Beschreibung
Zwischen Baudrillard und Star Trek gibt es auf zwei Ebenen eine unheimliche Ähnlichkeit. Erstens: Es besteht eine genaue Übereinstimmung zwischen Baudrillards Schlüsselwörtern und den Prinzipien der Episoden der Star-Trek-Originalserie: radikale Ungewissheit, die Anerkennung des Andersseins, technische Unfälle und Überraschungen, symbolischer Tausch, die duale Beziehung. Zweitens: Es gibt eine pataphysische Science-Fiction-Technologie - den Transporter, die Warpgeschwindigkeit, die Zeitreisen, das Holodeck. Diese "Trek-nologie" wird aus den hypermodernen Wissenschaften der quantenphysikalischen Unbestimmtheit und der chaostheoretischen Komplexität entwickelt. Es kommt zur Reversibilität: Das Objekt widersetzt sich mir, die Welt denkt uns.
Wenn wir an beiden Enden - Star Trek als Literatur und Star Trek als clevere Technologie - Druck ausüben, ergibt sich eine Doppelstrategie, die darin besteht, ein wenig Reales der "kritischen Theorie" hinzuzufügen und nur in der futuristischen Sprache der "fatalen Theorie" zu sprechen. Dergestalt legen wir ein bisschen von jenem unbekannten Schicksal tief im Inneren der amerikanischen Hyperrealität frei, begeben uns auf eine Reise durch die Wüste Amerika zu einem anderen Stern.
Alan N. Shapiro ist der Autor von »Star Trek: Technologies of Disappearance«, Berlin 2004. Er ist Amerikaner, lebt in Frankfurt/Main und arbeitet als selbstständiger Softwareentwickler. Zu seinen Kunden gehören Volkswagen, I-D Media, Deutsche Bahn und Swisscom. In Amerika hat er an der New York University Soziologie unterrichtet. Seine Essays zur Medien- und Technologieforschung »After Baudrillard« [A.B.] wurden veröffentlicht in: »Semiotext[e]«, »And Then«, »CTHEORY«, »Digital Delirium«, »Nettime«, »Noema Lab«, »Pantaneto Forum«, »NYArts Magazine« und »Libra/Libera«.