Schreibstil entwickelt. Er ist Professor für Ästhetik an der Universität von Rom II [Tor Vergata]. Er wurde in viele Länder zu Lehrveranstaltungen sowie Vorträgen eingeladen und bis vor kurzem war er Gastprofessor an der Graduate School of Humanities and Environmental Studies der Universität von Kyoto [Japan]. Im Deutschen sind von ihm unter anderem folgende Publikationen erschienen: »Der Sex-Appeal des Anorganischen«, Wien 1999; »Ekel«, Wien 2003; und »Die Kunst und ihr Schatten«, Berlin 2003. In Italien erscheint dieses Jahr »Contro la comunicazione«, Torino 2004 in der 3. Auflage. Weitere italienische Publikationen sind »I situazionisti«, Rom 1998; »Estetica del Novecento«, Bologna 1997; und »Del sentire«, Torino 2002.